Health/16.12.2022

Corporate Fitness: Surfen für smarte Ziele

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Auf einer Welle surfen oder den Kopf frei laufen – während der Arbeitszeit. Unternehmen profitieren enorm, wenn sie Firmenfitness anbieten, wie internationale Studien zeigen. Wir verraten, wie Corporate Fitness durchstartet – mit Best Practices aus der ganzen Welt.

Auf der Welle des Erfolgs: von Corporate Fitness profitieren Teams und Unternehmen

Die gute Nachricht für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter*innen zum regelmäßigen Sport motivieren, kommt aus Australien: Bereits 15 bis 20 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche reduziert laut einer aktuellen Studie das Risiko schwerer Krankheiten und senkt das Sterblichkeitsrisiko um bis zu 40 Prozent. 

Wichtig sei nur, dass jede Belastung etwa zwei Minuten dauert und so intensiv sei, dass reden unmöglich ist. Ideal also für eine kurze Mittagspausen-Einheit auf dem Rollentrainer wie bei Ryzon, ein kleines Training mit der LesMills-App oder der Spurt zum Bus.

Ziemlich viel Freiraum…

Bereits in den 80er-Jahren führte Patagonia Gleitzeit ein. Gründer Yvon Chouinard schreibt hierzu in seinem Buch „let my people go surfing“: „Die tägliche Arbeit muss erträglich sein. Wir müssen alle weiter beschwingt zur Arbeit kommen und die Treppe jeweils zwei Stufen auf einmal hochgehen.“ Und weiter: „Wir mussten alle Gleitzeit haben, um auf den Wellen zu surfen, wenn sie gut waren, oder nach einem großen Schneesturm auf Pulverschnee Ski zu fahren.“

Bei Patagonia wird nach Unternehmensangaben auch heute eine Flexibilität gelebt, die für die Mitarbeitenden ein Benefit ist, der sich auf die Lebens- und Arbeitsqualität und damit natürlich auf die Motivation und Zufriedenheit der Kolleg*innen auswirke. Deshalb sei das Motto: „Go with the Flow“: „Wir lassen Spielräume – das motiviert, macht Spaß und die positive Energie kommt dann von ganz allein.“

Flexibel mit der Arbeitszeit umgehen zu können, um Freiräume fürs Sporttreiben zu haben: Das Kölner Unternehmen Ryzon lebt New Work mit dem Baustein Corporate Fitness. „Sport treiben ist nicht nur während der Arbeitszeit geduldet, sondern erwünscht. Sich einen klaren Kopf zu verschaffen und sich nach dem Sport wieder frisch an die Arbeit zu setzen, dient der Effizienz“, sagt Felix Erdmann, People and Culture Manager bei Ryzon.

Ob unbezahlter Urlaub für spaßbringende Outdooraktivitäten wie beim US-amerikanischen Outdoorausrüster REI oder bezahlte Skipässe wie es beim Snowboard-Hersteller Burton Usus ist, ungewöhnliche, gesundheitsfördernde Benefits klettern bei Bewerbungen in der Wunschliste der Generation Z weiter nach oben. Sie ersetzen klassische Benefits wie beispielsweise Essensgutscheine und Firmenwagen.

Fakt 1: Employer Branding: Wettbewerbsvorteil Firmenfitness

In Zeiten, in denen qualifizierte Bewerber*innen rarer werden, lohnt es sich für Unternehmen, mit sportlichen Benefits Werbung zu machen. Dem Startup-Unicorn Personio „ist es besonders wichtig, dass wir unseren Mitarbeitenden ein Angebot bieten, das Mehrwert schafft und zum gesundheitlichen Wohlbefinden beiträgt“, sagt Nina Rogler, Culture & Community Managerin. Deshalb überprüfe das Software-Unternehmen regelmäßig seine Benefit-Angebote unter Berücksichtigung von internem Feedback. „Mit unseren angebotenen Benefits wollen wir die richtige Zielgruppe ansprechen und als attraktiver Arbeitgeber am Markt auftreten. Unsere Benefits werden also auch fürs Employer Branding genutzt.“

Für Sportunternehmen bedeuten sportliche Benefits aber auch, dass sich Menschen mit dem passenden Mindset bewerben – das sieht nicht nur LesMills so: „Unsere Benefits sowie unsere Unternehmenswerte führen dazu, dass sich bei uns Menschen bewerben, die ein passendes Mindset mitbringen und Interesse an einem gesunden und aktiven Lebensstil haben.“ Auch People and Culture Manager Erdmann bestätigt dies: „Unsere Bewerber*innen freuen sich über die Flexibilität und die Möglichkeit Sport zu treiben.“

Von Corporate Fitness profitieren Arbeitnehmer*innen und Unternehmen
Bildcredit:
LesMills

Fakt 2: Geringere Krankheitsraten – glücklichere Mitarbeiter*innen

Frühere Studien in den USA wie beispielsweise die großangelegte Rand-Studie (gesponsert von der US-Regierung) aus dem Jahr 2013 zeigen: Die Effekte von Firmenfitness auf die Gesundheit der Mitarbeiter*innen sind enorm. Dass Wellness-Programme die Produktivität steigern, Stress reduzieren und das Engagement und die Kommunikation der Mitarbeiter*innen verbessern – das bestätigen auch die Forschungen der deutschen Psychologin Prof. Sabine Sonnentag.

Ähnliches berichtet Forbes und bezieht sich auf eine Studie der Harvard Business School. Diese habe ergeben, dass in amerikanischen Unternehmen für jeden Dollar, der für Wellness-Programme ausgegeben wird, die Ausgaben für medizinische Versorgung um 3,27 Dollar sinken und die Kosten für Fehlzeiten der Mitarbeiter*innen um 2,73 Dollar.

