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Sportbusiness/24.11.2025

Eine neue Bewegung: Wie Vivobarefoot mit Barfußschuhen den Schuhmarkt revolutioniert

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Die Londoner Barfußschuhmarke Vivobarefoot gehört zu den Pionieren einer neuen Bewegung. Statt immer noch kompliziertere Sohlenkonstruktionen für noch mehr Dämpfung, Stabilität und Energierückgewinnung zu entwickeln, geht Vivobarefoot einen Schritt zurück und setzt auf das glatte Gegenteil: die ganz natürlichen Fähigkeiten unserer Füße.

Im Interview spricht Galahad Clark über die Entwicklung der Marke, das internationale Wachstum des Barfußschuhmarktes und darüber, welches Potenzial er im Sportmarkt für Barfußschuhe sieht. 

Vivobarefoot präsentiert seine neuesten Innovationen als offizieller Aussteller auf der ISPO 2025. Vom 30. NOV. - 02. DEZ. in München.

Im Jahr 2012 gründeten Galahad Clark und sein Cousin Asher die Marke Vivobarefoot in London. Die Schuhindustrie war ihnen nicht fremd: Beide entstammen aus der Clark-Familie, einer englischen Schuhmacherdynastie, aus der vor 200 Jahren die bekannte Schuhmarke Clarks hervorgegangen ist. Doch während ihr Familienname für klassische Schuhe steht, verfolgen die beiden einen völlig anderen Ansatz: Vivobarefoot gehört zu den Pionieren der Barfußschuhbewegung, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Ihr Ziel: Sie will Füße und Mensch wieder mit der Natur verbinden, sie förmlich befreien – und das nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenen Sinne. Die Barfußbewegung setzt auf Schuhe, die eine natürliche Bewegung ermöglichen und damit die Gesundheit fördern. Wissenschaftliche Studien unterstützen diesen Ansatz. Ein Fokus auf Nachhaltigkeit und eine starke Verbindung zur Community runden die Philosophie von Vivobarefoot ab.

Galahad und Asher Clark haben das Unternehmen Vivobarefoot gegründet
Galahad und Asher Clark haben das Unternehmen Vivobarefoot gegründet.
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ISPO.com: Herr Clark, was hat Sie dazu motiviert, eine Marke für Barfußschuhe zu gründen?

Galahad Clark: Ich stamme aus einer Familie, die seit sieben Generationen Schuhe herstellt, aber mir wurde klar, dass die meisten modernen Schuhe die Füße der Menschen schwächen. Vivobarefoot wurde gegründet, um Menschen durch ihre Füße wieder mit ihrem natürlichen Potenzial zu verbinden – eine Rebellion gegen „Big Shoe”. Wir stellen Schuhe her, die helfen, mehr zu fühlen, sich natürlich zu bewegen und regenerativ zu leben.

Warum sind Barfußschuhe besser als herkömmliche Schuhe und für wen sind sie geeignet?

Clark: Herkömmliche Schuhe verformen den Fuß und trennen uns vom Boden. Barfußschuhe sind breit, dünn und flexibel. Dadurch können sie die natürliche Technologie des Körpers optimal unterstützen. Davon profitieren alle, insbesondere Kinder, Sportler:innen und alle, die sich gut bewegen und gut altern möchten. Die menschliche Gesundheit beginnt bei den Füßen und entwickelt sich von dort weiter nach oben.

Was macht einen echten Barfußschuh aus?

Clark: Breit, dünn, flexibel – ohne Sprengung und aus nachhaltigen Materialien. Alles, was den Fuß übermäßig einschränkt oder polstert, ist kein Barfußschuh, egal was das Marketing verspricht.

Wann haben Sie Vivobarefoot gegründet?

Clark: Vivobarefoot wurde 2012 als eigenständiges Unternehmen gegründet, geleitet von meinem Cousin Asher und mir. Wir wollten die konventionelle Schuhindustrie herausfordern und die Menschen über ihre Füße wieder mit der Natur verbinden, und seitdem verfolgen wir diese Mission.

Wie hat sich der Markt für Barfußschuhe seither entwickelt?

