In seiner aktiven Zeit gehörte der Freeskier Jon Olsson zu den besten Freestylern der Welt. Bei den X-Games gewann er insgesamt neun Medaillen. Obwohl sich Olsson mittlerweile nur noch selten bei Contests zeigt, prägt er die Freeski-Szene nach wie vor.
Sein YouTube Kanal hat 700.000 Abonnenten, auf Instagram folgen dem Influencer aktuell 674.00 Menschen. Aber auch als Unternehmer ist der 34-Jährige erfolgreich.
2012 gründete Olsson gemeinsam mit dem norwegischen Produktentwickler Truls Brataas die Marke Douchebags. Das Unternehmen hat sich auf intelligentes Reisegepäck für Actionsportausrüstung spezialisiert, das 2014 mit dem ISPO Award im Segment Ski ausgezeichnet wurde.
Jon Olsson: Wegweisendes Treffen auf dem Surfboard
ISPO.com: Profi-Freeskier, Unternehmer, Influencer oder YouTuber – Wie stellt man Sie am besten vor, Herr Olsson?
Jon Olsson: Ich bin ein ehemaliger Freeski-Profi, der heute allerdings deutlich mehr macht als Skifahren. Wobei: Eigentlich bezeichne ich mich immer noch als einen Profiskifahrer und möchte das auch beibehalten, solange ich einen Double Flip draufhabe und mit Skifahren Geld verdiene.
Was den Unternehmer betrifft: Vor 15 Jahren habe ich schon damit begonnen, Marken aufzubauen – ohne jegliches Wissen oder Vorbildung. Ich bin mehrmals gescheitert und habe mir gehörig die Finger verbrannt. Allerdings: Mit jedem Versuch lernt man ja bekanntlich dazu.
Vor 13 Monaten startete ich meinen daily Vlog auf YouTube, was aktuell auch einen Großteil meiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt. Also bin ich wohl Skifahrer, Unternehmer und YouTube- bzw. Instagram-Influencer.
Als passionierter Skifahrer, Surfer und Weltenbummler stellten Sie immer wieder fest, wie problematisch sich Reisen mit sperrigem Gepäck wie etwa Ski-Equipment gestalten. Aus dieser Erfahrung ist die Geschäftsidee zu Douchebags entstanden. Wo kreuzten sich Ihre Wege mit denen Ihres heutigen Partners Truls Brataas?
Auf dem Surfboard stehend vor der Küste Norwegens! Ich war mit Freunden zum Surfen unterwegs und lernte dabei Truls kennen. Was uns auf Anhieb verbunden hat? Die Begeisterung für den Skisport und die unangenehmen Erfahrungen auf Reisen, was unhandliches Sportequipment betrifft. Letztendlich war diese Begegnung der Anfang von Douchebags.
Dürften wir um ein paar mehr Details bitten, was die ersten Schritte von der Idee hin zum Prototypen betrifft?
Um die Bedürfnisse der Endverbraucher exakt zu analysieren, führten wir zu Beginn mehr als 150 Interviews mit Skifahrern, Snowboardern und Surfern. Was erwartet die Kernzielgruppe von außergewöhnlich gutem Reisegepäck? Welchen Ansprüchen muss es gerecht werden?
Wir sprachen auch mit Busfahrern, Bahnbegleitern und entsprechenden Leuten bei diversen Airlines, um herauszufinden, was die andere Seite unter intelligentem Reisegepäck versteht. Im Januar 2012 kam mit The Douchebag unser erstes Produkt auf den Markt.
ISPO ist Teil der Erfolgsgeschichte von Douchebags
Wie hat ISPO MUNICH die Zukunft Ihres Unternehmens beeinflusst?
Douchebags wurde 2012 als Finalist bei ISPO Brandnew in der Kategorie Accessoires benannt, was uns als Start-Up natürlich enorm geholfen hat. Die internationale Aufmerksamkeit, die wir als Newcomer auf der ISPO Munich erhalten haben, war überwältigend und sicherlich auch wegweisend.
Nach der Messe gingen die Verkaufszahlen auf den internationalen Märkten gelinde gesagt durch die Decke. Ausverkauf all unserer Skitaschen innerhalb von nur zwei Monaten! Seither wächst die Douchebags-Familie, sowohl was Produkte als auch Mitarbeiter betrifft.
2014 wurde unser Original „The Douchebag“ im Segment „Ski“ als Winner in der Kategorie „Backbags & Bags“ mit dem ISPO Award, 2015 unsere Website als Winner in Kategorie ISPO Award Communication ausgezeichnet. Kurzum: ISPO ist Teil der Erfolgsgeschichte von Douchebags.
Sie nennen Ihr erstes Produkt „Douchebag“, Ihre Company Douchebags. Warum dieser irreführende, vielleicht sogar kontraproduktive Name, der in USA als Schimpfwort (zu Deutsch: „Trottel“, „Kotzbrocken“) gängig ist?
In der Tat müssen wir uns, was den Firmennamen betrifft, gerade auf dem US-Markt häufiger erklären als in der restlichen Welt. Als wir uns seinerzeit auf den Weg machten, um intelligentes Reisegepäck neu zu interpretieren, fiel spaßeshalber irgendwann der Name Douchebags.
