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Ski-Mountaineering wird olympisch: Boom oder interessiert “keine Sau”?
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Sportbusiness/25.11.2025

Ski-Mountaineering wird olympisch: Trend-Sportart oder Nischenthema?

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Ski-Mountaineering (SkiMo) feiert bei den Winterspielen von Mailand und Cortina seine Olympia-Premiere. Wie verändert der Auftritt auf der größten Bühne den Nischensport Skibergsteigen? Welche Chancen und möglicherweise auch Risiken ergeben sich für den Skitouren-Sport und die dazugehörige Sport-Industrie? Alexander Nehls, Global Marketing Director von Marktführer Dynafit, ist gespalten. 

Tiefere Insights zu diesem Thema gibt’s auf der ISPO 2026, wenn Alexander Nehls im Talk „Dynafit: From the Mountain to the Olympic Stage“ zusammen mit Lena Haushofer, Katharina Kleinfeldt am 01.12.2025, 11:00–11:15 im House of Content präsentiert.

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🎤 Panel Talk: Dynafit: From the Mountain to the Olympic Stage
👥 Speaker: Alexander Nehls, Lena Haushofer, Katharina Kleinfeldt
📍 Location: House of Content
🗓️ Datum: 01. Dezember 2025
⏰ Uhrzeit: 11:00-11:15

 

Der Talk ist Teil des Media Monday, der an einem Vormittag die wichtigsten Trends und Stimmen der Branche bündelt:

🔭 Globale Entwicklungen & Herausforderungen im Sport
🏅 Impulse rund um die Olympischen Spiele
📊 Insights zu ISPO 2025/26
🤝 Austausch & Get-together zum Abschluss

Skeleton Mixed Team, Rodel-Doppelsitzer der Frauen, Dual Moguls der Ski-Freestyler oder Frauen-Skispringen von der Großschanze – es gibt eine Menge neuer Events bei den Olympischen Winterspielen von Mailand und Cortina (6. bis 22. Februar 2026). Die spektakulärste Premiere werden jedoch zweifellos die Wettbewerbe im Ski-Mountaineering – auch als SkiMo oder Skibergsteigen bekannt – auf der legendären Stelvio-Abfahrt von Bormio sein. Genau dort also, wo auch die alpinen Skifahrer ihren Abfahrts-Olympiasieger ermitteln.

Die Geschichte des Ski Mountaineerings bei Olympia

Eigentlich ist es für das Skibergsteigen gar keine echte Olympia-Premiere. Bereits bei den ersten Olympischen Winterspielen 1924 in Chamonix und letztmals 1948 in St. Moritz gehörten militärische Patrouillenläufe auf Skiern zum Programm. Das war eine Art Mischung aus Biathlon und Ski-Mountaineering. Im Sommer 2021 verkündete das Internationale Olympische Komitee (IOC), dass das reine Skibergsteigen bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina neu zum Wettkampfkalender gehören wird. Drei olympische Goldmedaillen werden vergeben: Im Sprint der Männer und Frauen sowie der Mixed-Staffel.

Ski-Mountaineering wird olympisch: Boom oder interessiert “keine Sau”?
Olympisches Logo mit den fünf Ringen.
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Frans van Heerden /Pexels

Skibergsteigen: Welche Folgen hat die Olympia-Premiere?

Die rasante Schussfahrt mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h gehört traditionell zu den absoluten Highlights der Winterspiele. Welche Rolle wird Ski-Montaineering auf der größten Bühne des Weltsports spielen und welche Folgen ergeben sich daraus für die Sport-Industrie? Genau das wird beim Media Monday am 1. Dezember auf der ISPO Munich diskutiert. „Das ist eine ganz spannende Frage, die wir uns täglich selbst stellen“, sagt Alexander Nehls im Gespräch mit ISPO.com. Die Antwort ist also selbst für den Global Marketing Director von SkiMo-Marktführer Dynafit nicht einfach. 