Clark: Was als etwas exzentrische Nische begann, hat sich zu einer stetig wachsenden globalen Bewegung entwickelt. Unabhängige Berichte schätzen den Markt für Barfuß-/Minimalschuhe für 2024 auf etwa 550 bis 600 Millionen US-Dollar, was Vivo einen Marktanteil von rund 20 Prozent verschafft. Sogar die Modewelt hat sich dafür interessiert, man denke nur an die Barfußschuhe von Balenciaga, und auch die Mainstream-Medien springen auf den Zug auf. Zum Vergleich: Wir haben im Geschäftsjahr 2025 etwas mehr als 1,5 Millionen Paar Schuhe verkauft und damit im letzten Jahr etwas mehr als 125 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Das ist ein Beweis dafür, dass immer mehr Menschen sich für natürliche Gesundheit und natürliche Bewegung interessieren.

Heute ist es eine anerkannte Kategorie, die von Wissenschaft und Kultur unterstützt wird. Viele Marken sind in diesen Markt eingestiegen, aber nur wenige verbinden Zweckmäßigkeit, Leistung und Nachhaltigkeit. Unser Fokus liegt darauf, der Maßstab für Qualität und Authentizität zu bleiben.

Welches Wachstum konnten Sie erzielen?

Clark: Vivobarefoot hat sich etwa alle zwei Jahre verdoppelt. Aber wichtiger als der Umsatz ist die wachsende Gemeinschaft von Menschen, die die Barfuß-Philosophie leben.

Wie sieht die Situation international aus? Deutschland hat in diesem Jahr seine erste Fachmesse veranstaltet. Gibt es ähnliche Veranstaltungen in anderen Ländern?

Clark: Ja, und das ist spannend. In Deutschland fand die erste europäische Fachmesse für Barfußschuhe statt, die Barefoot European Shoe Fair von der Messe Offenbach, mit über 70 Ausstellern und rund 80 Marken. In den USA gibt es eigene Veranstaltungen für Verbraucher*innen und Industrie, wie 2024 die Barefoot Shoe Expo in Chicago und im Mai 2025 in Denver. Auch Großbritannien hat im September 2025 seine erste Barefoot Shoe & Foot Health Expo veranstaltet. Das sind keine Einzelfälle. Sie sind Zeichen für ein lebendiges, internationales Ökosystem aus Marken, Einzelhändler*innen und Fachleuten.

Welche Länder sind für Sie am wichtigsten?

Clark: Unsere drei Hauptmärkte sind Großbritannien, die USA und die DACH-Region. Dort lebt der Großteil unserer Community, und dort verzeichnen wir das schnellste Wachstum. Aber Asien, insbesondere Japan, holt schnell auf.

Wie positionieren Sie Ihre Marke?

Clark: Wir sind die regenerative Barfußschuhmarke: B Corp-zertifiziert, designorientiert und wissenschaftlich fundiert. Bei allem, was wir tun, geht es darum, Menschen wieder mit der Natur zu verbinden und das natürliche Potenzial des Menschen freizusetzen. Dazu gehören unser ReVivo-Angebot für Reparatur, Wiederverwendung und Wiederverkauf, unsere Bildungsplattform VivoHealth, die Livebarefoot Foundation, die sich für die Renaturierung und indigenes Handwerk einsetzt, und VivoBiome, das sich auf kundenspezifische, lokale und additive Fertigung konzentriert.

Welche Rolle spielt das Design?

Clark: Design bedeutet für uns biologisches Design: das Entwerfen unter Berücksichtigung der Form und Funktion des menschlichen Fußes. Ein guter Schuh sollte am Fuß verschwinden. Wir entwerfen für die Verbindung, nicht für die Dekoration.

Barfußschuhe haben ihr verstaubtes Image abgelegt, dank ihres modischen Designs.
Barfußschuhe haben ihr verstaubtes Image abgelegt, dank ihres modischen Designs.
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Barfußschuhe hatten früher eher ein Öko-Image – auch wegen des Designs. Hat sich das geändert?

