Hohe Spritpreise, immer mehr fahrradtaugliche Infrastruktur und der Drang der Menschen nach Bewegung und Natur bedeuten eines: Der Fahrrad-Boom ist noch lange nicht vorbei!
Laut European Cycling Federation (ECF) wird die Zahl der verkauften Fahrräder bis 2030 um rund ein Drittel auf 30 Millionen ansteigen. Der Anteil der E-Bikes an den Verkaufszahlen dürfte dabei weiter steigen.
Allein in Deutschland wurden im Jahr 2021 erstmals mehr als zwei Millionen E-Bikes verkauft - trotz der Lieferkettenprobleme der Branche. Die Nachfrage in Europa wächst stetig, doch der größte Markt für E-Bikes ist auch 2022 Ostasien.
Betrug der Gesamtwert des E-Bike-Markts im Jahr 2021 noch rund 24 Milliarden Euro, wird er bis 2027 laut den Marktforschern von "Mordor Intelligence" mit einer jährlichen Wachstumsrate von über zwölf Prozent auf rund 48,5 Milliarden Euro anwachsen.
Die Entwicklung im innerstädtischen Verkehr geht immer weiter weg vom Auto. Die Fahrradinfrastruktur wächst dagegen stetig, der E-Bike-Boom macht es möglich, selbst hügelige Strecken entspannt und ohne schweißtreibende Anstrengungen zu bewältigen.
In Deutschland machten E-Bikes laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) im Jahr 2021 43 Prozent aller Fahrradverkäufe aus. Allein im Mountainbike-Segment wurden in Deutschland mit 680.000 E-Bikes fast fünfmal so viele E-MTBs wie "herkömmliche" Mountainbikes (141.000) verkauft.
Ebenfalls im Kommen: SUV-E-Bikes – angelehnt an die Autokategorie mit teils zweifelhaftem Ruf. Bei Fahrrädern bedeutet SUV: Alltagstaugliche Mountainbikes mit Gepäckträger, Beleuchtung, Ständer und teilweise sogar tiefem Einstieg.
Das bringt stressfreien Fahrradalltag und gleichzeitig Spaß, wenn’s mal auf eine Radtour gehen soll. Der größte Vorteil der SUV-E-Bikes sind aber die mächtigen Akkus und leistungsstarken Motoren für eine riesige Reichweite im Gelände oder bei langen Touren.
Hersteller wie Winora und Flyer bedienen die Zielgruppe mit ihren neuen Modellen "Yakun" und "Goroc 2".
Vom Auto aufs Rad umsteigen – und alles ist gut. So einfach könnte die Welt sein. In punkto Nachhaltigkeit ist sie es aber nicht. Denn auch die weltweite Fahrradproduktion hinterlässt ihre Spuren, die aus ökologischer Sicht nicht zu vernachlässigen sind. Lange Transportwege, energieintensive Produktion, problematische Rohstoffe – all das sind auch negative Begleiterscheinungen des Fahrradbooms.
Doch auch die Bike-Branche arbeitet eifrig daran, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Ende 2021 haben 22 Unternehmen der Branche eine Charta für nachhaltiges Handeln ins Leben gerufen. Der E-Bike-Produzent Riese & Müller, einer der Unterzeichner der Charta, will bis 2025 das "nachhaltigste Unternehmen der E-Bike-Branche" werden.
Der Reifenhersteller Schwalbe entwickelt in einem Pilotprojekt ein Recyclingsystem für Altreifen. Statt alte Reifen zu verbrennen, sollen ihre Rohstoffe der Kreislaufwirtschaft zugutekommen.
Rose, Pionier im Fahrrad-Versandhandelgeschäft, kündigte an, bereits in vier Jahren komplett klimaneutral zu arbeiten. Damit man künftig vom Auto aufs Rad umsteigen kann.
Nachdem 2021 fehlende Komponenten vielen Bike-Neuheiten einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten, können sich Mountainbike-Fans 2022 wieder auf eine Vielzahl neuer Modelle freuen. Rose Bikes etwa konnte 2021 nur eins statt der fünf geplanten neuen Bikes launchen. Für 2022 sind dafür gleich sieben neue Bike-Plattformen geplant. Auch Cube wartet vor allem im E-Mountainbike-Bereich mit zahlreichen neuen Modellen auf.
Und: Down-Country-Bikes haben sich etabliert. Das sind Bikes, die eigentlich Rennfeilen wären, aber mit längeren Federwegen oder absenkbaren Sattelstützen deutlich spaßorientierter sind - und die anscheinend gut ankommen. So ist das neue Scott Spark 2022 schon gar nicht mehr als Racefully, sondern nur in der Down-Country-Variante zu haben. Auch Cubes 2022er-Neuauflage des AMS beinhaltet jetzt auch zwei Down-Country-Modelle.
