Lange Zeit hieß es: Ernähre dich gesund und mache viel Sport, dann geht es dir gut. Heute wissen wir, dass das nur die halbe Miete ist. Die körperliche Gesundheit ist ohne Frage wichtig, doch fit bleibt letztendlich, wer auch auf sein seelisches Wohlbefinden achtet. Die jetzige Generation entwickelt ein neues Gesundheitsbewusstsein und die wachsende Beliebtheit von Studiengängen wie Sportpsychologie zeigt, dass sich dieser positive Trend immer weiter durchsetzt.
Erfolgsdruck, Verletzungen und auch private Probleme – all das sind Herausforderungen, mit denen Spitzensportler mental zu kämpfen haben. Wollen sie mit dem Startschuss punktgenau Höchstleistungen vollbringen, reichen perfekt trainierte Bewegungsabläufe nicht aus. Auch die Psyche muss gestärkt werden, gerade für große Wettkämpfen und in schwierigen persönlichen Lebensphasen. Diese Aufbauarbeit unterstützt der Sportpsychologe als Mentaltrainer des Sportlers.
Die Tätigkeit als Sportpsychologe erfordert ein erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium. Ein Bachelor-Abschluss in Psychologie reicht oft nicht, um den Beruf als Sportpsychologe auszuüben. Die Berufsbezeichnung Psychologe ist in Deutschland an einen Diplom- oder Masterabschluss gekoppelt, auch die Promotion sind üblich und für viele gute Jobs hilfreich oder sogar Voraussetzung.
Klassischerweise studiert der angehende Sportpsychologe erst einmal allgemeine Psychologie und spezialisiert sich dann auf die Sportpsychologie. Direkt studieren lässt sich das Fach seit einigen Jahren auch, als Masterstudium an der staatlichen Martin-Luther-Universität Halle und an der privaten Medical School Hamburg. Als Schwerpunkt des Sportwissenschaftsstudiums wird Sportpsychologie außerdem an der privaten Fachhochschule für Gesundheit und Sport, Technik und Kunst mit Hauptsitz in Berlin und weiteren Standorten in Ismaning bei München und Unna in Nordrhein-Westfalen angeboten.
Die Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) hat eigene Lehrinhalte entwickelt, die Psychologen und Sportwissenschaftler mit Masterabschluss zum Sportpsychologen befähigen. Die postgraduale Weiterbildung ergänzt die Inhalte der jeweils fehlenden Studienrichtung und kompensiert so mögliche Lücken. Sie wird für den Bereich Leistungssport vom Center of Mental Excellence unter Leitung von Dr. Christopher Willis angeboten.
Für den Bereich Gesundheitssport mit den Arbeitsfeldern Rehabilitation, Prävention und Behindertensport erfolgt die asp-Weiterbildung zum Sportpsychologen an den Universitäten Kiel und Leipzig. Hier werden auf Antrag auch Mediziner und Pädagogen mit Diplom- oder Masterabschluss zugelassen.
Die Weiterbildungs-Abschlüsse der asp berechtigen zum Eintrag in die Expertendatenbank des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, über die Sportverbände und Spitzenvereine häufig ihre Fachleute für Sport Jobs rekrutieren.
Wie viel ein Sportpsychologe verdient, hängt sehr stark von seinem Anstellungsverhältnis und seiner Qualifikation ab. Es gibt hier also keinen allgemeingültigen Pauschalbetrag. Du kannst aber durchaus mit einem Einstiegsgehalt von rund 30.000 Euro rechnen. Das Jahresgehalt steigt mit der Berufserfahrung, außerdem hängt die Bezahlung auch vom Arbeitgeber ab. Wie auch in anderen Berufen gilt: Je größer der Arbeitgeber, desto mehr verdienst du.
Der Sportpsychologe fungiert Engbert zufolge zugleich als Schnittstelle in der Kommunikation zwischen Trainer und Sportler. Beim Mannschaftssport müsse oft zusätzlich zwischen den Teamkollegen vermittelt werden. Die Bandbreite der Probleme reiche von der aufkommenden Angst über echte Panik bis zu Essstörungen und Depressionen, so Engbert. Der Umgang mit Niederlagen, aber auch mit Emotionen nach Siegen, sei ein weiteres Arbeitsgebiet.