Clark: Auf jeden Fall. Gesundheit ist nach wie vor das Herzstück, aber Design und Attraktivität stehen nun gleichberechtigt daneben. Unser Sortiment umfasst Lifestyle-, Outdoor- und Performance-Produkte und sogar innovative Kapseln wie VivoBiome Tabi Gen 01, eine maßgeschneiderte Sandale, die in unseren Geschäften per Scan-to-Print hergestellt wird. Wir arbeiten auch mit Sportler*innen und Kreativen zusammen, zum Beispiel mit dem Surf- Weltmeister John John Florence, sowie mit Materialinnovatoren wie Balena und Mycel, um Form, Funktion und Ästhetik voranzutreiben.

Wie haben sich Ihre Zielgruppen im Laufe Ihrer Entwicklung verändert?

Clark: Wir haben mit Läufer*innen und Naturbewegungsbegeisterten begonnen. Heute umfasst unsere Community Eltern, Pädagog*innen, Gesundheitsexpert*innen und Outdoor-Fans. Barfußlaufen hat sich von einer Nische für Leistungsorientierte zu einem ganzheitlichen Lebensstil aus Bewegung und Nachhaltigkeit entwickelt.

In einer Zeit, in der wir überall Monster-Sneaker und dicke Sohlen sehen: Ist es schwieriger oder einfacher, Ihre Botschaft zu vermitteln?

Clark: Wenn überhaupt, dann ist sie klarer. Big Shoe hat eine Welt der gedämpften sensorischen Entfremdung geschaffen – eine Matrix aus Schaumstoff und Mode, die die Menschen buchstäblich von der Natur und, offen gesagt, von sich selbst trennt. Vor diesem Hintergrund wächst die Gegenkultur der Naturverbundenheit und der sinnlichen Erfahrung rasant. Sie wird nicht von dumpfen Werbebotschaften angetrieben, sondern ist eine bewusste Bewegung, die durch Mundpropaganda entsteht. Die Menschen werden sich zunehmend bewusst, dass, wenn man seine Füße befreit, auch der Geist folgt.

Maximale Dämpfung mag kulturell stark sein, aber sie ist auch ein Symptom der Entfremdung. Unsere Aufgabe ist es, das Gegenmittel anzubieten: Einfachheit, Sinnesreichtum und natürliche Gesundheit. Deshalb bieten wir den Menschen eine 100-tägige Testphase ohne Fragen an – denn sobald sie den Boden spüren, spricht das Produkt für sich selbst.

Die Sportindustrie konzentriert sich auch auf Hightech-Sohlenkonstruktionen. Wie überzeugen Sie deren Kund*innen?

Clark: Die Natur hat bereits die beste Technologie geschaffen: den menschlichen Fuß. Wir entfernen einfach alles, was ihm im Weg steht. Sobald die Menschen den Unterschied spüren, gibt es kein Zurück mehr. Wir nutzen die Wissenschaft, um zu beweisen, was die Natur bereits weiß.

Vivobarefoot versteht sich als Gegenbewegung zum klassischen Schuhmarkt.
Vivobarefoot versteht sich als Gegenbewegung zum klassischen Schuhmarkt.
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Wie groß schätzen Sie Ihr Potenzial im Sportbereich ein?

Clark: Riesig. Immer mehr Sportler*innen erkennen, dass Leistung und Langlebigkeit von natürlicher Kraft und Regeneration abhängen. Wir arbeiten mit Trainer*innen und Elite-Teams zusammen, um den Sport wieder naturbelassen zu gestalten. Leistung durch die Natur, nicht gegen sie.

Wo verkaufen Sie Ihre Produkte hauptsächlich?

Clark: Wir verkaufen hauptsächlich direkt an Verbraucher*innen über unsere globale E-Commerce-Plattform, ergänzt durch ein kuratiertes Großhandelsnetzwerk, spezialisierte Barfuß-Einzelhandelspartner und große Outdoor-Einzelhändler wie REI in den USA.

Haben Sie eigene Geschäfte? Wie sehen Ihre Retail-Pläne für die Zukunft aus?

