- Die Bedeutung der Einzelhandelsstrategie in der Sportbranche
- Multi-Brand Stores: Stärken und Herausforderungen
- Pop-Up-Stores: Ein dynamischer Ansatz für den Einzelhandel
- Vergleich von Multi-Brand- und Pop-Up-Strategien für den Sporthandel
- Auswahl der richtigen Einzelhandelsstrategie für deine Sportmarke
- Zukünftige Trends in der Sport-Einzelhandelsstrategie
Der Sporteinzelhandel steckt mitten in einem großen Umbruch. Getrieben vom wachsenden globalen Activewear-Markt und den sich wandelnden Vorlieben der Konsument*innen, sind neue Wege gefragt. Bis 2028 wird erwartet, dass der Activewear-Markt auf satte 450 Milliarden US-Dollar anwächst. Besonders der Boom im Direktverkauf zeigt: Die Rolle klassischer Einzelhändler gerät zunehmend unter Druck. Umso wichtiger werden daher clevere und innovative Retail-Strategien, um weiterhin im Spiel zu bleiben.
Die gute Nachricht: 9 % der Kund*innen im stationären Handel und 19 % der Online-Kund*innen bevorzugen es, direkt im Laden des Herstellers einzukaufen. Einzelhändler*innen können diesen Trend nutzen, indem sie die passende Strategie umsetzen – etwa durch das Angebot eines One-Stop-Shops für Sport- und Wellness-Bekleidung. Das stärkt die Kund*innenbindung und pusht direkt die Verkaufszahlen. Eine smarte Retail-Strategie kann die Wahrnehmung der Konsument*innen gezielt beeinflussen, positive Markenerlebnisse schaffen und für eine starke Präsenz im Markt sorgen.
Eine erfolgreiche Einzelhandelsstrategie wirkt wie ein Katalysator, der eine stärkere Verbindung zu den Konsument*innen aufbaut und den langfristigen Erfolg sichert. Sie trägt nicht nur dazu bei, den Marktanteil und das nachhaltige Wachstum einer Marke zu fördern, sondern steigert auch das Markenbewusstsein, die Kundentreue und den Umsatz.
Multi-Brand Stores bieten Produkte verschiedener Marken an einem Ort und ermöglichen es Kund*innen, diese direkt zu vergleichen und auszuprobieren. Im Gegensatz zum Online-Shopping können Produkte vor dem Kauf getestet werden, was den Komfort und die Auswahl für Konsument*innen erhöht. Für Marken bieten solche Geschäfte die Chance, ein größeres Publikum zu erreichen und die Markenbekanntheit sowie den Umsatz zu steigern.
Einzelhändler*innen, die auf die Strategie von Multi-Brand Stores setzen, befinden sich auf Erfolgskurs. So war die INTERSPORT-Gruppe als Multi-Brand Geschäft besonders erfolgreich und konnte ihren Umsatz 2023 um 13,4 % steigern. Im Gegensatz dazu sank der Umsatz von JD Sports Fashion im Jahr 2024 um 4,12 %. Auch für Hersteller wie Nike sind Multi-Brand Läden von Vorteil, da sie verschiedene Produktlinien unter einer Dachmarke anbieten können. Ein Beispiel hierfür ist das House of Innovation von Nike, wo Kund*innen die Möglichkeit haben, unterschiedliche Produktlinien zu entdecken und ihre Einkäufe individuell zu gestalten.
Ein weiteres Beispiel ist der beeindruckende Multimarken-Flagshipstore von Under Armour, das Brand House City. Dieser Store fungiert als One-Stop-Shop für alle Produkte und Dienstleistungen von Under Armour und bietet den Kund*innen ein umfassendes Einkaufserlebnis.
Trotz der vielen Vorteile bringt die Einrichtung eines Multi-Brand Stores auch einige Herausforderungen mit sich. Marken haben oft nur begrenzten Einfluss darauf, wie ihre Produkte im Store präsentiert und platziert werden. Das macht es schwieriger, sich von der Konkurrenz und den großen Playern der Branche abzuheben. Ein Beispiel ist JD Sports – ein Big Player im Sporteinzelhandel, der Marken Zugang zu einer riesigen Kundschaft bietet. Doch der Wettbewerb ist hart, und die Markenpflege wird zur Herausforderung, da die Marken kaum Einfluss darauf haben, wie ihre Produkte im Laden vermarktet oder präsentiert werden.