Hier wird deutlich, wie wichtig die mentale Gesundheit ist. Vor allem Sportler wirken nach außen durch ihr athletisches Auftreten fit, aber haben wegen des Leistungsdrucks und den Erwartungen an sie häufig mit psychischen Problemen zu kämpfen. Wenn es dann eine Zeit nicht läuft, verfallen viele regelrecht in einen Trott. Ein Sportpsychologe ist hier der entscheidende Hebel, um den Profi wieder auf die Beine zu bringen.
Der Leistungssport ist ein Zusammenspiel aus Technik, Taktik, Athletik und mentaler Stärke. Spitzensportler trainieren ständig, Höchstleistungen in Drucksituationen zu erbringen. Schwieriger ist es, sich auf konkrete Wettkampfsituationen mit örtlichen Gegebenheiten, Wetterbedingungen und Zuschauerreaktionen einzustellen. Dabei helfen bei Kaderathleten großer Verbände und Vereine inzwischen fast überall Sportpsychologen. Im besten Fall kennen sie ihre Schützlinge über längere Zeit und bauen ein Vertrauensverhältnis auf.
Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi betreuten zwei Sportpsychologen den deutschen Kader, einer von ihnen war der Diplom-Psychologe Dr. Kai Engbert. „Die Sportler bilden ihr Kopfkino aus und lernen, sich Situationen äußerst lebhaft vorzustellen“, berichtete er über seine Arbeit im Interview mit der Ärzte-Zeitung. Um sich die Strecke einzuprägen und die Bewegungsabläufe zu imaginieren, besichtigen sie die Piste oder Bahn. Er rate Athleten, sich ins leere Stadion zu stellen und spiele auch schon mal Geräuschaufnahmen ein, um sie auf Zuschauerreaktionen vorzubereiten. „Wenn der Kopf nicht mitspielt und Nervosität, Angst vor Misserfolg oder die eigenen Erwartungen zu Blockaden und Fehlern führen, ist eine gute körperliche Verfassung wenig wert“, so Engbert.
Aus vielen Gesprächen mit dem Sportler und auch mit dem Trainer ergäben sich die Strategien für die mentale Vorgehensweise. Entspannungstechniken etwa ließen sich gut trainieren. „Wer kurz vor dem Start merkt, dass er zu angespannt ist, kann beispielsweise die Pobacken zusammenkneifen, oft hilft das schon.“ Nur wer entspannen, visualisieren, ausblenden, sich positiv aufladen und auf das Wesentliche fokussieren kann, sei optimal leistungsbereit.
Während Sportpsychologen im Spitzensport seit etwa zehn Jahren wie Sportärzte und Masseure ganz selbstverständlich zum Trainerteam gehören, ist das Jobangebot im Nachwuchsbereich eher selten. Um auch dort die psychologische Betreuung zu verbessern, ist die Weiterbildung von Trainern zum Mental-Coach ein neues Betätigungsfeld für Sportpsychologen geworden, die sich selbstständig machen oder ihre Arbeitskraft in den Dienst freier Unternehmen und Forschungseinrichtungen stellen.
Sportpsychologie ist wesentlich mehr als ein Studiengang, der Spezialisierung verspricht. Der Druck und die Anforderungen im Profisport wachsen und die damit eingehenden Probleme sind nicht zu unterschätzen: Konflikte zwischen Trainern und Spielern, unzufriedene Fans, leistungsschwache Phasen und Ängste wegen der Zukunft. Sportpsychologen stehen den Profis zur Seite und sorgen für eine bessere Mentalität sowie mehr Motivation. Das kommt schließlich der Leistung zugute, doch vor allem der Gesundheit.
Abschließend beantworten wir die häufigsten Fragen zum Sportpsychologie Studium und dem Beruf des Sportpsychologen.
Hier ist zunächst zwischen Bachelor- und Masterstudium zu unterscheiden. Das Masterstudium antreten kann nur, wer bereits einen Hochschulabschluss hat. Alle anderen Voraussetzungen hängen individuell von der Hochschule ab. Das gängigste Zulassungskriterium ist der Numerus Clausus (NC).
Die meisten Sportpsychologen arbeiten in Vereinen, Verbänden, Sportteams (z. B. für Olympia) oder an Universitäten/Hochschulen.
Mit einem Abschluss in Sportpsychologie sind die Berufsaussichten eher durchschnittlich. Die Stellen sind rar und viele Absolventen üben den Beruf oft nur selbständig als Nebentätigkeit aus.
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