Clark: Ja, wir haben 25 Geschäfte weltweit – von Tokio bis Vancouver – und in den nächsten Monaten kommen neue Flagship-Stores in New York, im Nahen Osten und in China hinzu. Unsere Geschäfte sind Bewegungszentren. Orte, an denen man lernen, Kontakte knüpfen und natürliche Gesundheit erleben kann.

Wir haben auch zwei britische Concept Stores in London und unseren neuen Laden in Bristol. Alle bieten VivoBiome-Fußscans und Community-Programme. Mit Blick auf die Zukunft erweitern wir unsere Omni-Channel-Präsenz mit weiteren eigenen und Franchise-Standorten sowie zusätzlichen VivoBiome-Scan-Hubs in wichtigen Märkten. 

Welche Art von Einzelhändlern hoffen Sie auf der ISPO zu treffen?

Clark: Partner*innen, die den Einzelhandel als Ort der Bildung und Gemeinschaft sehen, nicht nur als Verkaufsfläche. Wir möchten mit Geschäften zusammenarbeiten, die an natürliche Leistung, Nachhaltigkeit und Storytelling glauben.

Wie wichtig ist die Barfußschuh-Community für Vivobarefoot?

Clark: Sie ist alles. Wir wollen keine Kund*innen, wir wollen Mitgestalter*innen. Echte Veränderung entsteht, wenn Menschen die Vorteile spüren. So wächst eine Bewegung.

Galahad Clark von Vivobarefoot zeigt eindrucksvoll, wie sich Barfußschuhe von einem belächelten Nischenprodukt zu einer ernstzunehmenden, stark wachsenden Kategorie entwickelt haben. Das Grundprinzip bleibt bewusst einfach: Schuhe, die den Fuß nicht korrigieren, sondern seine natürliche Funktion unterstützen. Gleichzeitig hat sich das Segment in Design, Technologie und Markenauftritt deutlich weiterentwickelt: Weg vom reinen Öko-Image hin zu einer modernen, ästhetischen und wissenschaftlich fundierten Produktwelt, die sowohl Lifestyle- als auch Performance-Ansprüche bedient. Immer mehr Menschen erkennen darin einen gesunden Gegenpol zu überkonstruierten Schuhen und entscheiden sich bewusst für ein natürlicheres Bewegungsgefühl.

Wie sich Technologie und Design im Barfußschuhsegment weiterentwickeln, kannst du auf der ISPO 2025 selbst erleben, wo Vivobarefoot seine neuesten Innovationen als offizieller Aussteller  präsentiert. Vom 30. NOV. - 02. DEZ. in München.

Triff Vivobarefoot Ltd. auf der ISPO 2025 hier: BOOTH A1.208

Key Takeaways: Wie Barfußschuhe den Schuhmarkt revolutionieren

  • Natürliche Bewegung statt Dämpfungslogik: Barfußschuhe setzen auf die biomechanische Intelligenz des Fußes und verzichten bewusst auf dicke Sohlen und Korrekturelemente – ein Gegenentwurf zur klassischen Schuhindustrie.
  • om Nischenprodukt zur globalen Bewegung: Der Markt für Barfuß- und Minimalschuhe wächst rasant und liegt inzwischen bei rund 550–600 Mio. US-Dollar. Vivobarefoot gehört mit rund 20 % Marktanteil zu den stärksten Treibern dieser Entwicklung.
  • Modernes Design löst das frühere Öko-Image ab: Barfußschuhe sind heute ästhetisch, vielseitig und zeitgemäß – von Lifestyle bis Performance. Kollaborationen mit Athlet:innen und Design-Innovator:innen stärken ihre Relevanz im Mainstream.
  • Wissenschaftlich fundiert & bewusstheitsgetrieben: Studien bestätigen die Vorteile natürlicher Bewegung. Gleichzeitig wächst die Community, die Barfußschuhe nicht als Trend, sondern als Teil eines gesunden, ganzheitlichen Lebensstils versteht.
  • Wachstum im Sport- und Outdoorsegment: Immer mehr Sportler:innen entdecken die Vorteile natürlicher Kraftentwicklung und Regeneration. Barfußschuhe haben enormes Potenzial im Performance-Bereich und holen technologisch schnell auf.
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