Digitalisierung/23.03.2018

So verändert die Digitalisierung die Arbeit im Sportfashion-Design

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Textil-Designer sind in der Sport- und Sportfashionbranche begehrt. Durch die Digitalisierung sind die Anforderungen an Designer aber gestiegen. Welche Fähigkeiten in der Sportfashionbranche jetzt gefragt sind, erklärt eine ausgewiesene Fashion- und Trendexpertin.

Designer werden auch in einer digitalisierten Welt gebraucht
Designer werden auch in einer digitalisierten Welt gebraucht

Nora Kühner kennt ihre Branche. Sie ist Fashionexpertin mit langjähriger Expertise im Sportbusiness. Von den Unkenrufen, dass Designer durch digitale Technologien ersetzt werden, hält sie nicht viel.

„Erst recht im Sportbereich werden Fashiondesigner auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen“, sagt Kühner, denn „Sport ist ein Zukunftsthema“ und für gutes Design ist menschliche Expertise erforderlich. Davon ist die Fashionexpertin überzeugt: „Amazon hat zwar beispielsweise einen AI-Designer entwickelt, doch dieser kann nicht kreativ/innovativ entwickeln, denn er zieht sein Wissen aus einem Algorithmus, also aus Daten und diese sind zwangsläufig von gestern.“

7 Herausforderungen für Designer durch digitale Transformation

Zudem brauche es Gespür für die menschlichen Bedürfnisse, „rein pragmatisches, funktionelles Design ist gerade in der heutigen Zeit ein Dead End“, sagt Kühner. Das heiße aber nicht, dass sich Designer nicht mit digitalen Technologien auskennen müssen – ganz im Gegenteil. Für Kühner sind die Anforderungen, die Designer gerade im Sportfashionbereich erfüllen müssen, größer geworden.

Für eine erfolgreiche Karriere müssen sie nicht nur Kreativität und Gestaltungswillen mitbringen. Kühner nennt hier 7 Herausforderungen, die die digitale Transformation für Sportfashion-Designer mit sich bringt:

1. Designer müssen Schlüsseltechnologien kennen

Designer müssen technologische Möglichkeiten, beispielsweise 3-D-Druck oder digitale Schnittsysteme, kennen und einzusetzen wissen. Das heißt aber nicht, dass jeder Designer versiert im Umgang mit jeder einzelnen Anwendung sein muss. Dafür sind dann jeweils Experten zuständig.

2. Designer brauchen umfassende Bildung, um Trends zu erkennen

Wer Trends als Designer setzten will, darf sich nicht nur seinen eigenen Interessen widmen. „Neugier ist gefragt, Offenheit für gesellschaftliche Entwicklungen sowie ein breites kulturelles und politisches Grundwissen“, sagt Kühner.

Nur so lassen sich Trends und gesellschaftliche Strömungen erkennen, die dann in den Designprozess miteinfließen. Ein „Open Mind-Set“ ist gefordert, der Blick muss „über die eigene Community hinausreichen“, erklärt Kühner.

3. Designer werden zu Enablern: Do-it-yourself und Co-Creation-Trend

Gerade der Do-it-yourself-Trend erweckt den Eindruck, dass jeder mit Hilfe digitaler Technologien alles selbst herstellen kann. Das sei ein Trugschluss, findet die Trendexpertin, denn gerade in der Detailarbeit fehle die Expertise des Designers. Im Bereich Sportfashion ist es beispielsweise das tiefgehende Verständnis für funktionelle Materialien und ihren Einsatz.

„Designer können aber zum Enabler, Supporter und Begleiter im Co-Creation-Prozess werden.“ Die Textilexperten gestalten dann beispielsweise eine Vorlage und Kunden können diese nutzen und individuell umsetzen.

4. Design bedeutet Transdisziplinarität

Designer brauchen in der digitalen Arbeitswelt ein weitgehendes Verständnis auch in angrenzenden Fachbereichen, um sich beispielsweise mit Stoffherstellern, Produzenten, Entwicklern und den Kunden auseinander zu setzen und zu verständigen.

Sie müssen technologische und menschliche Anforderungen in Einklang bringen. „Look, Passform und die technische Umsetzbarkeit müssen“, sagt Kühner, „von Designern immer mitgedacht werden“.

Trend- und Sportfashionexpertin Nora Kühner
Bildcredit:
Nora Kühner

5. Sportfashion-Experten müssen urban denken

Gerade die Bekleidungsbranche im Outdoorbereich geht vom Menschen in der Natur aus, dies zeigt sich in der funktionellen Kleidung und spiegelt sich in Marketing und Kommunikation der neuen Kollektionen wieder. Doch „treibende Trends entstehen nicht in der Natur, sondern im urbanen Umfeld“, sagt Kühner. Schließlich lebe hier die Mehrheit der Konsumenten.

Wenn Apps, digitale Devices oder E-Sport aus Sicht der Konsumenten zur Sportcommunity dazu gehören, dann „müssen sich auch Designer fragen, was nützt diesen Menschen?“, sagt Kühner. Das geht auch mit der Forderung von Kühner einher, dass gutes Design soziale Bedürfnisse und Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen muss und nicht Funktionalität und Technologie.

6. Designer müssen Nachhaltigkeit im Blick haben

Gerade junge Leute stellen Fragen nach dem ökologischen Fußabdruck der Produkte und den sozialen Herstellungsbedingungen, glaubt Kühner.

Das heißt für Fashionexperten, dass sie sich mit diesen Fragen auseinandersetzen müssen und Design verstärkt „nachhaltig und verantwortlich“ sein und mit entsprechenden Materialien funktioniere muss.

7. Designer müssen ihre Kreativität wahren

„Wenn es uns gelingt, unser Leben und Erfahrungen in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Kühner, dann lassen sich auch die digitalen Technologien gewinnbringend nutzen.

Der Designer ist dann wieder in seiner ursprünglichen Aufgabe gefordert, nämlich kreativ zu sein, sagt Kühner: „Lasst der Kreativität freien Lauf. Denn Visionäre und Vordenker kommen nie aus der Mode.“