Ja, Kettler gibt es noch – und ist auf der ISPO Munich 2020 präsent. Mit einem offenen, einladenden Stand zeigt die Trisport AG, dass die Traditionsmarke lebt und in den kommenden Jahren viel vorhat. Trisport hat Anfang Januar 2020 die Markenrechte des Fitnessgeräte-Herstellers Kettler für Europa übernommen.
Trisport war seit mehr als 30 Jahren Schweiz-Distributor der Marke und möchte ihr nun neues Leben einhauchen. Trisport-Geschäftsführer Stefan Christen spricht im ISPO.com-Interview über die Gründe des Kaufs und seine Pläne für die Zukunft von Kettler.
ISPO.com: Herr Christen, Ihr Unternehmen hat Anfang des Jahres die Markenrechte für die Fitnessgeräte der Marke Kettler erworben. Warum haben Sie diesen Schritt gewagt?
Stefan Christen: Wir sind seit 40 Jahren mit der Firma Kettler als Distributor verbunden und haben mit einer konsequenten und verlässlichen Vertriebspolitik in der Schweiz eine starke Marktposition erarbeiten können.
Und in so einer langen Zeit ist man als Unternehmen nicht mehr nur Distributor, sondern fühlt sich auch wie ein Teil der Firma Kettler. Daher haben wir uns auch immer sehr für die Marke Kettler engagiert. Und uns dazu entschieden, die Markenrechte für das Gebiet Europa, für Sport und Fitness, exklusive Tischtennis zu übernehmen.
Der Name Kettler hat allerdings nach drei Insolvenzen in vier Jahren gelitten in Deutschland. Wieso sind Sie sich sicher, dass es mit Ihnen jetzt in die richtige Richtung geht?
Wir haben in den Jahren, als wir die Firma als Distributor begleitet haben, einiges mitbekommen und gesehen, wo Probleme liegen und was man anders machen kann. Basierend auf der Erfahrung werden wir jetzt einige Dinge wirklich anders machen.
Zum Beispiel?
Als Erstes wollen wir die (ersten) Ziele gegenüber dem Handel und unseren Partnern darstellen- Daher sind wir auch auf der ISPO Munich 2020. Wir wollen die Zuverlässigkeit und das Vertrauen in die Marke Kettler wiederherstellen – gegenüber Händlern, aber auch gegenüber Konsumenten. So wollen wir nach und nach die Marke Kettler wieder dort positionieren, wo sie war, um wieder eine relevante Partnerschaft mit dem Handel einzugehen.
Gibt es denn schon Rückmeldungen aus dem Handel oder aus der Branche?
Ja. Wir durften sehr viele interessierte Händler, Mitbewerber und Journalisten bei uns am Stand begrüßen. Das war auch unser großes Ziel: Hier zu sein und einen offenen Dialog zu pflegen. Darum haben wir auch unseren Stand so offen und transparent gestaltet.
Ein Satz ist hier überall, auch von Konkurrenten zu hören: „Schön, dass ihr da seid und dass es Kettler weiterhin gibt.“ Die letzten Monate haben auch gezeigt: Wenn Kettler nicht am Markt ist, dann leidet der Fitnessmarkt an sich. Es braucht eine gesunde Mischung von starken Marken im Fitnessbereich.
Verbinden die Kunden den Namen Kettler nach dem vergangenen Jahr noch mit Qualität?
Wir sind uns bewusst, dass wir auch da Aufbauarbeit leisten müssen. Um dem Konsumenten wieder die Sicherheit zu geben, dass er ein Produkt kauft, auf das er sich verlassen kann.
Viele kommen auch mit einem Lächeln an unseren Stand, denn mit dem Namen Kettler verbinden sie immer noch Kindheitserinnerungen, weil sie ein Kettcar hatten. Für sie stand und steht die Marke insgesamt für Qualität.
Die Produktion in Werl und Ense wird eingestellt, hieß es zuletzt. Wo produzieren Sie dann?
Eines muss ich dazu vorausschicken: Es gilt das Kettler-Qualitätsversprechen, wo auch immer die Produkte herkommen. Wir produzieren bei ausgewählten OEM-Herstellern in Fernost. Die wählen wir genau aus. Daher brauchen wir noch etwas Zeit, bis wir in den Markt kommen.
Wir wollen das richtig machen und auch eher vorsichtig kommunizieren und nicht zu forsch auftreten. Sondern zuerst einmal liefern. Im ersten Jahr geht es für uns darum, die Basis zu setzen.
Wie ist Ihr genauer Plan, um auf den Markt zu treten?
Das Hauptziel, auf das wir hinarbeiten, ist der Fitness-Saisonstart 2020/21. Bis September wollen wir also auf der Fläche sein. Dass wir da noch einige Dinge zu regeln haben, ist auch klar. Aber auch dazu sprechen wir schon mit den Händlern. Diese Zeit nehmen wir uns, um in der richtigen Qualität zur richtigen Zeit auf dem Markt zu sein.
Wie sieht dann Ihre Produktaufstellung aus?
Vom Vertrieb her werden wir das sehr selektiv angehen. Wir werden also auch die Händler selektiv und vorsichtig auswählen. Das heißt, dass wir hochwertige Produktbereiche vorwiegend dem Fachhandel zur Verfügung stellen. Letztendlich ist natürlich unser Ziel, Umsatz zu generieren.
Daher werden wir auch im Massenmarkt mit einigen Produkten aufschlagen, die sich klar trennen vom selektiven Kernsortiment, also den qualitativ hochwertigen Heimfitnessgeräten. Diese werden auch weiterhin der Kern der Marke bleiben. Die Warenpräsentation und die Beratungskompetenz sind eben die zwei wichtigen Elemente des selektiven Vertriebs.
Das war also ein Punkt, in dem es zuletzt nicht so gut lief?
Das hat man ansatzweise gemacht, aber nicht in der absoluten Konsequenz. Also weder die Selektion der Produkte noch die Selektion der Händler.
Plus: Was unser ganz neuer Ansatz ist: Wir haben jetzt die europäische Brille auf. Wir haben da das Privileg, eine Marke, die eine reiche Historie hat, auf Null zu stellen und wieder neu aufbauen zu können. Wir können, und müssen auch, ohne Altlasten starten, sonst wird das kein Erfolg.
Was passiert, wenn jetzt zwischendurch Kunden mit Reklamationen kommen? Ist das Ihre Aufgabe?
Wie ich gesagt habe: Wir müssen frei von Altlasten starten. Es gibt Gewährleistungsansprüche, aber für die können wir leider nicht geradestehen. Drei autorisierte Servicepartner von Kettler haben sich zusammengeschlossen.
Es gibt dazu auch eine Webseite www.kettler-reparatur.de , auf der sich sowohl Händler als auch Konsumenten informieren können, wie sie ein Gerät reparieren oder ein Ersatzteil kriegen können. Aber das ist keine Trisport-Lösung, sondern die Lösung der drei Servicepartner.
Wie sehr half Ihnen nun die ISPO Munich 2020 beim Neustart?
Wir haben sehr viele Gespräche geführt mit den relevanten Playern, die wir ja sonst nicht in der Kürze treffen können. Und wir konnten uns hervorragend als Marke und als Firma präsentieren und so eine erste Duftmarke hinterlassen.
Und das Wichtigste – und da ist die Plattform natürlich perfekt: Kettler ist weiterhin präsent, mit Ansprechpartnern und Produkten.
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