Die Hypo-Vereinsbank und die Bayerische Landesbank sind keine ausgewiesenen Sportadressen – doch für Jan-Christian Dreesen waren sie das Sprungbrett zum Job des Finanzvorstands in der Fußball-Aktiengesellschaft des FC Bayern München. Auch Kasper Rorsted war vor seinem Antritt als Adidas-Chef branchenfremd in der Computer- und Konsumgüterindustrie aktiv.
Zwei plakative Beispiele, aber sie widerspiegeln die Realität, denn die Nachfrage ist vorhanden. Die Sportbranche durchlebt einen Aufschwung und kann ihren Personalbedarf nicht allein mit Fachleuten decken, die schon mit der jeweiligen Sportart aufgewachsen sind. Die Chancen für Quereinsteiger stehen deshalb so gut wie nie, doch die Unternehmen möchten auch Einsatz seitens der Bewerber sehen.
Zugegeben, viele Wunschstellen sind häufig belegt und vor allem bei großen Unternehmen wie Adidas oder Nike ist es schwierig als Quereinsteiger Fuß zu fassen. Damit es mit dem Traumjob klappt, haben wir nachfolgend fünf hilfreiche Tipps und Tricks zusammengefasst, um das eigene Portfolio aufzubessern und sich erfolgreicher zu verkaufen.
Völlig legitim und in der Praxis bewährt: Wer seine Erfahrungen in Bereichen herausstellt, welche für die Sportbranche interessant sind, hat bessere Chancen bei der Bewerbung. Dabei darf im Lebenslauf zum Beispiel die Station bei einem Modehersteller ausführlicher beschrieben werden, wenn man sich bei einem Sportbekleidungs-Unternehmen bewirbt.
Auch bei Plattformen wie Xing und LinkedIn darf ein Praktikum bei einem Konzertveranstalter mit vielen Details beschrieben werden, wenn das Ziel ein Job im Ticketverkauf ist. Bei diesen Business-Netzwerken sollte man in der Beschreibung seine Begeisterung für Sport zum Ausdruck bringen und nach welchen Jobs man sucht.
Weil sich immer weniger Fachkräfte über Stellenanzeigen finden lassen, geht auch die Sportbranche verstärkt den Weg über Personalberater, sogenannte "Headhunter" oder "Recruiter". Diese sprechen Kandidaten bei anderen Firmen direkt an und durchsuchen Plattformen wie Xing und LinkedIn. Diese Berater nehmen in der Regel aber auch proaktive Bewerber („Jobhunter“) in ihrer Datenbank auf, die vielleicht beim nächsten Kundenauftrag gesucht sein könnten.
Unter „Personalberater Sportbusiness“ findet man bei Google einige spezialisierte Headhunter. Hier lohnt es sich, zu diesen Branchenexperten Kontakt aufzunehmen, um bei einer Suche mit passenden Anforderungen in die Auswahl zu kommen. Dafür brauchen potentielle Quereinsteiger dann das zugespitzte Profil (erster Punkt oben) und im Gespräch mit dem Headhunter vor allem eine nachvollziehbare Begeisterung für die Branche. Zudem hilft auch das spezialisierte Sportjobportal der ISPO, in dem neue Sport Berufe angeboten werden.
Allein bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gehen fünf neue Sportarten an den Start: Baseball/Softball, Karate, Skateboard, Sportklettern und Surfen. Es muss also nicht immer Fußball sein. Wer seine Erfahrungen in Betriebswirtschaft, Marketing oder PR ganz neu im Sport einsetzen möchte, hat bei den aufstrebenden Sportarten und ihren Verbänden bessere Chancen als bei den etablierten. Ganz einfach, weil es dort noch nicht so viele erfahrene Kräfte gibt und der Bedarf dafür steigt.
Heißester Tipp ist derzeit eSports. Neben den reinen Gaming-Anbietern brauchen auch etablierte Vereine verstärkt Experten auf diesem Gebiet. Vor allem IT-Experten, aber auch Vermarkter und eine ganz neue Generation von Fan-Beauftragten. So hat der Bundesliga-Traditionsclub Schalke 04 als Vorreiter eine eigene Esports-Abteilung gegründet. Andere Vereine werden und müssen folgen. Wer sich bei den Einsteiger-Clubs zuerst mit seiner Leidenschaft zum Gaming bewirbt, hat beste Chancen.
Berufserfahrung in der Branche und/oder eine Karriere im Leistungssport und dazu ein Studium im Sportmanagement sind natürlich kaum zu toppen. Es gibt aber auch einen zweiten Weg, der nicht viel weniger erfolgsversprechend ist: Fundierte Kenntnisse inklusive Studium in BWL, Marktforschung, Medizin, Psychologie, IT oder Sprachen und dazu eine Fortbildung im Bereich Sport.
