- Mental Health bei Müttern: Warum Bewegung mehr ist als Ausgleich
- Was ist Mental Load bei Müttern?
- Profisport und Schwangerschaft: Zwischen Realität und Reform
- Was ist Zyklusbasiertes Training?
- Frauengesundheit: Von der Lücke zur Lösung
- Mütter, Macherinnen, Mutgeberinnen: Führung neu gedacht
- Was wir von Müttern lernen können – 5 Impulse für die Branche
Mütter tragen Verantwortung auf vielen Ebenen – emotional, organisatorisch, mental. Der sogenannte Mental Load begleitet sie rund um die Uhr und kann zu chronischer Erschöpfung und psychischen Belastungen führen. Viele Mütter verzichten gerade deshalb auf Sport, auch weil Selbstfürsorge als „egoistisch“ wahrgenommen wird. Dr. Fiona Bull von der WHO betont den Unterschied zwischen den Geschlechtern: “Männer sind tendenziell aktiver als Frauen. Das bedeutet, dass Frauen seltener von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren. Daher gibt es eine große Chance für uns alle, mehr Frauen und Mädchen zu ermutigen, aktiv zu werden, aktiv zu bleiben und gesund zu bleiben. Das ist wirklich wichtig, und leider wird es oft übersehen.” Gerade deshalb ist es entscheidend, Bewegung nicht als Luxus oder egoistisch, sondern als notwendigen Bestandteil mentaler Gesundheit und weiblicher Selbstfürsorge zu begreifen.
Dabei geht es nicht um Höchstleistung. Im Gegenteil: Intensive Sporteinheiten korrelieren nicht zwingend mit höherem Glück. In einer japanischen Studie berichteten Mütter, die die WHO-Empfehlung von 150 Minuten pro Woche erreichten, von signifikant höherem subjektivem Glück (Score: 4.56 vs. 4.09). Selbst 600 MET-Minuten pro Woche – also etwa fünf Stunden moderat-intensive Bewegung im Alltag wie Gehen oder leichtes Radfahren – machten einen Unterschied. Wichtig ist, dass Bewegung an die aktuelle körperliche und emotionale Verfassung angepasst ist – dann bleibt sie langfristig erhalten und wirkt als echte Ressource im Alltag.
Ein Blick nach Schweden unterstreicht, wie stark politische Rahmenbedingungen mit mentaler Gesundheit verwoben sind: In Ländern mit gleichberechtigter Elternzeit sinkt der Bedarf an Angsterkrankungsmedikation bei Müttern um 26 Prozent. Doch auch im Kleinen kann viel bewegt werden – mit Bewegungsangeboten, die Mütter ernst nehmen, Raum für soziale Verbindung schaffen und psychische Gesundheit nicht als Privileg behandeln, sondern als Basis.
Mental Load bezeichnet die unsichtbare Denkarbeit im Alltag: Termine koordinieren, an Impftermine denken, Geschenke organisieren, an alles erinnern. Meist liegt diese Verantwortung bei Frauen – zusätzlich zu Beruf, Haushalt und Familienorganisation.
Warum betrifft es besonders Mütter?
Traditionelle Rollenbilder wirken weiter: Frauen werden sozialisiert, Verantwortung für die Familie zu tragen – unabhängig vom Jobpensum.
„Have it all“-Kultur: Social Media verstärkt den Druck, alles gleichzeitig perfekt zu managen.
Zahlen zeigen: Frauen leisten durchschnittlich 52,4 % mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer – ein strukturelles Ungleichgewicht.
Die Folgen: Chronische Erschöpfung, Überforderung, erhöhte Burnout- und Depressionsraten
Die brasilianische Volleyballerin Priscila Heldes steht trotz wachsendem Bauch auf dem Spielfeld – medizinisch begleitet, mit angepasstem Training und voller Rückhalt ihres Teams. Ihre Botschaft: “I am healthy and feeling great. The first thing I did when I found out I was pregnant was to seek medical help. I am being monitored by a professional who has experience in the health of athletes and has cleared me to play, taking some precautions, of course.” Pricila betont die Wichtigkeit einer medizinischen Betreuung, selbstverständlich ist jede Schwangerschaft individuell. Jede schwangere Person sollte auf ihren Körper hören und in Absprache mit Ärzt*innen das tun, was ihr gut tut.
Körperliche Aktivität während der Schwangerschaft fördert nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern senkt auch das Risiko für Rückenschmerzen, Schwangerschaftsdiabetes und depressive Verstimmungen nach der Geburt.
Doch während Einzelbeispiele Mut machen, zeigt der Fall der Paralympics-Schwimmerin Elena Semechin die andere Seite: Nach Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft verlor die dreifache Weltmeisterin Sponsoren. Ihre geplante Rückkehr zu den Paralympics 2028 ist ungewiss – nicht wegen der sportlichen Form, sondern wegen fehlender finanzieller Absicherung.
Die gute Nachricht: Es bewegt sich etwas. Die Women’s Tennis Association hat 2025 ein wegweisendes Mutterschutzprogramm eingeführt. Es gilt auch für Spielerinnen, die adoptieren oder gemeinsam mit einer Partnerin Eltern werden. Zwölf Monate finanzielle Sicherheit und Zugang zu medizinischer Beratung schaffen neue Spielräume – nicht nur auf dem Court, sondern auch im Leben.