Damit beim ganzen Mountainbike-Hype die Sicherheit und der Fahrspaß nicht leiden, werden Initiativen zur fairen gemeinsamen Waldnutzung immer wichtiger. Die Initiative "Bike Spirit 4.0" unter der Führung des Mountainbike Tourismus Forums leistet etwa Aufklärungsarbeit zum richtigen Verhalten, Konfliktvermeidung und mehr Miteinander im Wald.
Schwerer als die härtesten Trials war es 2020 und 2021 oft, überhaupt an ein neues Fahrrad zu kommen. Lieferengpässe durch den Coronavirus, Rohstoffknappheit und steigende Transportpreise trafen zugleich auf eine riesige Nachfrage.
Inzwischen haben viele Bike-Marken reagiert und verlegen die Produktion von Rahmen oder Komponenten wieder vermehrt von Asien nach Europa. In Portugal, Ungarn und Polen sind laut "Pressedienst-Fahrrad" zuletzt die Produktionskapazitäten erhöht worden. Auf Deutschland als Produktionsstandort setzen Marken wie Abus, Ortlieb, Brose oder Puky.
Gravelbikes sind gekommen, um zu bleiben. Das hat auch der Internationale Radsportverband UCI erkannt und mit der UCI Gravel World Series von April bis September 2022 eine eigene Rennserie nur für Gravelbiker ins Leben gerufen.
Fahrspaß, Naturerlebnis, Abenteuer. Diese drei Eigenschaften vereinen Gravelbikes. Der Trend für die Rennräder mit Stollenreifen oder – je nach Blickwinkel – Trekkingbikes mit Rennlenkern setzt sich auf 2022 ungebremst fort. Entspannte Geometrien, ausgereifte Antriebstechnik, breite Reifen und Scheibenbremsen begeistern all jene Rennradfahrer, die weg von der Straße wollen. Aber auch Mountainbiker lieben das direkte unmittelbare Fahrgefühl und steigen um oder erweitern ihren Fuhrpark.
Auch E-Antriebe fassen im Gravelbereich immer mehr Fuß – ob kraftvoll ausdauernd mit Shimano- oder Boschmotoren oder leichtfüßig und agil mit den leichten Fazua- oder Mahlemotoren. Puristen schwören aber weiter auf Muskelantrieb, zumal einer der jüngsten Outdoor-Toptrends damit unmittelbarer zu erleben ist: Mikroabenteuer. Raus aus dem Alltag und aus der Komfortzone, Träume verwirklichen. Für Radfahrer bedeutet das: Taschen packen, losfahren, draußen übernachten.
Bikepacking heißt das dann – und die aktuellen Gravelbikes sowie der Zubehörmarkt bieten jede Menge Möglichkeiten, Packtaschen mit allem Nötigen für unterwegs am Rad festzumachen.
Ein dicker Firmenwagen war lange Zeit Statussymbol und Privileg gleichzeitig. Seit es Fahrradleasing gibt, hat sich das grundlegend geändert. Weil Fahrräder sich immer mehr zu Statussymbolen entwickeln und weil immer mehr Arbeitgeber das Thema „Dienstfahrzeug“ nicht mehr nur der Chefetage vorbehalten. Mehr als 300.000 Leasingfahrräder befanden sich deshalb bereits 2020 auf den deutschen Straßen und Radwegen. Mit stark steigender Tendenz.
Attraktiv dabei: Die Leasingrate wird vom Bruttogehalt bezahlt, also vor Abzug von Steuern und Abgaben. Dafür muss jeden Monat 0,25 Prozent des Verkaufspreises als geldwerter Vorteil versteuert werden. Dadurch entstehen attraktive Monatsraten, die in der Regel auf drei Jahre Nutzungsdauer gerechnet werden. Danach kann das Rad zurückgegeben oder zu einem Restwertpreis übernommen werden.
Fast alle Fahrradhändler oder Internetversender arbeiten mittlerweile mit großen Leasinganbietern zusammen. Das Prinzip ist einfach: Wunschrad aussuchen, Leasingangebot erstellen lassen, unterschreiben, losfahren. Wer 2022 Dienstfahrrad fährt, gehört zu den Trendsettern der Saison. Allerdings: Auch in der kommenden Saison wird auf dem Fahrradmarkt die Nachfrage größer als das Angebot sein. Wer also sein Wunschrad sieht, sollte nicht lange zögern.