Karriere/03.01.2019

Schritt für Schritt zur erfolgreichen Video-Bewerbung

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Besonders im Sport-Business können Clips mehr über einen Bewerber aussagen als Tausend Worte. Hier gibt es die besten Tipps aus der Praxis.

Selbstgedrehte Video-Bewerbungen kommen bei den Recruitern heutzutage gut an. 

Vor rund einem Jahr war das Video von Page Kemna ein viraler Hit. Nicht auf YouTube oder Facebook, sondern im Business-Netzwerk LinkedIn wurde die Bewegtbild-Bewerbung der 24-jährigen Absolventin aus Nevada fast eine Million Mal abgerufen. Sie hatte sich vor laufender Kamera vor ein E-Piano gesetzt und ihre Bewerbung gesungen: „Hire me“ – „Stellt mich ein“Sie suchte einfach nur einen Kreativjob – und konnte sich vor Angeboten nicht retten, weil Tausende Personalchefs ihren Mut und ihre erfrischende Art bewunderten.

Mittlerweile sind Video-Bewerbungen (natürlich sprechend und weniger singend) im Trend: Firmen können sich damit noch vor dem Bewerbungsgespräch ein Bild über die Persönlichkeit machen und Bewerber können sich aus der Masse abheben. Gerade in kreativen Branchen und bei Markenartiklern kommen solche mutigen Bewerbungen gut an.

Das Sport-Business ist dafür ideal geeignet, weil dort die Bewerber ihren Bezug zur Marke und zum Sport eindrucksvoller zeigen können als nur mit Worten. Hier die wichtigsten Voraussetzungen, um mit einem Bewerbungsvideo bei Sport-Unternehmen erfolgreich anzukommen – in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit.

1. Nicht ablesen, einfach drauflos erzählen

Fast jeder, der heute auf den Video-Zug aufspringt, legt sich eine genaue Dramaturgie, ein Drehbuch, zurecht. Jeder Satz wird zuvor aufgeschrieben und geprobt. Oft werden spezielle Apps eingesetzt. Diese arbeiten meist mit vorgefertigten Fragen, auf die man vor der Kamera Antworten gibt, damit die Vorstellung – vermeintlich – klarer strukturiert ist. Das ist aber genau NICHT der Sinn und Zweck dieser Videos. Ohnehin strukturiert sind die Lebensläufe und die Eingabemasken der Bewerbungsportale (gerade bei den großen Sport-Konzernen).

Was der Recruiter darüber hinaus kennen lernen will und sonst nur schriftlich im Anschreiben erfährt: Was für eine Persönlichkeit bekomme ich mit dem Bewerber? Ist er/sie witzig oder eher trocken, spontan oder nachdenklich? Deshalb sollte ich mir ein grobes Gerüst zurechtlegen, was ich sagen möchte (Inhalt unter Punkt 2.). Und den Text dann mit eigenen Worten, die mir gerade einfallen, möglichst locker – so wie ich im wirklichen Leben bin – erzählen. Das kann mehrmals mit immer neuen Varianten zur Probe erfolgen. Bis eine Einstellung sitzt – Hauptsache nicht abgelesen.

2. Wer bin ich, was will ich, was sind meine Geschichten?

Der Arbeitgeber will konkret zwei Dinge wissen: Wer bist Du? Warum willst Du zu mir? Wichtig ist also zum Einen, den eigenen USP herauszuschälen. Das geht am besten mit der Vervollständigung des Satzes „Mit mir bekommen Sie eine/n....“. Zum Beispiel eine Frau, die pro Jahr 3.500 Kilometer querfeldein läuft, für ihren Master-Abschluss in die USA gegangen ist, um dort über Marketing für Laufschuhe zu forschen und die dabei ihre Liebe zu Umwelt-Themen entdeckt hat.

Ähnlich die Aussage zum Unternehmen: An Ihrer Firma hat mir schon immer das Design gefallen, aber seit einem halben Jahr verfolge ich, wie Sie sich für fairen Handel einsetzen und das kann ich mir als Einsatzgebiet sehr gut vorstellen! So. Und als Sahnehäubchen obendrauf wäre eine kleine Geschichte der Erfolgsturbo. Am Anfang, mittendrin oder am Ende. Wie der erste Kontakt mit der Marke war, wie man bei einem Sportwettbewerb die wahren Vorteile eines Produkts kennengelernt hat, etc.. Vorteil: Geschichten lassen sich am lockersten und natürlichsten erzählen (siehe Punkt 1.).



3. Der Hintergrund gehört zur Sport-„Visitenkarte“

Ein Video lenkt die Aufmerksamkeit auf die Ausstrahlung eines Bewerbers, wie er etwas erzählt. Aber auch auf den Hintergrund, den der Betrachter automatisch sehr genau studiert und bei dem jedes kleine Detail auffällt und vielleicht auch ablenkt. Nackte Wand ist langweilig, aber bereits ein unruhiges Poster kann die Aufmerksamkeit weg von der Person lenken. „Neutraler“ sind Bücherregale ohne lesbare Buchtitel oder ein aufgeräumter Schreibtisch.

