Bike/16.10.2018

Bike-Sharing und Fahrrad-Leasing etablieren sich

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Bike-Sharing und Fahrrad-Leasing boomen. Ob im Urlaub oder auf dem Weg zur Arbeit – das Fahrrad muss heutzutage nicht mehr gekauft werden. Einige Firmen der Branche öffnen sich dem Trend und setzen auf Gesamtpakete. Änderungen im Steuerrecht machen auch Dienstfahrradleasing noch interessanter.

Der größte deutsche Anbieter Nextbike verzeichnet in Berlin monatlich 18.000 Ausleihen.

Bike-Sharing: Beeindruckende Zahlen und Perspektiven

Die Dimensionen sind gewaltig: Der weltweit größte Bike-Sharing-Anbieter Mobike hat bei der letzten Finanzierungsrunde gerade 600 Millionen US-Dollar eingesammelt. Bis Ende 2018 will das vom chinesischen Internet-Giganten Tencent unterstützte Unternehmen ihren Fahrrad-Mietservice in 200 Städten rund um den Globus anbieten.

Der große Konkurrent Ofo, hinter dem E-Commerce-Gigant Alibaba steht, setzt sogar ein Investitionsvolumen von 866 Millionen US-Dollar für die weltweite Expansion an. Da rollt also aus China auf die deutschen Großstädte einiges zu – obwohl dort schon jetzt zehntausende Leih-Bikes vorhanden sind. Die – irgendwo auf dem Gehweg abgestellt – auch für jede Menge Ärger sorgen. Auch deswegen ist die Fahrradbranche noch geteilter Meinung, was die Zukunft des Bike-Sharing betrifft.

Mobike hat mehr als 100 Millionen Nutzer

Trotz der Probleme öffnen sich einige Player der Bike-Branche dem Zukunftsthema und setzen dabei besonders auf E-Bikes. „Bei solchen Flotteneinsätzen im Bereich Sharing sorgen wir im Vorfeld für die passenden Rahmenbedingungen, z. B. im Bereich Service und Wartung, ermöglichen ein individuelles Branding der Flottenfahrzeuge ab Werk und stehen unseren Partnern bei der Umsetzung und Etablierung ihres Angebots mit unserer Erfahrung beratend zur Seite“, sagt Dr. Sandra Wolf, Geschäftsführerin des E-Bike-Spezialisten Riese & Müller, in einer Branchen-Umfrage von ISPO.com.

„Wir haben der Industrie schon vor Jahren gesagt: ‚Das Thema wird größer, als ihr Euch jemals vorstellen könnt.‘ Drei Jahre später ist es in deutschen Großstädten vor allem durch die riesigen Flotten asiatischer Firmen schon so weit. Große Bikesharing-Systeme könnten auch durch die E-Bikes mögliche größere Reichweite einen wichtigen Anteil zur Lösung von Verkehrsproblemen von Großstädten sein“, sagt Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Mobike zum Beispiel hat über 100 Millionen Nutzer, die pro Tag für bis zu 25 Millionen Transaktionen mit den Leihrädern sorgen - bisher fast ausschließlich in China.

Shared Economy hat den Bike-Bereich längst erreicht

Aber der Trend zur Shared Economy im Bike-Bereich hat längst auch deutsche Großstädte erreicht: Der größte Anbieter Nextbike verzeichnete zu Jahresbeginn allein in Berlin monatlich etwa 18.000 Ausleihen. Das in Leipzig gegründete Unternehmen ist in 150 Städten in 25 Ländern aktiv und setzt auf die Kooperation (und finanzielle Unterstützung) von Städten.

„Öffentliche Mietfahrräder sollten wie Bus und Bahn ein grundlegender Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs sein“, so Nextbike. Ein zweiter großer Player im deutschen Bike-Sharing-Markt ist die Deutsche Bahn, die über die App „Call a Bike“ in Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Lidl oder Ford Leihfahrräder anbietet.

Ziel ist, dass das Mietfahrrad künftig zumindest selbstverständlich für die letzte Strecke vom öffentlichen Nahverkehr bis nach Hause genutzt wird. Und das Prozedere ist bei den meisten Firmen simpel: App herunterladen, Zahlungsmittel hinterlegen und dann kann das Fahrrad mit einem Scan des angebrachten QR-Codes gemietet werden.

