Felix Neureuther lässt es krachen. „Na gut“, werden viele sagen, „aber was ist daran denn neu? Ein Kind von Traurigkeit war der doch noch nie!“ Das ist natürlich korrekt, aber das mit dem Krachenlassen ist wortwörtlich gemeint. Denn Deutschlands bester Skifahrer wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch öfter auf irgendwelchen Bühnen stehen, einen Rucksack tragen, und dann wird es ordentlich knallen – wenn er oder jemand anderes zu Demonstrationszwecken den Lawinenairbag der ABS Protection GmbH auslöst. An diesem Unternehmen ist Neureuther neuerdings nämlich beteiligt. Nach dem Aus bei Olympia in Südkorea sagt er: „Ich muss ja auch an meine berufliche Zukunft denken.“
Das sagt Neureuther gut ein Jahr bevor er am 16. März 2019 mit einem bewegenden Video seiner sportlichen Laufbahn offiziell sein Karriereende auf Facebook und Instagram verkündete. „Mein Herz und vor allem mein Körper haben mir in den letzten Monaten deutlich zu verstehen gegeben, dass es an der Zeit ist, dieses für mich so wunderschönes Kapitel „Skirennsport“ zu beenden,“ schreibt er. Dass er mit dem Sport beruflich verbunden bleiben will - wie bereits an der Partnerschaft mit ABS zu sehen - steht für ihn fest: „Der Skisport war mein Leben und wird es in Zukunft auch bleiben. Deswegen sag ich nicht „servus“, sondern bis bald“.
Fast könnte man meinen, der ewige Spitzbube Felix Neureuther wird mit seinen 34 Jahren und nach der Geburt seiner Tochter Matilda etwa doch noch erwachsen, gar vernünftig. Wobei: Dass es bei der Präsentation des neuen Modells „s.Light compact“ zur ISPO Munich in der Halle A3 nicht ganz so bierernst zugeht, versteht sich bei ihm ja fast von selbst. Als alle Funktionen des technischen Wunderwerks erklärt sind und die Fans eher so im Spaß nach einer Demonstration verlangen, tut es plötzlich einen gewaltigen Schlag und rund zehn Mann stehen mit den aufgeblasenen roten Luftkissen im Kreuz unter den verdutzten Besuchern.
Das Zauberwort heißt Fernauslösung. Da viele Skifahrer, die in eine Lawine geraten, vor lauter Panik den Airbag nicht mehr auslösen können, hat ABS ein System entwickelt, mit dem sich mehrere Airbags elektronisch miteinander verknüpfen lassen, so dass auch nicht von der Lawine Betroffene den Airbag des Verunglückten auslösen können, und das bis auf 300 Meter Entfernung.
Neureuther ist nun also auch Geschäftsmann. Wie hoch seine Beteiligung am Unternehmen ist, darüber ist Stillschweigen vereinbart worden. „Für den Preis war's zu wenig“, scherzt der Garmischer und rempelt den CEO neben sich kurz an. Der heißt Stefan Mohr (lesen Sie hier: das sind die Pläne von Stefan Mohr) und gehört mehr oder weniger zur Familie. Sein Onkel Heinz ist Neureuthers Taufpate, war Trainer der deutschen Ski-Nationalmannschaft, leitete mehr als 20 Jahre lang das Bundesleistungszentrum Alpin in Garmisch-Partenkirchen und war Rennleiter bei der Ski-WM 2011 in Garmisch. Seine Frau wiederum ist die Tochter des Ex-Handballers Jochen Feldhoff, der in den 60ern und 70ern mit Gummersbach vier Mal den Europapokal der Landesmeister gewonnen hat, heute noch mit Joachim Deckarm und Heiner Brand.
Zurück zu ABS, Neureuthers neunem unternehmerischen Standbein: „Ich muss ja auch beruflich an die Zukunft denken“, sagt er und fügt mit einem Augenzwinkern an: „Privat wurde für die Zukunft ja jetzt schon vorgebaut.“ Die Partnerschaft mit ABS geht über eine Verpflichtung als Testimonial hinaus, so Neureuther: „Die neuen Eigentümer haben mich von den Perspektiven des Unternehmens überzeugt und mir die Möglichkeit gegeben, mich auch persönlich einzubringen. Ich halte es für sehr wichtig, dass das Freeriden durch Lawinenairbags sicherer gemacht wird, bin ich ja auch selbst leidenschaftlich gerne im Tiefschnee unterwegs. ABS besitzt als Erfinder und Technologieführer von Lawinenairbags für mich das beste Produkt.“
Geschäftsführer Stefan Mohr glaubt nach seinen ersten vier Monaten im Amt, dass das Unternehmen schon einen großen Sprung gemacht hat und alle Zeichen auch weiterhin auf Wachstum stehen: „Mit dem Claim „Protection in Adventure“ soll ABS auch mit Hilfe von Felix eine Marke werden, die als Synonym für den Schutz bei egal welchem Abenteuer werden, im Winter und erstmals auch im Sommer. Wir haben viele Ideen und sind gerade dabei uns viel breiter aufzustellen als bisher und weg vom saisonalen Geschäft zu gehen.“
Neureuther erzählt derweil, dass schon sein Großvater Gottfried, vor über 30 Jahren als Arzt bei der Bergrettung in Garmisch-Partenkirchen im Einsatz, schon an der Entwicklung des ersten Lawinenairbags beteiligt war: „Das Thema Sicherheit liegt mir sehr am Herzen, ich möchte das bestehende Produktportfolio erweitern und auch aktiv an der Produktentwicklung mitarbeiten. Schließlich geht es jetzt für mich als Teilhaber nun auch um den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.“
Als Willkommensbonus wird es ab 1. Februar eine Aktion geben, die aktuellen Modelle der Serien p.RIDE Original und p.RIDE Compact zum Spezialpreis von 699 Euro (ohne Carbon-Kartusche inkl. Zip-On) zu erwerben. Außerdem gibt es unter dem Motto „p.RIDE with me“ einen Skitag mit Felix Neureuther zu gewinnen: Freeriden am Arlberg. Der sagt dazu nur: „Ich hoffe schon, dass der Gewinner dann auch gescheit skifahren kann, weil auf der Piste mag ich dann nicht rumfahren.“ Oder wie die Freerider sagen: No friends on powderdays!
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