Warum Wandern so beliebt ist? Weil die Sportart für Menschen mit verschiedensten Hintergründen, Vorerfahrungen und Fähigkeiten zugänglich ist.
Beim Sport testen wir unsere mentalen und körperlichen Grenzen aus, wachsen über uns hinaus und entwickeln uns weiter. Nicht nur als Sportler*innen, sondern als Menschen, die andere mitreißen und so eine Veränderung in Gang setzen.
Und diese Möglichkeit möchten wir mit ISPO.com jedem/jeder Einzelnen geben. Jasmin und Chris vom Instagram-Kanal Glücksreisen² blicken in diesem Beitrag für dich auf ihre eigene Entwicklung beim Wandern zurück und zeigen dir, welche Erfahrungen und Fähigkeiten sie fürs Leben lernen konnten.
- Resilienz stärken
- Ambiguitätstoleranz & Frustrationstoleranz steigern
- Den eigenen Schweinehund überwinden
- Vertrauen in eigene Fähigkeiten
- Vorbereitung ist alles
- Verschiedene Wege führen an das Ziel
- Auf den eigenen Körper hören
- Deinem Körper eine Pause gönnen („Entschleunigung“)
- Einfach mal an „nichts“ denken und die Natur wirken lassen
- Selbstbelohnung
- Wertschätzung
„Ich kann oder ich will nicht mehr“ - an diesen Punkt wirst du auf einer Wanderung kommen, wenn du dich forderst. Und das ist normal, denn aller Anfang ist schwer. Besonders die Ausdauer und das Durchhaltevermögen steigen bei jedem erklommenen Meter, bis man den Gipfel des Berges bereits sehen kann und einen die Beine (fast) automatisch zum Ziel hinauftragen.
Denn die Belohnung wartet meistens oben: eine traumhafte Aussicht auf ein einzigartiges Bergpanorama, die uns die Anstrengung und die schmerzenden Beine in diesem Moment völlig vergessen lässt. Jede Wanderung macht dich trittsicherer und der anfängliche Muskelkater vom Beginn vergeht. Deine Muskeln kennen dann bereits die Muskelregionen, die für eine Wanderung benötigt werden, wie z.B. Po, Waden oder Oberschenkel.
Mit jeder Wanderung wirst du ein Stückchen fitter, wodurch du die Länge der Strecke erweitern oder die Höhenmeter steigern kannst.
Eine Ambiguitätstoleranz aushalten können – was bedeutet das? Einfach gesagt heißt das, Mehrdeutigkeit zu akzeptieren und auch das lässt sich trainieren.
Wie lässt sich das auf das Wandern übertragen? Ganz einfach: Kaum auf dem Weg, fangen plötzlich die Muskeln an zu brennen. Und man fragt sich: „Warum tue ich mir das schon wieder an?“
Die Liebe zur Natur oder zu den Bergen treibt uns immer wieder an, jedoch „hassen“ wir uns zeitgleich dafür, dass wir unsere müden Glieder den Berg hinauf schleifen. Am liebsten würden wir doch genau in diesem Moment auf der Couch sitzen wollen.
Beim Wandern stößt du immer wieder an eigene Grenzen, die inneren Frust und Ungeduld mit sich bringen. Aber du bist beim Wandern oft auf dich selbst gestellt und du musst für dich versuchen, dieses Problem zu lösen. Zum Beispiel, dass du eigentlich nicht mehr hinunterlaufen möchtest, weil die Beine schmerzen. Jammern hilft nicht, den du musst ja wieder vom Berg herunterkommen.
Auch wenn du gerne sofort die schönsten und höchsten Bergwanderungen erleben möchtest, fängt jede*r von uns erst einmal klein an. Auch mit den besten Wanderschuhen wirst du nicht gleich die Zugspitze oder den Mount Everest besteigen können, sondern fängst klein an.
Das heißt: Du lernst sehr schnell, wann du an deine persönlichen, körperlichen und manchmal auch psychischen Grenzen kommst. Du kannst dich Stück für Stück ausprobieren. Und auch zu akzeptieren, dass du nicht die 1000 Höhenmeter auf eine ausgewählte Berghütte schaffst, sondern nur 500 Höhenmeter zu einem wunderschönen kristallklaren Bergsee, gehört dazu.