Der erste Impuls legt nahe: Hunderte Millionen Fernsehzuschauer bei Olympia auf der ganzen Welt sorgen für einen rasanten Anstieg der Bekanntheit der Sportart und einen wahren Boom. So wie es zum Beispiel beim Beachvolleyball war, das bei den Olympischen Sommerspielen 1996 von Atlanta seine Premiere feierte. Der perfekte Mix aus Sport, Sonne, Sand, Sound und Sex Appeal ist längst zu einem Dauer-Trend geworden, bei den Olympischen Spielen 2024 von Paris schlugen die besten SpielerInnen vor der Traumkulisse des Eiffelturms auf. Auch das seit Tokio 2021 olympische Sportklettern hat für ein wachsendes weltweites Interesse an diesem spektakulären Outdoor- und Indoor-Sport gesorgt.  

Olympia-Show hat wenig mit Ursprung des Sports zu tun

Beim Ski-Mountaineering ist die Prognose auch deshalb nicht so einfach, weil die Show bei Olympia nicht viel mit dem Ursprung der Sportart zu tun hat. „Da läufst du viele Höhenmeter ins Gebirge rein. Vielleicht drei, vier Gipfel, lange Aufstiege, tolle Abfahrten. Das dauert oft mehrere Stunden“, erzählt Nehls. Bei der Olympia-Premiere in Bormio wird das alles auf wenige Minuten eingedampft. „Weil es natürlich fernsehtauglich sein musste, hat man ein neues Format erfunden. Der SkiMo-Sprint ist ehrlich gesagt eine Sportart – genau wie das Speedklettern - die eigentlich kein Mensch abseits des Leistungssports so richtig aktiv macht“, sagt der Experte. 

Auf einem Parcours müssen die SportlerInnen in kürzester Zeit alle Elemente des ursprünglichen Skitourensports bewältigen – also Aufstieg mit Fellen unter dem Ski, Tragepassagen und Abfahrten. Die Rennen werden im K.O.-Format mit mehreren SportlerInnen ausgetragen, der/die Erste im Ziel ist also auch der/die SiegerIn. Das macht das Format verständlich für den Fernsehzuschauer.  

Mit der Realität für Otto-Skitouren-Normalverbraucher hat das allerdings wenig zu tun: „Die Topleute brauchen sieben Sekunden für einen Fellwechsel, der Durchschnitts-Skitourengeher braucht 15 Minuten“, sagt Alexander Nehls. Deshalb schlagen auch zwei Herzen in seiner Brust: „Ich freue mich total für die Athleten, dass es olympisch ist, weil sie jetzt endlich verdient die große Bühne kriegen. Auf der anderen Seite werden wahrscheinlich nicht sofort alle Zuschauer verstehen, was die da bei Olympia in der Kürze der Zeit alles machen. Aber das ist die Pille, die wir schlucken müssen, um diese große Bühne zu bekommen. Die Frage bleibt: Gelingt die Transferleistung zu unserem schönen, ursprünglichen Wintersport?“  

Ski-Mountaineering wird olympisch: Boom oder interessiert “keine Sau”?
Person beim Ski-Mountaineering an einem verschneiten Berghang.
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Ski-Mountaineering: Profitiert die Sport-Industrie?

Genau diese Frage wird auch darüber entscheiden, welche Impact die Olympia-Premiere für die Sport-Industrie haben wird. „Ich bin gespannt“, sagt Alexander Nehls. An manchen Tagen denkt der Marketing-Manager, dass das doch „keine Sau abseits unserer Bergsport-Blase interessieren wird, weil tatsächlich die wenigsten Menschen wissen, dass man mit Fellen unterm Ski den Berg aufgehen kann. Die Sportart ist halt nischig.“ Zur Einordnung nennt Nehls Zahlen: Etwa 600.000 Menschen könne man als passionierte Skitourengeher bezeichnen, die mindestens 15 Touren pro Jahr machen würden. Davon seien 80 Prozent Hobbygeher. Zudem sei der Sport vor allem im Top-Bereich vergleichsweise teuer: „Da kostet ein Ski um die 1.200 Euro, der Schuh 2.000 Euro, die Bindung 600 Euro für den Rennsport. Das ist nichts, was du dir jetzt einfach mal sofort kaufst und sagst. ‚Ich würd's mal ausprobieren.“ 

Anderseits ist Skitourengehen in Zeiten unsicherer Schnee-Verhältnisse ein Wachstumsbereich, weil die Bergenthusiasten flexibler auf die Bedingungen reagieren können. Deshalb denkt Nehls an manchen Tagen auch, dass die Olympia-Premiere der Start von etwas Großem sein könnte: „Sportarten wie Biathlon sind ja auch sehr künstlich und erleben trotzdem einen großen Hype. Von daher habe ich auch ein bisschen die Hoffnung, dass sich das etabliert, dass es auf die Longlist bei Olympia kommt und dann irgendwann vielleicht sogar eine relevante Sportart wird.“ Dazu muss man wissen, dass Ski-Mountaineering erstmal nur ins Programm der Olympischen Winterspiele 2026 aufgenommen wurde. Für die darauffolgenden Winterspiele 2030 in Frankreich stehen die Chancen allerdings auch recht gut, da das Land genau wie Italien zu den absoluten Förderern der Sportart zählt. 