Top-Stars wie Serena Williams, Naomi Osaka oder Belinda Bencic zeigen, was möglich ist: Sportkarrieren, die nicht trotz, sondern mit Familie stattfinden.
Das Signal ist klar: Wenn Strukturen stimmen, wird Familie im Profisport zur Stärke – nicht zum Risiko.
Hormone beeinflussen das Leben von Frauen und Müttern und der weibliche Zyklus beeinflusst Energielevel, Ausdauer, Regeneration und sogar das Verletzungsrisiko. Wer diese Rhythmen kennt, kann das Training effektiver gestalten – mit messbarem Mehrwert.
Was bringt zyklusbasiertes Training?
Mehr Energie in der Follikelphase (Tag 1–14): ideal für Kraft und HIIT
Besseres Timing für Erholung und leichtere Belastung in der Lutealphase
Reduzierte Verletzungsgefahr durch gezieltes Anpassen der Intensität
Stärkung des Körperbewusstseins und Selbstvertrauens
Wichtig: Jeder Zyklus ist individuell. Es geht nicht um starre Regeln – sondern um gezieltes Hinhören. Wer mit dem Körper trainiert, statt gegen ihn, kann langfristig gesünder, motivierter und erfolgreicher Sport treiben.

Frauengesundheit ist kein „Nice-to-have“ – sondern ein zentraler Faktor für gesunde Gesellschaften und leistungsfähige Unternehmen. Darüber sprach Theresa Härter, Beraterin für Mental Health & Women's Health, WORK BODY MIND, auf ihrem Talk auf der ISPO Munich “Taboo or transformation - Why female health in the world of work is not a “nice to have”.
Sie betont, dass 700 Krankheiten bei Frauen im Schnitt später diagnostiziert werden als bei Männern. Die Folge? Neun Jahre schlechter Gesundheitszustand – pro Frau. Der wirtschaftliche Schaden: rund 1 Billion Euro jährlich, verursacht durch fehlende Diagnosen, falsche Behandlungen und strukturelle Vernachlässigung.
Dabei wäre die Lösung greifbar: Ein geschlechtersensibles Gesundheitsmanagement, das nicht verallgemeinert, sondern differenziert. Endometriose, PCOS, Lipödem oder die Wechseljahre – diese Diagnosen betreffen Millionen von Frauen, bleiben aber in Prävention und Betrieblichen Gesundheitsprogrammen (BGM) oft außen vor. Das muss sich ändern.
Was das konkret bedeutet? Sportangebote müssen auf hormonelle Besonderheiten eingehen, Ernährungskurse auf Krankheitsbilder wie PCOS abgestimmt sein, mentale Gesundheit auch im Kontext von chronischen Schmerzen gedacht werden. Unternehmen, die Gesundheit ganzheitlich und geschlechtsspezifisch denken, investieren nicht nur in Menschen – sondern in Zukunftsfähigkeit.
ISPO 2025 (30. NOV. – 02. DEZ.) widmet dem Thema Health & Wellbeing eine eigene Halle. Hier werden neue Perspektiven auf körperliche und mentale Frauengesundheit sichtbar – durch Produkte, Konzepte und Diskussionen, die Sport, Prävention und Gleichstellung verbinden.
Sie sind C-Level, Gründerinnen, Branchenpionierinnen – und Mütter. Frauen wie Amy Montagne (Nike), Carla Murphy (adidas), Anne-Laure Descours (ehemals Puma) oder Antje von Dewitz (Vaude) zeigen, was moderne Führung bedeuten kann: Vereinbarkeit als Haltung, Selbstfürsorge als Stärke, Purpose statt reiner Performance.
Antje von Dewitz, vierfache Mutter und Geschäftsführerin von Vaude, bringt es auf den Punkt: Wer Führung als Form von Care-Arbeit versteht, führt nachhaltiger, empathischer – und erfolgreicher. Für Amy Montagne war Mutterschaft der Wendepunkt: Sie stellte ihr Leadership komplett um, wurde verletzlicher, sichtbarer – und dadurch wirksamer. Anne-Laure Descours wiederum wählte bewusst Hongkong als Lebensort, um sich als Mutter und Top-Führungskraft entwickeln zu können – ein gesellschaftspolitisches Statement. Carla Murphy treibt mit Vision und Ausdauer den Outdoor-Sektor bei adidas voran – und ist gleichzeitig Ultra-Läuferin und zweifache Mutter.
Priorisierung – Zeit ist limitiert, Fokus entscheidet.
Empathie – Kommunikation wird zur Führungsdisziplin.
Effizienz – Meetings mit Mehrwert, Entscheidungen mit Klarheit.
Stressresistenz – Gelassenheit durch Erfahrung.
Purpose-orientiertes Denken – Arbeiten für etwas, das zählt.
Der sogenannte „Childbearing Penalty“ zeigt laut einer dänischen Studie: Mütter verdienen über die Karriere hinweg rund 20 % weniger – mit mentalen und wirtschaftlichen Folgen. Und doch entstehen genau aus dieser Erfahrung und empathischen Führungsqualitäten neue Ideen: Etwa funktionale Schwangerschaftsprodukte, inklusive Trainingskonzepte oder nachhaltige Marken, die Care zum Business machen. Darum ein Hoch auf Mütter, ihre Führungskompetenz und bewusste Selbstfürsorge!
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