Pop-up-Stores sind temporäre Verkaufsflächen, die Marken nutzen, um ihre Produkte auf dynamische und auffällige Weise zu präsentieren – ob bei Events, Festivals, Produkteinführungen oder speziellen Kampagnen. Für Sportmarken bieten sie eine ideale Plattform, um Produkte und Konzepte zu testen, einen Hype zu kreieren oder den Kund*innen zu zeigen, wie ihre Produkte in Aktion funktionieren.
Der große Vorteil: Pop-up-Stores ermöglichen es, neue Märkte in kurzer Zeit zu testen und unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen, ohne langfristige Verpflichtungen oder hohe finanzielle Risiken einzugehen. Diese flexiblen Stores sind anpassungsfähig, reagieren schnell auf Trends und bieten den Kund*innen ein einzigartiges Einkaufserlebnis. Der zeitlich begrenzte Charakter schafft zudem ein Gefühl von Dringlichkeit und Exklusivität, was mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht und den Umsatz ankurbelt. Gleichzeitig sammeln Marken wertvolles Feedback in Echtzeit.
Ein hervorragendes Beispiel für einen erfolgreichen Pop-up-Store ist die Einführung der Terrex-Linie von Adidas. Hier wurden interaktive Erlebnisse mit exklusiven Produkten kombiniert, die in einer ansprechenden Umgebung präsentiert wurden. Der Effekt beschränkte sich nicht nur auf den physischen Store, sondern wurde zu einer PR-Gelegenheit, die zu massivem Online-Engagement führte.
Ein weiteres Beispiel ist das Pop-up-Event von ASICS während der Pariser Modewoche 2024. Hier wurden kommende Kooperationen mit vier Marken – Cecilie Bahnsen, Kengo Kuma, Up There und Doublet – vorgestellt. Die Besucher*innen hatten die exklusive Gelegenheit, Produkte zu sehen und zu kaufen, die noch nicht auf dem Markt waren.
Pop-up-Stores punkten durch ihre einzigartigen Erlebnisse, saisonalen Produkte, lokalen Angebote und speziellen Rabatte. Sie bieten ein persönliches Einkaufserlebnis und die Möglichkeit, neue Marken zu entdecken. Kein Wunder, dass 80 % der globalen Einzelhandelsmarken damit große Erfolge gefeiert haben, und 58 % planen, dieses Format erneut zu nutzen. Trotzdem erfordert es eine sorgfältige Planung und Investition, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Da Pop-ups nur für einen begrenzten Zeitraum geöffnet sind, ist es oft eine Herausforderung, langfristige Markentreue aufzubauen, nachhaltige Wirkung zu erzielen oder ambitionierte Verkaufsziele zu erreichen.
Multi-Brand- und Pop-up-Stores bieten Sportmarken jeweils klare Vorteile, bringen aber auch Herausforderungen mit sich – und die sollten gut überlegt sein. Ein entscheidender Punkt ist das Zielpublikum: Multi-Brand-Stores mit ihrem breiten Sortiment ziehen eine vielfältige Kundschaft an, weil sie ein großes Netz auswerfen. Pop-up-Stores hingegen sind oft gezielt auf bestimmte demografische Gruppen oder Nischen ausgerichtet und bieten so einen fokussierteren Ansatz. Auch bei den Kosten gibt es Unterschiede: Multi-Brand-Stores haben in der Regel höhere laufende Ausgaben wie Mieten, Personalkosten und Lagerverwaltung. Pop-up-Stores dagegen sind temporär und meist deutlich günstiger. Sie bieten Marken die Möglichkeit, flexibel zu bleiben und neue Ideen ohne langfristige Verpflichtungen zu testen.
Multi-Brand-Stores schaffen durch ihre dauerhafte Präsenz einen bleibenden Eindruck und fördern die Markentreue, da sie konstant im Gedächtnis der Kund*innen bleiben. Ihr Vorteil liegt in der breiten Produktpalette, die für stetigen Kundenverkehr sorgt. Pop-up-Stores hingegen ziehen schnell Aufmerksamkeit auf sich und eignen sich perfekt als saisonale Marketingstrategie, etwa bei Sportevents oder exklusiven Produkteinführungen. Allerdings kann die Markenpräsenz in Multi-Brand-Stores durch den Wettbewerb abgeschwächt werden, da Marken oft nur begrenzt Einfluss auf die Präsentation ihrer Produkte im Vergleich zu anderen haben. Trotzdem bieten diese Geschäfte die Chance, sich neben großen Playern zu positionieren und neue Zielgruppen zu erschließen.