Natürlich hatten wir vorerst nicht ernsthaft in Betracht gezogen unser Unternehmen tatsächlich so zu nennen. Auf meinem damaligen Blog rief ich später zu einem Art Namensgebungs-Contest auf. Ergebnis: Der vorerst absurde Name Douchebags erfuhr große Zustimmung. Und wir fragten uns, ob der verrückte Name tatsächlich passen könnte.
Schließlich definierten wir unsere wichtigsten Firmenwerte schon damals als „rebellisch“ und „innovativ“. Wenn du es mit den ganz Großen aufnehmen willst, schadet es vielleicht nicht, wenn man – und wenn’s über einen irritierenden Namen ist – Notiz von einem nimmt. Irgendwann fiel dann die Entscheidung: Lass uns für ein wenig Wirbel sorgen. Also go for it!
Der verwegene Name ist also als reine Provokation zu verstehen?
Wir wussten, dass dieser Name in USA für Irritation aber auch Aufmerksamkeit sorgen wird. (lacht) Nicht schlecht für ein Start-Up-Unternehmen aus Oslo, einer Stadt, die man in USA häufig als die Hauptstadt Schwedens bezeichnet, oder?
Verdienen Sie schon Geld mit Douchebags, Herr Olsson?
Nein. Gewinne werden reinvestiert.
Jon Olsson: „Ich war ein grottenschlechter Schreiberling“
Jon Olsson ist nicht nur Unternehmer, sondern seit nunmehr 13 Monaten auch ein überaus erfolgreicher YouTuber. Wie kam’s?
Wenn man so will bin ich Video-Blogger oder YouTuber seit 2007. Während meiner aktiven Zeit als Freeskier – ich war damals ein grottenschlechter Schreiberling – kam ein Blog für mich nicht infrage. Trotzdem wollte ich aus einer Art „behind the scenes“ Perspektive zeigen, wie coole Freeski Videos eigentlich entstehen und wie viel Aufwand mitunter für perfekte Einstellungen betrieben wird.
Einmal waren wir geschlagene fünf Wochen für die Produktion eines Ski-Movies in Norwegen! Über Videos, die ich online stellte, teilte ich mich also seinerzeit meiner Community mit. Als ich vor etwa eineinhalb Jahren wieder über diese alten Clips stolperte, freute ich mich wie verrückt. Was für tolle Erinnerungen! Das war der Auslöser. Ich beschloss, Erlebtes wieder in Film und Ton zu konservieren.
Mit Ihrem „Tagebuch“, mittlerweile von über 700.000 Menschen abonniert, verdienen Sie als YouTuber doch auch richtig gut Geld?
Über meinen YouTube Kanal verdiene ich heute tatsächlich deutlich mehr Geld als während meiner erfolgreichen Zeit als Freeskier beziehungsweise Skifahrer. Das ist insofern verrückt, als dass ich seinerzeit meinen daily Vlog ohne gezielte Absicht gestartet habe.
Was man allerdings bedenken muss: Ich habe in den vergangenen 365 Tagen mein ganzes Herzblut, also etwa 20 Stunden pro Tag, in meinen YouTube Kanal investiert. Vor ein paar Wochen haben wir die Frequenz auf vier Videos pro Woche heruntergefahren.
Damit habe ich schlagartig mehr Zeit. Vor allem für die Designarbeit bei Douchebags, was mir von allen meinen Arbeiten am meisten Spaß macht.
Wer folgt Jon Olsson auf YouTube und Instagram?
Ich habe Menschen getroffen, die mit Skifahren rein gar nix am Hut haben, mir aber trotzdem folgen. Offensichtlich besteht meine Community aus Menschen, die entweder Skifahren, schnelle Autos, Abenteuer, Reisen oder einfach meinen Lifestyle mögen. Es ist wohl eine bunte Mischung aus allem.
Auf Instagram sind 76 Prozent meiner Follower männlich, hauptsächlich 18 bis 24 Jahre alt, gefolgt von 25- bis 34-Jährigen, die zusammen mehr als 70 Prozent ausmachen. Auf YouTube sind 79 Prozent meiner Follower männlich im Alter von 18- bis 24 Jahren, gefolgt von 25- bis 34-Jährigen. Top 3 Nationen: 16 Prozent meiner Follower kommen aus Schweden, 11 Prozent aus USA und 7 Prozent aus Deutschland.
Partnerschaft mit Aksel Lund Svindal
Aksel Lund Svindal und Eva Walkner sind – neben vielen anderen – Douchebgas-Ambassadors. Wie kann sich eine kleine Firma aus Norwegen derart namhafte Werbeträger leisten?
Aksel ist mehr als unser Werbebotschafter. Er ist Partner bei Douchebags. Aktuell sind an die 200 Spitzenathleten mit unseren Produkten unterwegs. Als kleines Unternehmen haben wir natürlich noch kein Budget für klassisches Sponsoring im Sinne von finanziellen Zuwendungen. Sehr wohl aber sind wir im Materialsponsoring aktiv.
Es ist großartig zu sehen, dass Menschen, die unsere Produkte lieben, auf uns zukommen und Teil der Douchebags-Familie werden wollen. Wir können uns glücklich schätzen, dass es da draußen so viele Menschen gibt, die an uns und unsere Produkte glauben.
Von Top-Athleten aus aller Herren Länder bis hin zu Fans, die uns seit der Firmengründung treu begleiten.
Kooperiert Douchebags auch abseits vom Sport mit Influencern?
Natürlich unterstützen wir auch Fotografen, leidenschaftliche Reise-Blogger und Influencer. Wir tun das aus Überzeugung.