Yusra Mardini ist seit April 2017 die jüngste Botschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Für die Organisation ist sie das Gesicht der globalen Flüchtlingskrise und Inspiration für Flüchtende in derselben Situation.
Mit ihrer Schwester Sarah floh Yusra 2015 vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Aus der Türkei versuchten sie als Teil einer größeren Gruppe, mit einem Schlauchboot nach Griechenland überzusetzen. Als der Motor des Boots aussetzte, sprangen Yusra und ihre Schwester – ebenfalls eine Wettkampfschwimmerin – und zwei andere Flüchtende ins Wasser. Sie stabilisierten das Boot und zogen es schwimmend über drei Stunden ans Ufer. So retteten die beiden Schwestern gemeinsam mit den anderen Schwimmern 20 Menschen das Leben.
Kürzlich sah man sie in ihrer Funktion als Botschafterin an der Seite von Cate Blanchett auf dem BAFTA Red Carpet.
In der Schwimmhalle ihrer Heimatstadt Damaskus erlebte Yusra während des Bürgerkriegs, wie eine Granate das Dach durchschlug. Die Trainingsgruppe hatte Glück, die Granate sank, ohne zu explodieren, bis auf den Grund des Beckens.
Ganz anders ihr Trainingsalltag in Berlin. Bei den Wasserfreunden Spandau nahm sie das Training nach ihrer Flucht nach Deutschland wieder auf. Der durch seine international erfolgreichen Wasserballer bekannt gewordene Verein wurde für Yusra zu einer vorübergehenden Heimat. Anschließend lebte sie in Hamburg und trainiert dort am Olympia-Stützpunkt. Mittlerweile lebt Mardini für ihr Studium in den USA. Ob sie noch aktiv trainiert, ist nicht bekannt.
Syrische Rekordhalterin ist Mardini bis heute. 2012 schwamm sie die 400 Meter Freistil bei der Kurzbahn-Weltmeisterschaft in Istanbul in 4:56:66 Minuten und stellte damit einen syrischen Landesrekord auf. Der deutsche Rekord liegt knapp unter vier Minuten.
2016 durfte Yusra vor den Vereinten Nationen sprechen. Mit ihrer knapp dreiminütigen Rede leitete sie zum Auftritt des damaligen US-Präsidenten Barack Obama auf der UN-Vollversammlung über, den sie später auch zum Vier-Augen-Gespräch traf. Obama lobte sie „als großes Vorbild“ für Kinder auf der ganzen Welt.
Er habe sie auch nach ihrer Familie gefragt und ihr ein Autogramm auf ihr Redemanuskript gegeben. Die Zeit nach den Olympischen Spielen in Rio wurde damit zum Höhepunkt ihrer weltweiten Bekanntheit. Die junge Schwimmerin traf auch auf Papst Franziskus und den japanischen Außenminister. Das „Time Magazine“ führte sie auf der Liste der 30 einflussreichsten Teenager.
Natürlich ist Mardini auch in den sozialen Netzwerken unterwegs. Fast 800.000 Follower verfolgen ihr Leben auf Instagram. Für ihre Rolle als Influencerin erhielt sie im Mai 2021 einen „About you“-Award in der Kategorie Sport. „Ich bin sehr dankbar, dass ich lebe. Als ich angefangen habe, zu schwimmen, hätte ich mir niemals vorstellen können, dass Sport mir das Leben retten würde“, sagte sie in ihrer Dankesrede.
Dass sie mal für namhafte Brands wie Burberry oder Tommy Hilfiger vor der Kamera stehen würde, hätte sie sich wahrscheinlich auch nicht denken können. Aber sie will sich nicht um jeden Preis vermarkten lassen. Als ein Tee-Hersteller ihr Gesicht auf seine Packungen drucken wollte, lehnte sie ab. „Ich trinke zwar Tee, aber mein Gesicht auf einer Packung zu sehen, das ist doch komisch“, sagte sie der „Bild“-Zeitung.
Ende 2022 wurde Yusra nochmal eine besondere Ehre zu Teil - der Streamingdienst Netflix veröffentlichte mit „The Swimmers“ einen Film, der auf der Biografie von ihr und ihrer Schwester Sarah beruht.
Dargestellt werden die zwei syrischen Schwestern von zwei anderen Schwestern – die libanesischen Schauspielerinnen Manal und Nathali Issa verkörpern die Mardini-Schwestern. Auch Superstar Matthias Schweighöfer wirkt in „The Swimmers“ mit, der weltweit ausgestrahlt wird.
Seitdem ist es etwas ruhiger um Yusra Mardini geworden, die gerade in den USA studiert. Wir sind gespannt, ob wir sie noch einmal bei internationalen Wettbewerben im Wasser erleben werden. Ihr Engagement für Flüchtlinge hält aber bis heute an.