Im Sportbusiness ist es natürlich optimal, Outdoor-Aufnahmen als Teil der persönlichen „Visitenkarte“ zu machen – am Rande der Laufstrecke im entsprechenden Outfit oder vor der Kletterwand zum Beispiel. Trotzdem sollte der Hintergrund „ruhig“ bleiben, es darf nichts Ablenkendes passieren. Und die Sportatmosphäre hat einen weiteren Vorteil: Man muss dabei meist zwangsläufig stehen. Aufnahmen im Stehen wirken in der Regel natürlicher als sitzende Einstellungen (auch wenn der Aufnahmebereich nur bis zum Bauchnabel gehen sollte), man kann mehr die Körpersprache einsetzen, was das Ganze lebendiger macht.

4. Beim Ton hat das Handy seine Grenzen

Wichtiger, als die Meisten denken, ist der Ton. Menschen sind sehr auf Geräusche und Tonschwankungen fixiert. Wir hören schnell heraus, ob es jemand mit seiner Botschaft ernst meint oder nicht. Deshalb ist es einerseits wichtig, laut und deutlich zu sprechen. Andererseits aber auch langsam und in kurzen Sätzen, was prägnant und „ernsthaft“ klingt. Jemand meint es „ernst“ mit seiner Bewerbung, wenn er seinen Text nicht herunterrattert.

Technisch ist der Ton die größte Herausforderung. Wie gut heutige Smartphones für Bewegtbildaufnahmen auch sein mögen – beim Ton haben die kleinen Wunderkästen bauartbedingt ihre Schwäche. Wer nicht auf engste Selfie-Entfernung herangeht, was nicht empfehlenswert ist (siehe Punkt 5.), fängt zu viel Rauschen der Außenwelt ein. Und selbst im ruhigsten Raum ist die Tonqualität bei der empfohlenen Entfernung zwischen Aufnahmegerät und Akteur so mittelmäßig, dass der Betrachter später den Lautstärkeregler voll hochziehen muss und die Stimme dann schnell krächzend rüberkommt. Abhilfe: ein Mikrofon! Gibt es für Smartphones schon für kleines Geld und sollte sich jeder leisten, der ein ernsthaftes Bewerbungsvideo drehen will. Ob Aufsteckmikro direkt am Gerät, Richtmikrofon oder zum Anstecken an der Kleidung.


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5. Technische Details für den Erfolg

Generell ist ein gutes Smartphone für Bewerbungsvideos ausreichend. Es müssen nicht über 40 Megapixel Auflösung sein, aber mindestens 12 MP sind empfehlenswert. Knackpunkt: Beim Handy denkt jeder ans Selfie und filmt mit ausgestrecktem Arm drauflos. Das hatte vielleicht am Anfang der Videobewerbungen noch Charme, sieht aber wegen der Ultra-Nahaufnahme oft unvorteilhaft aus (jede Schweißperle im Großformat) und ist vor allem zu wackelig.

Für ein professionelles Bewerbungsvideo, bei dem sich der Betrachter nur auf die Person konzentrieren kann, sind ein Stativ in ein bis zwei Meter Entfernung und ein Mikrofon (Punkt 4.) ein Muss, wenn mit dem Smartphone gefilmt wird. Hier ist die Frage, ob sich der Bewerber beides für den vielleicht einmaligen Zweck anschaffen will.

Alternative 1: Dank deutlich größerer Speicher sind digitale Videokameras auch für künftige Urlaube eine Überlegung wert und sind wegen der Handy-Konkurrenz als Gebrauchtgeräte inklusive Stativ extrem billig. Sie machen ordentliche Bewegtbilder und haben meist ein eingebautes Mikrofon, das denen der Smartphones überlegen ist.

Alternative 2: Digitale Fotoapparate – am besten gleich Spiegelreflexkameras mit vielen Zoommöglichkeiten – machen heute teils bessere Aufnahmen wie Amateur-Videokameras. Wer keine eigene hat, sollte im Freundeskreis herumhören, ob jemand eine mit Stativ ausleiht.

Zuletzt Tipps zum Versenden. Abspeichern sollte man das Video in einem gängigen Videoformat, möglichst mp4. Die Übermittlung des recht hohen Datenvolumens sollte nicht per Mail, sondern über Plattformen wie WeTransfer erfolgen. Am einfachsten ist es, per WeTransfer zu senden, aber dann den Sendungslink noch einmal separat mit der Bewerbung zu verschicken. Weil diese Links meist nur eine Woche gültig sind, ist die optimalste Lösung, das Video dauerhaft auf eine eigene Bewerbungs-Website zu stellen und deren Link zu versenden.

Eins ist klar: Ein hundertprozentig perfektes Bewerbungsvideo kann keiner erstellen, außer er oder sie ist Schauspieler und mietet ein Studio mit Kameramann. Die kleinen persönlichen oder technischen Unzulänglichkeiten verzeihen die Personalverantwortlichen gerne. Für sie zählt eher, womit auch schon Page Kemna Erfolg hatte: Einblick in eine Persönlichkeit gewinnen, die Mut hat und den Willen, sich für den Traumjob richtig stark ins Zeug zu legen!

Ein Beitrag von Gunther Schnatmann, Personalberater (schnatmann media), Bewerbungs-Coach und Medientrainer (topcom academy).