Bike-Sharing beflügelt Tourismus

Ebenso befördert vom E-Bike- und E-MTB-Boom wächst die Zahl der Menschen, die sich im Urlaub ein Fahrrad mieten wollen. 40 Prozent der Tagesausflügler interessieren sich laut der ADFC-Radreiseanalyse 2018 für Mieträder, davon 50 Prozent für Elektrofahrräder. Allerdings braucht es ein funktionierendes Gesamtpaket, damit Bike-Sharing im Tourismus ein Erfolg wird.

„Um das Erlebnis E-Bike bestmöglich auskosten zu können, braucht es die entsprechende Infrastruktur vor Ort wie etwa Service- oder Wartungsmöglichkeiten, Ladestationen und Guides – und vor allem Leihmöglichkeiten. Letztere ermöglichen Neueinsteigern die Faszination E-Bike kennenzulernen. Erfahrene E-Biker können dank Leihstationen an der Urlaubsdestination auf den Transport eines eigenen E-Bikes verzichten und gleichzeitig neue Produkte vor Ort testen“, sagt Tamara Winograd, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Bosch E-Bike Systems, zu ISPO.com.

In Tourismus-Hochburgen boomt der Verleih von E-Bikes

Die Angebote sind allerdings noch nicht überall perfekt. Tourismusexperte Frank Hofmann: „In einzelnen Regionen sehen wir im Mietfahrradmarkt gute Ansätze, doch deutschlandweit könnte flächendeckend noch viel mehr passieren. Neben einer guten Qualität müssen die Angebote verlässlicher und leichter auffindbar sein, es muss mehr aktuelle Räder geben sowie eine größere und bessere Auswahl.“

In vielen Tourismus-Hochburgen und bei Sportartikel-Verbünden wie Intersport boomt der Verleih von E-Bikes. „Das ist ein echter Trend, schließlich wird das Umweltbewusstsein bei vielen Menschen immer größer. Inzwischen nutzen nicht nur Tourismus-Regionen die Miet-Angebote, sondern zunehmend auch Universitäten oder Firmen“, berichtet Franziska Berger von Movelo.

Fahrrad-Leasing für Unternehmen: Lukrativ für alle Beteiligten

    Unternehmen mieten einen Fuhrpark von E-Bikes, die sich die Mitarbeiter dann über eine App reservieren können, um zum Beispiel von einem zum anderen Produktions-Standort zu radeln.

    Auch für den Weg von und zur Arbeit wird das Fahrrad immer beliebter. 32 Prozent der Arbeitnehmer radeln laut Zahlen des Fahrrad-Monitors 2017 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur inzwischen zur Arbeit.

    Dabei ganz stark im Kommen ist das Dienstrad-Leasing, das für Arbeitnehmer seit 2019 finanziell noch reizvoller ist. Denn nach einem Beschluss des Bundestags-Finanzausschusses müssen Arbeitnehmer den geldwerten Vorteil beim Dienstradleasing nicht mehr versteuern.

    Profiteure sind Fahrrad-Leasing-Firmen wie JobRad. Über 6000 Unternehmen arbeiten bereits mit dem Pionier und Marktführer der Szene zusammen, bei dem man FullService-Angebot z. B. die Wartungen inkludieren kann. Der E-Bike-Anteil beim Leasing liegt bei über 50 Prozent.

Mit Rad-Leasing sinkt das zu versteuernde Einkommen

Das Leasing für Arbeitnehmer, die ihr Rad selbst auswählen können, ist finanziell für alle Beteiligten lukrativ. Über Gehaltsumwandlung werden die Leasing-Raten vom Bruttogehalt abgezogen, damit sinkt das zu versteuernde Einkommen und damit die Abgabenlast.

Nach einer meist dreijährigen Laufzeit kann der Mitarbeiter das geleaste Fahrrad dann kaufen – und spart gegenüber dem Kauf in einem Fachgeschäft dabei erneut. Nach Experten-Schätzungen gibt es inzwischen über 200.000 Diensträder auf deutschen Straßen.