Sportbusiness/20.06.2016

Schweiz-Trikots von Puma zerreißen: Wie der Ausrüster reagiert

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Puma erhält nach dem Euro-2016-Match zwischen Frankreich und der Schweiz viel Aufmerksamkeit – allerdings nicht die gewünschte: Gleich sieben Trikots von Schweizer Spielern reißen während der Partie. Nun hat sich der Ausrüster geäußert.

Paul Pogba (r.) zerreißt das Trikot von Schweiz-Star Granit Xhaka.
Paul Pogba (r.) zerreißt das Trikot von Schweiz-Star Granit Xhaka.

Löchrig wie Schweizer Käse – die EM-Trikots der „Nati“ haben beim letzten Vorrundenspiel der Schweiz gegen Frankreich (0:0) den Materialtest nicht bestanden. Gleich sieben Trikots gingen kaputt, als die Gegenspieler beherzt zupackten.



Für Ausrüster Puma eine peinliche Situation. Der Sportartikel-Hersteller aus Herzogenaurach erhält viel Kritik und Häme. Weil auch ein Matchball von Adidas während der Partie platzte, lästerte Englands Fußball-Legende Gary Lineker bei Twitter: „Das Schweizer Trikot zerreißt wie Papier. Der Adidas-Ball platzt. Du kannst dich nicht auf deutsche Qualität verlassen.“

Nati-Spieler Xherdan Shaqiri, dessen Trikot nicht riss, spottete über den Ausstatter des eigenen Teams: „Ich hoffe, dass Puma keine Pariser herstellt." Der 24-Jährige spielt in Fußballschuhen seines persönlichen Ausrüsters Nike.

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Puma äußert sich zum „Trikot-Gate“

Doch wie konnte es passieren, dass die Leibchen von Breel Embolo, Valon Behrami, Blerim Dzemaili, Admir Mehmedi, Fabian Schär sowie Granit Xhaka (er musste seines sogar zweimal tauschen) rissen? Auf der Facebook-Seite der Puma Group wurde am Montagmorgen ein kurzes offizielles Statement veröffentlicht.

Darin heißt es: „Unsere fünf Puma-Teams haben zuvor zehn Spiele bei der EM gespielt, ohne dass dieses Problem auftrat. Unsere Produktexperten untersuchen derzeit das Trikotmaterial. Sobald wir die Ursache wissen, werden wir darüber informieren.“

Sechs Stunden später legte das Unternehmen nach. In einer Pressemitteilung heißt es, der Fehler sei bei der Herstellung in der Türkei entstanden: „Unsere Untersuchung der Trikots vom Spiel am Sonntag hat ergeben, dass es eine fehlerhafte Materialcharge gegeben hat, in der Garne während der Produktion beschädigt wurden, was zu einer Schwächung des fertigen Trikotstoffs geführt hat. Dies ist auf eine falsche Kontrolle der Hitze, des Drucks und der Produktionszeit im Herstellungsprozess zurückzuführen.“

Schuld könnte „ACTV Thermo-R“ sein

Im November 2015 hatte sich der Ausrüster damit gebrüstet, den Nationalteams von Italien, Österreich, Tschechien, Slowakei und der Schweiz eine ganz besondere Bekleidung kreiert zu haben.

 

In der Pressemitteilung hieß es damals: „Alle neuen Heimtrikots verfügen über die neue Technologie Puma ACTV Thermo-R. Sie unterstützt die optimale Körpertemperatur-Regulierung der Spieler durch Tapes aus speziellem PC-­Material (phase-­change material), die an anatomisch wichtigen Stellen der Vorder-­ und Rückseite des Trikots innenseitig eingearbeitet sind.“

Puma: Nur kleine Stückzahl betroffen

Im Material seien Mikrokapseln enthalten, die „überschüssige Wärme absorbieren und, falls nötig, an den Körper zurückführen“. Das besonders enganliegende Trikot würde durch „Mikro-Massage der Haut“ eine „schnellere, effektivere Energiezufuhr zu den beanspruchten Muskeln“ ermöglichen.

Nach dem Trikot-Desaster bei der EM versichert Puma nun: „Das defekte Material wurde ausschließlich in einer kleinen Stückzahl der Schweizer Heimtrikots verwendet. Puma hat den Bestand aller EM-­Trikots seiner ausgerüsteten Teams geprüft und kann versichern, dass es nicht zu einer Wiederholung dieses Falls kommt.“

Viele Replica-Trikots vom Schweizer Nationalteam verkauft

Fans, die ein Schweizer Trikot erstanden haben, müssen also wohl keine ähnlichen Schäden fürchten, wenn sie beim Achtelfinal-Spiel der „Nati“ mitfiebern: Die Händler haben vor allem das „Replica Dress“ (85 Euro) verkauft, das auf das Hightech-Material verzichtet. Und daheim vorm Fernseher wird eher selten derart nach dem Trikot gegrabscht, wie es die französischen Nationalspieler taten.




Joscha Thieringer Autor: Joscha Thieringer