Es ist eine stetige Balance, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu akzeptieren, diese aber auch immer wieder ein Stückchen zu überschreiten. Häufig hält uns dabei „der innere Schweinehund“ zurück, obwohl wir viel mehr schaffen könnten. Hier kann es helfen, wenn du von einer zweiten Person begleitet wirst, die dich sehr gut kennt. Sie kann dich motivieren, deine Grenzen zu überschreiten - oder das, was du für deine Grenzen gehalten hast.
Das bedeutet jedoch auch, gleichzeitig auf den Körper zu hören, wenn eine körperliche Grenze erreicht ist und diese nicht um jeden Preis zu überschreiten, da dann die Verletzungsgefahr steigt.
Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und der wunderschönen Natur hilft, in deine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und ein besseres Selbstwertgefühl aufzubauen. Du stellst plötzlich fest, wozu dein Körper in der Lage ist und wie du Schritt für Schritt deine Ziele erreichst.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass wir beim Wandern Stresshormone abbauen und das körperliche sowie psychische Wohlbefinden verbessert wird. Auch wenn du das Gefühl hast, dass der Berggipfel noch weit entfernt ist und du innerlich schon fast verzweifelst, durchströmt deinen Körper dann auf dem Gipfel ein Gefühl von Stolz, Freude und Glückseligkeit.
Kritik von außen kann uns an uns selbst und unseren Fähigkeiten zweifeln lassen. Doch wenn du in deine Fähigkeiten vertraust und Schritt für Schritt den Weg weitergehst, kannst du dein Ziel erreichen.
Ein sehr wichtiger Punkt beim Wandern ist die Planung und Organisation deiner Bergwanderung. Spätestens bei einer Hüttenwanderung bzw. Mehrtageswanderung solltest du vorher dein Equipment checken und dir überlegen, was du alles für deine Wanderung benötigst. Manchmal kann es sein, dass du auf dem Weg dorthin stundenlang kein Wasser findest. Wenn du dann nicht ausreichend Trinkwasser mitgenommen hast, wird es kritisch.
Das Gleiche gilt auch für kleinere Snacks und ausreichend Essen für anstrengendere Bergtouren, denn ein kleiner Müsliriegel kann dir den Push geben, den du noch für den Gipfel brauchst.
Das Wandern wird plötzlich wieder leichter, da einfach der Blutzucker im Keller war. Außerdem solltest du ein GPS oder Ortungsgerät bei dir tragen, selbst wenn du „nur“ die Route checken willst.
Planung und Organisation geben uns auch im Alltag Sicherheit, das Zepter fest in der Hand zu halten und uns besser strukturieren zu können.
Hätte ich doch den anderen Wander*innen hinterherlaufen sollen? Habe ich mich nun verirrt? Welcher Weg führt weiter den Berg hinauf? Zweifel und Unsicherheiten beim Wandern sind normal.
Hier wirst du die Erfahrung machen, dass verschiedene Wege auf den Berggipfel führen, mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die du an deine Bedürfnisse anpassen kannst. Das Ziel ist klar: der Gipfel! Wie genau wir da hingekommen sind, ist am Ende egal.
Auch im Alltag ist Kreativität gefragt, um ans Ziel zu gelangen. Und dafür gibt es mehrere Wege.
Gerade Anfänger befürchten, nicht schnell genug zu sein. Du hechelst nach Luft, mit einem knallroten Kopf auf, hast schon mehrere Pausen hinter dir, die Muskeln schmerzen, du fühlst dich wie eine Schnecke im Vergleich zu fitteren Sportler*innen. Und weg ist dein Selbstbewusstsein!
Doch auch hier solltest du auf deinen Körper und deine Grenzen zu achten, denn jeder hat ein anderes Tempo, mit dem wir uns wohlfühlen und das uns guttut. Wandere nur so schnell, dass du dich nebenbei noch unterhalten kannst und nicht zu sehr aus der Puste bist, denn dann ist dein Puls zu hoch.