Große Explosion erstmal nicht zu erwarten

So oder so – die ganze große Explosion für die Wintersport-Industrie durch die Olympia-Premiere für das Ski-Mountaineering erwartet Nehls vorerst nicht. Nach dem steilen Corona-Aufschwung sei eine Sättigung des Marktes erreicht worden, der Trend werde erst langsam wieder positiv. Tagesaktuell sei der Alpinski-Sektor der große Gewinner. Der Bereich Ski-Mountaineering werde für neue Marken schwer zu erobern sein: „Die Investitionen, um neue Innovationen zu bringen, sind schon sehr hoch für einen extrem geringen Outcome.“ Selbst Dynafit mache im Rennsport-Bereich keinen echten Umsatz: „Für uns ist das markenbildend, wir machen das für den Sport und es ist so wie ein Formel-1-Rennstall.“ Neue Firmen würden sicherlich versuchen, irgendwann auf den Zug aufzuspringen: „Tag heute ist es aber so, dass es schon viele Gute gibt für einen sehr überschaubar großen Kuchen.“ 

Die Firma Dynafit mit dem Sitz in Kiefersfelden setzt neben Trailrunning trotzdem voll auf das Pferd Ski-Montaineering/Skitouren – die Sparte, in der sie etwa 60 Prozent ihres Umsatzes generiert. „Wir sind die einzige Marke, die in diesem Bereich wirklich von Kopf zu Fuß ausrüstet. Und wir haben diesen traditionsreichen Sport zum Beispiel mit der Pin-Bindung revolutioniert.“  

Natürlich können man diese Expertise auch in Richtung Snowboard, Langlaufen oder selbst Schneeschuh ausweiten, aber man habe sich bewusst gegen Wachstum durch Ausdehnung auf weitere Sportarten entschieden: „Wir wollen dem Bergausdauersport in dieser Form einfach treu bleiben statt uns für mehr Umsatz zu entscheiden. Eine Marke wächst durch Anziehung und nicht durch Ausdehnung. Wir wollen weiter polarisieren und uns treu bleiben. Es ist eben nicht das Ziel, jetzt extrem zu skalieren. Irgendwann bist du nicht mehr trendy und dann ist es vorbei. Das ist eine sehr bewusste Markenentscheidung.“  

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🎤 Panel Talk: Dynafit: From the Mountain to the Olympic Stage
👥 Speaker: Alexander Nehls, Lena Haushofer, Katharina Kleinfeldt
📍 Location: House of Content
🗓️ Datum: 01. Dezember 2025
⏰ Uhrzeit: 11:00-11:15

 

Der Talk ist Teil des Media Monday, der an einem Vormittag die wichtigsten Trends und Stimmen der Branche bündelt:

🔭 Globale Entwicklungen & Herausforderungen im Sport
🏅 Impulse rund um die Olympischen Spiele
📊 Insights zu ISPO 2025/26
🤝 Austausch & Get-together zum Abschluss

Event am Olympiaberg in München?

Das heißt aber nicht, dass man bei Dynafit mögliche Boom-Effekte durch die Olympia-Premiere nicht mitnehmen will. Um den Rückenwind zu nutzen, kann sich Nehls zum Beispiel für die Zukunft vorstellen, Ski-Mountaineering-Events nahe am potenziellen Publikum (mit)zuorganisieren. Ob das nun nahe am Firmensitz in Kiefersfelden oder am Olympiaberg in München sei. Welchen Push das geben kann, zeigte im Oktober das Loop One Festival der Biathleten im Münchner Olympiapark mit Zehntausenden Zuschauern. 

Ski-Mountaineering wird olympisch: Boom oder interessiert “keine Sau”?
Szenerie des Olympiaparks in München.
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Markus Spiske /Pexels
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