Viele Vereine, Verbände und Hersteller sind für Experten auf einem Gebiet wie Finanzen oder PR offen, die sich den „Stallgeruch“ über eine Zusatzqualifikation erworben haben. Anbieter für solche Akademie-Diplome gibt es viele. Eine Entscheidungshilfe können dabei Vergleichsportale wie www.sport-studieren.de/fernstudium/ oder www.studieren-berufsbegleitend.de bieten.
Ein Fortbildungs-Beispiel ist die Kooperation des Sportwirtschaftsmediums „SPONSORs“ mit der Privathochschule „WHU – Otto Beisheim School of Management“, die „Sports Business Academy by WHU SPOAC“ in Düsseldorf. Hier können sich Berufstätige, die eine Karriere im Sportbusiness anstreben, weiterbilden. Auch Quereinsteiger. Ebenfalls in Düsseldorf sitzt das IST-Studieninstitut, welches Fern-Kurse mit Präsenzphasen zum Geprüften Sportfachwirt (IHK) inklusive DOSB-Vereinsmanager/-in B-Lizenz vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen anbietet. Die SPORTBUSINESS CAMPUS GmbH in Düsseldorf, Fürth und Wolfsburg bietet unter anderem auch Weiterbildungen zum Esports Manager an.
Nicht sonderlich beliebt, aber deshalb eine Chance für Quereinsteiger: Ein Schritt nach unten auf der Karriereleiter. Also vom Teamleiter zurück zum Manager oder vom Manager zum einfachen Sachbearbeiter. Natürlich mit der Option, aus dieser „Delle“ verstärkt durchzustarten und das in der Traumbranche Sport. Größere Sport-Unternehmen stellen auf unteren Positionen immer wieder Leute aus anderen Branchen ein, welche sich bereits mit Führungsaufgaben befassten.
Ein Klassiker sind Mitarbeiter aus Startups, die dort schnell die Karriereleiter hochgeklettert sind und sich in kurzer Zeit einen breiten Horizont erworben haben. Diese können in etablierten Unternehmen mit ihrer sehr gefragten Expertise auch gleich auf höheren Ebenen einsteigen. Aber das ist keine Gesetzmäßigkeit. Wer keine ausgesprochen gesuchte Erfahrung hat, etwa beim Startup „nur“ für ein Callcenter zuständig war, muss bei den Sportgiganten einen Schritt nach unten in Kauf nehmen. Kann aber bei nächsten Beförderungsrunden mit einem schnelleren Fortkommen rechnen, weil frühere Führungserfahrungen oder Budgetverantwortungen berücksichtigt werden.
Der Inhalt einer Bewerbung macht nicht nur die Berufserfahrung aus, sondern auch das Anschreiben. Hierbei solltest du folgende Tipps und Tricks befolgen:
- Den Namen des zuständigen Ansprechpartners herausfinden
- Rechtschreibfehler vermeiden
- Keine Anschreiben aus dem Internet kopieren
- Nicht zu viel Inhalt
- Nur relevante Kenntnisse erwähnen
- Erwähnen, wieso Sie sich für das Unternehmen bewerben
Berücksichtigst du diese Tipps, steigerst du deine Chancen. Wichtig ist auch die Authentizität, denn Personaler/Innen sehen es sofort, wenn ein Bewerbungsschreiben aus dem Internet kopiert wurde. Gerne auch mal kreativ sein!
Auf jeden Fall gilt: Nicht abschrecken lassen! Die Recruiter bei Sport-Unternehmen gehen davon aus, dass die Bewerbungsvoraussetzungen meist nur zu 80 bis 90 Prozent erfüllt werden. Den absolut passenden Kandidaten gibt es fast nie.
Ein Beitrag von Gunther Schnatmann, Personalberater (schnatmann media), Bewerbungs-Coach und Medientrainer (topcom academy)
Noch mehr Tipps und Tricks gefällig? Die bekommst du in unserem FAQ! Wir beantworten nachfolgend die am häufigsten gestellten Fragen im Zusammenhang mit Sport Berufen.
Personalberater und Headhunter interessieren sich hauptsächlich für beruflich relevante Kenntnisse. Fülle die Rubriken wie "Ich suche" oder "Kenntnisse" so genau und spezifisch wie möglich aus. Vermeide außerdem floskelhafte Stärken wie z. B. "Organisationstalent" oder "kommunikationsstark". Hebe dich von der Masse ab!
Achte auf eine saubere Umgebung, denn der erste Eindruck entsteht über die Kamera. Unterbinde von vornherein mögliche Störquellen (z. B. Handy) und stelle sicher, dass das Internet funktioniert. Es empfiehlt sich zudem, die Kamera und das Mikrofon bereits vor dem eigentlichen Gespräch zu testen und sich mit Programmen wie Zoom oder Google Meet vertraut zu machen.
Beim E-Sport treten Spieler oder Teams in Online-Videospielen (z. B. FIFA oder League of Legends) gegeneinander an. Der Markt wächst und durch die steigende Nachfrage gibt es auch mehr Jobs in dieser Branche.
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