Wichtig ist auch, die Kräfte richtig einzuteilen. Mit fehlender Kraft steigt die Unkonzentriertheit, was dann schneller zu Verletzungen oder auch im schlimmsten Fall zu Abstürzen führen kann.
Gute und erfahrene Wanderer*innen brauchen wenige bzw. gar keine Pausen? Dem stimmen wir nicht zu, denn Pausen sind sinnvoll und wichtig, vor allem Trinkpausen.
Egal, ob es nur eine kurze „Stehpause“ für einen Schluck aus der Wasserflasche ist oder eine längere Rast auf einem Aussichtsbänkchen, ist es wichtig, dir Pausen zu gönnen, sodass du wieder Kraft tanken kannst.
Nur so können wir uns wieder auf den nächsten Abschnitt unserer Wanderung konzentrieren und die Aussicht auf das wunderschöne Bergpanorama entspannt genießen.
Auch im Alltag verfallen wir in einen Trott und gönnen weder unserem Körper noch unserem Geist eine Pause, obwohl das wichtig ist, um wieder produktiver arbeiten zu können.
Ständig haben wir das Handy in der Hand, denn wir könnten eine neue Nachricht auf WhatsApp haben, den neuen Trend auf TikTok oder spektakuläre Videos auf Instagram verpassen.
Beim Wandern gehst du „back to the roots“ – einfach nur laufen, auf deinen Pulsschlag und die Atmung hören, dem Vogelgezwitscher lauschen und einmalige Sonnenauf- oder Sonnenuntergänge mit einem wunderschönen Farbspektakel erfahren.
Das Beste ist, einfach mal an „Nichts“ zu denken und das Gedankenkarussell auszuschalten und die „To-do-Liste“ gedanklich beiseite zu legen. Was für ein befreiendes Gefühl! Auch diese Fähigkeit nützt dir im Alltag. Wir müssen ehrlich gestehen – an dieser Fähigkeit arbeiten auch wir im Alltag noch, denn einen "Zen-Zustand" erreichen wir nur mit Meditation.
Bei uns im bayerischen Schwaben gibt es einen Spruch bei der Arbeit: „nichts gesagt, ist gelobt genug“, der aus unserer Sicht absoluter Quatsch ist. Denn nichts ist wichtiger, als dich für getane Arbeit oder für eine herausfordernde Bergwanderung selbst zu belohnen. Denn oft braucht es schon Motivation, um die Wanderung überhaupt zu beginnen.
Eine Idee: Eine schöne Strecke aussuchen, und dich danach mit einem leckeren Kaiserschmarrn auf der Hütte, einer leckeren Bergschokolade, einem Gipfelradler oder einer Bergfahrt ins Tal mit einer Sommerrodelbahn selbst belohnen.
Zu selten sagen wir uns selbst, dass wir etwas gut gemacht haben, denn die heutige Arbeits- und Leistungsgesellschaft erwartet von uns, dass wir „funktionieren“. Doch auch nach einer anstrengenden Bergwanderung oder nach einem anstrengenden Arbeitstag ist es völlig okay, dir etwas zu gönnen.
Bei unseren vielen Reisen und Wanderungen stellen wir eins immer wieder fest: Die schönsten Dinge auf der Welt sind kostenlos. Besonders beim Wandern in der Natur verspüren wir eine innere Dankbarkeit.
Es gibt so viele Kleinigkeiten beim Wandern, die sofort ein Glücksgefühl auslösen, wie ein türkisklarer Bergsee, ein versteckter tosender Wasserfall hinter den Bäumen, der Flügelschlag eines Schmetterlings oder das wunderschöne Bergpanorama mit den schneebedeckten Gipfeln, die einen bei der Wanderung begleiten. Diese „Glücksmomente“ schätzen wir sehr auf Wanderungen und stellen immer wieder fest, dass es die Kleinigkeiten sind, die einen glücklich machen.
Es braucht nicht viel Geld, um diese Naturwunder entdecken und erleben zu können. Daher ist es uns wichtig, dass wir auf diese acht geben und so hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haben.
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