Gunnar Jans ist Chefredakteur von ISPO.COM
Autor:
Gunnar Jans

Interviewserie ISPO Digitize Keynote-Speaker: Stefan Mennerich

Lernen vom FC Bayern: „Digitale Transformation ist eine ewige Beta-Phase“

Unternehmen wie der FC Bayern München stehen vor der Herausforderung „Digitalisierung" auf der einen Seite und Beibehalten der eigenen DNA auf der anderen. Vor seiner Keynote beim ISPO Digitize Summit spricht Stefan Mennerich, Director Media, Digital and Communication beim FC Bayern, im Interview über den digitalen Wandel der Sportbranche und sein Unternehmen als Positivbeispiel.

Stefan Mennerich – Director Media, Digital and Communication beim FC Bayern
Stefan Mennerich – Director Media, Digital and Communication beim FC Bayern

30 Social-Media-Kanäle, mehr als 47 Millionen Follower auf Facebook, 10,6 Milliarden erreichte Nutzer im Jahr 2017: Der FC Bayern München will nicht nur im Fußball international zu den Besten gehören – sondern im Zeitalter der Digitalisierung auch bei der Transformation Maßstäbe setzen. 

Im Juli 2018 toppten weltweit nur noch Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester United und der FC Chelsea die Social-Media-Zahlen des FC Bayern.

Anfang 2018 unternahm der deutsche Rekordmeister die nächsten Schritte in diese Richtung: Im Januar veranstaltete der FC Bayern die Hackdays, ein Hackathon mit insgesamt 226 Teilnehmern aus 43 Nationen. Im Mai verkündete der deutsche Rekordmeister die Gründung des Digital und Media Lab.

In seiner Keynote zum ISPO Digitize Summit spricht Stefan Mennerich, Director Media, Digital and Communication beim FC Bayern, über die Herausforderung der Digitalisierung, den Wandel im „Denken“, den die Digitalisierung mit sich bringt, und die neue „digitale Einheit“.

„Digitale Transformation ist eine ewige Beta-Phase"

ISPO.com: Was sind für Sie die drei wichtigsten Learnings aus der digitalen Transformation?

Stefan Mennerich: 1. Dass man damit nie fertig wird – die digitale Transformation ist eine ewige Beta-Phase. 2. Dass man permanent Wissen „ansaugen“ muss, immer „das Ohr auf den Gleisen“ haben muss, dass man immer offen für Neues sein muss. 3. Dass man Fehler tolerieren muss. Fehler gehören zur digitalen Transformation.

Digitalisierung fordert ein Wandel im „Denken“

Was sind die größten Herausforderungen, denen Unternehmen wie der FC Bayern beim Thema digitale Transformation gegenüberstehen?
Die größte Herausforderung im Zusammenhang mit der digitalen Transformation innerhalb eines Unternehmens ist sicher der Wandel der „Denke“, der „Kultur“. Weg von tradierten, sicherheitsorientierten Denkweisen, hin zu agilem Denken, dahin, sich ständig und alles immer zu hinterfragen und auch schnelle, mutige, risikobehaftete Entscheidungen nicht zu scheuen.

Wie digital ist die Sportbranche im Vergleich zu anderen Branchen?
Das kann man schwer generell beantworten. Was den Content, die Inhalte betrifft, sind die großen amerikanischen Clubs und auch die großen europäischen Fußballvereine schon sehr weit. Was Serviceangebote, E-Commerce, CRM-Modelle usw. betrifft, kann der Sport sicher beispielsweise noch von den ganz großen Versandhändlern lernen. 

„Digitale Einheit“ muss im Unternehmen hoch verankert sein

Durch was zeichnen sich im digitalen Zeitalter erfolgreiche Unternehmen aus? Sind die Strukturen maßgeblich oder digital denkende Mitarbeiter?
Einerseits sind Unternehmen im digitalen Zeitalter dadurch erfolgreich, dass sie viele Mitarbeiter haben, die sich selbst auch der Digitalisierung, der digitalen Transformation verschrieben haben, die digital denken und handeln. Andererseits ist es aber auch wichtig, dass die „digitale Einheit“ des Unternehmens hoch und prominent im Unternehmen verankert ist, damit auch die nötige Durchsetzungspower damit verbunden ist.

Wie entwickeln Ihre Mitarbeiter beim FC Bayern ein digitales Mindset?
Die meisten Mitarbeiter wurden schon danach ausgewählt, dass sie ein digitales Mindset mitbringen, dass sie digital denken. Zudem fördern wir stark den täglichen Austausch untereinander und eine Kultur des „Wissen-teilens“. Jeder darf Vorschläge machen, jeder wird gehört, Fehler werden toleriert.

Eigene Kultur und Marke nicht vernachlässigen

Welches Produkt, das die digitale Welt und die Sportwelt verbindet, begeistert Sie am meisten?
Zuletzt haben mich die FC Bayern Hackdays begeistert. Ein Hackathon, den wir im Januar veranstaltet haben. Mit 226 Teilnehmern aus 43 Nationen und sieben inspirierenden Challenges mit erstaunlicher Ergebnissen waren die Hackdays ein voller Erfolg und die perfekte Verbindung von realer Sportwelt und digitaler Welt. Denn in der Allianz Arena, rund um unser Bundesligaspiel gegen Werder Bremen, entwickelten die Teilnehmer vier Tage lang jede Menge Anregungen für die Gestaltung der digitalen Zukunft des deutschen Rekordmeisters. 

Was kann das Publikum bei Ihrer ISPO Digitize Keynote von Ihnen und dem Erfolg des FC Bayern im Digital-Bereich lernen?
Ich hoffe, dass der FC Bayern ein gutes Beispiel dafür ist, dass man einerseits die digitale Transformation aktiv betreiben muss, ohne dabei andererseits jemals die eigene Kultur, die eigene Marke, die eigene Geschichte zu vernachlässigen.

Die Keynote-Speaker auf der ISPO Digitize

Auf dem ISPO Digitize Summit (28./29.6.) sprechen digitale Vordenker, namhafte Unternehmer und Größen aus der Sportbranche. Vorab haben sie ISPO.com ihre wichtigsten Learnings aus der Digitalisierung verraten.

Vita Stefan Mennerich

Funktion: Stefan Mennerich, Direktor Medien, Digital und Kommunikation und Prokurist,
ist seit 1997 in verschiedenen Positionen beim FC Bayern München tätig. Er entwickelte alle Online-, Mobile-, und Social-Media-Angebote des FC Bayern von der Website über die Facebook-Präsenz bis hin zum eigenen TV-Sender und sämtlichen Club-TV-Angeboten, die weltweit online, mobil und im TV ausgestrahlt werden. Weiter ist Mennerich beim Rekordmeister verantwortlich für den Bereich Kommunikation und die Bereiche CRM und IT.

Der Diplom-Kaufmann ist Mitglied der Arbeitsgruppen „Medienrechte“ der Uefa und der DFL. Zudem wird Mennerich die neu gegründete Tochterfirma „FCB Digital & Media Lab” zusätzlich zu seinen bisherigen Funktionen leiten.

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