Pop-up-Stores hingegen geben Marken die volle Kontrolle über ihre Präsentation und schaffen ein einzigartiges Kundenerlebnis. Sie ermöglichen maßgeschneiderte Marketingstrategien und eine gezielte Inszenierung der Marke. Durch ihre Flexibilität sind Pop-up-Stores ideal, um neue Konzepte auszuprobieren und kreative Ideen zu testen.
Wie entscheidet sich eine Sportmarke also zwischen Pop-up-Stores und Multi-Brand-Geschäften? Die Wahl der richtigen Einzelhandelsstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Zielmarkt, dem Produktangebot und den allgemeinen Geschäftsstrategien. Für Marken, die ein Nischenpublikum ansprechen oder ein limitiertes Produkt launchen, sind Pop-up-Stores ideal, um Exklusivität zu vermitteln und einen Hype zu generieren. Eine etablierte Marke mit einem breiten Sortiment hingegen profitiert eher von der Reichweite und der Kundenbindung, die Multi-Brand-Stores bieten.
Letztlich muss die Strategie mit den übergeordneten Zielen der Marke übereinstimmen, sei es zur Steigerung der Markenbekanntheit, zur Verkaufsförderung oder zur Verbesserung des Kundenerlebnisses. Wichtig ist, dass sie sich nahtlos in die Kernwerte und die langfristige Vision der Marke einfügt. Eine „One-Size-Fits-All“-Lösung gibt es jedoch nicht. Ein hybrider Ansatz, der die Stärken von Multi-Brand- und Pop-up-Stores kombiniert, könnte der Schlüssel zu einem ausgewogenen und flexiblen Weg sein.
Marken können so das Beste aus beiden Welten nutzen: Multi-Brand-Stores bieten Konsistenz und Reichweite, während Pop-up-Stores gezielte Aufmerksamkeit, Kundenengagement und Raum für Experimente schaffen.
Der Sportartikelmarkt befindet sich in einem ständigen Wandel, angetrieben durch technologische Fortschritte und veränderte Verbraucherpräferenzen. Zudem gewinnt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Marken reagieren auf diese Trends, indem sie ihre Strategien anpassen und sich innovative Technologien zunutze machen. Durch die Integration von Augmented Reality (AR) und künstlicher Intelligenz (KI) kann ein intensiveres und interaktiveres Einkaufserlebnis geschaffen werden. Virtual Reality (VR) hat das Potenzial, das stationäre Einkaufserlebnis zu revolutionieren, indem es den Kund*innen ermöglicht, Produkte in ihrer eigenen Umgebung oder virtuell an sich selbst zu visualisieren. KI wiederum kann personalisierte Produktempfehlungen basierend auf individuellen Vorlieben und Verhaltensmustern liefern. Mithilfe fortschrittlicher Technologien wie KI-gesteuerten Wearables und anderen smarten Geräten können Marken das Verhalten der Verbraucher*innen besser verstehen und ihre Einzelhandelsstrategien gezielt anpassen.
Die Verbraucher*innen von heute legen zunehmend Wert auf Komfort, Personalisierung und Einzigartigkeit. Marken, die es schaffen, nahtlose Omnichannel-Erlebnisse, maßgeschneiderte Empfehlungen und ansprechende Shopping-Erlebnisse zu bieten, werden langfristig erfolgreich sein. In der Zukunft wird der Erlebniseinzelhandel voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen. Geschäfte werden nicht mehr nur Produkte verkaufen, sondern auch Fitnesskurse, Workshops und ähnliche Angebote integrieren, bei denen das Kundenerlebnis im Mittelpunkt steht.
Gleichzeitig müssen Marken die wachsende Zahl umweltbewusster Verbraucher*innen berücksichtigen. Diese Käufer*innen bevorzugen Marken, die nachhaltige Praktiken priorisieren. Unternehmen wie Patagonia und Adidas haben bereits durch den Einsatz recycelter Materialien in ihren Produkten das Vertrauen und die Loyalität ihrer Kund*innen gewonnen. Von der Verwendung recycelter Stoffe bis hin zu umweltfreundlicher Verpackung – Sportmarken müssen ihren ökologischen Fußabdruck verringern, um der steigenden Nachfrage nach Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Es ist entscheidend, dass Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Einzelhandelsstrategien wird, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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