Fakt 3: Sport in der Gruppe fördert den Teamgeist

Aus vergangenen Studien weiß Hannah Clauß von LesMills, „wie wichtig es ist, sich zu bewegen und welchen Effekt Fitness und insbesondere Gruppenfitness auf die Gesundheit sowie die Motivation von Menschen hat“. Eine aktuelle Studie habe zudem gezeigt, dass „wir härter trainieren, wenn wir in der Gruppe Sport treiben. Mit dem Angebot und der Flexibilität, jederzeit und überall aktiv sein zu können, sorgen wir einerseits dafür, dass unsere Mitarbeiter*innen fit bleiben und andererseits ermöglichen wir ihnen, zusammen beim Sport Spaß zu haben und Hochgefühle zu erleben. Das stärkt den Zusammenhalt im Team und fördert merklich die Motivation.“

Gemeinsames Sporttreiben stärkt den Teamgeist der Mitarbeiter*innen
Bildcredit:
Personio

Organisierte sportliche Benefits – von wild bis kreativ

Stärker im Team – diesen Effekt bestätigt auch Nina Rogler von Personio: „Unsere Gesundheitswochen haben wir beispielsweise während Corona etabliert; auch hier konnten wir einen positiven Einfluss auf die Teamstärke und Teamzusammenhalt feststellen.“ Dies haben Umfragen unter Mitarbeiter*innen ergeben.

Bekleidungshersteller Ryzon betreibt nicht nur ein Urban Sports Club Sponsoring für seine Mitarbeiter*innen, sondern im Headquarter gibt es zwei Rollentrainer inklusive Firmenlogin zu Zwift. Nach Worten von Erdmann werden gemeinsame Radausfahrten ebenso wie Läufe absolviert. „Auch Bouldern, Paddeltennis oder Badminton wird ab und an in Angriff genommen.“

Gemeinsame Ausfahrten mit dem Fahrrad stehen bei Ryzon hoch im Kurs
Bildcredit:
Ryzon

Eine bunte Auswahl an Aktivitäten bietet Personio seinen Mitarbeiter*innen in Deutschland, Spanien, England und Holland – unter anderem Zuschüsse für eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft (zum Beispiel Qualitrain für Deutschland oder Gympass für andere Standorte). Neben Yogastunden gibt es einen Mental Health Service. Abhängig vom Bürostandort beinhaltet dieser ein Drei-Monats-Coaching oder einen achtstündigen Workshop. Einmal im Jahr organisiert das Unternehmen sogenannte Health Weeks mit unterschiedlichen Schwerpunkten – von körperlicher und emotionaler bis hin zu finanzieller Gesundheit.

In allen Märkten Zugang zu Fitness – das ist einer der sportlichen Benefits beim neuseeländischen Fitnessanbieter LesMills; entweder über eine Studiomitgliederschaft oder anderweitige Vereinbarungen mit Fitnesseinrichtungen. In Neuseeland zum Beispiel können die Mitarbeiter*innen alle Studios kostenlos nutzen, während die Mitarbeitenden in Deutschland (wo es keine reinen LesMills-Studios gibt) Zugang zu einem Netzwerk an Fitnessstudios haben. Zusätzlich haben weltweit alle Mitarbeitenden Zugang zur hauseigenen Fitness-App und können beim Kauf von Smart Tech Equipment sparen.

LesMills-Mitarbeiter*innen sparen beim Kauf von Smart Tech Equipment
Bildcredit:
LesMills

Zeitfenster: Sportliche Freiheit für Mitarbeiter*innen

„let my people go surfing“ – der Titel des Buches von Gründer Yvon Chouinard gilt seit Anbeginn für das Patagonia-Team. Sprich: An einem guten Surftag teilt sich jeder nach Möglichkeit selbst ein. Die Arbeit müsse „natürlich“ gemacht werden, allerdings bestehe Raum für Zeitfenster, die verantwortungsvoll genutzt werden können, erklärt das Unternehmen. „Dieser Leitgedanke gilt für alle (sportlichen) Aktivitäten, die unser Leben bereichern. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Selbstbestimmung und die flexible Nutzung von Zeitfenstern für persönliche Interessen für unsere Mitarbeitenden wirklich wertvoll sind.“ Zudem würden sich Mitarbeiter*innen von sich aus zusammenschließen, um gemeinsam zum Laufen, Radfahren oder Surfen zu gehen. Im Office in Amsterdam beispielsweise habe sich das ganz natürlich ergeben, gemeinsam Sport zu treiben.

Sport während der Arbeitszeit

Die Zeit, die Mitarbeiter*innen mit Sport während der Arbeitszeit verbringen können, wird ganz unterschiedlich gehandhabt. „Jeder kann, wann immer er will, Sport treiben. Arbeitszeit ist bei uns nicht im Fokus. Bei uns geht es um den Outcome“, sagt Ryzon-Manager Erdmann.

Generell ist die Zeit, in der Mitarbeiter*innen den von ihrer Firma unterstützten Sport betreiben können, keine Arbeitszeit. Aber trotzdem ist bei vielen Sport während der Arbeitszeit möglich. Denn die Unternehmen setzen auf Selbstverantwortung: „Zeit ist kostbar und deswegen machen wir es unseren Mitarbeiter*innen so einfach wie möglich Sport und Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Indem wir den Freiraum schaffen, tagsüber ein Workout zu absolvieren und zum Beispiel zu aktiven Mittagspausen ermutigen, legen wir den Grundstein dafür, dass sich unser Team gesund und wohlfühlt“ – so die Strategie von LesMills.

Die Zukunft von Corporate Fitness ist hybrid

Für die Zukunft prophezeit der „European Health & Fitness Market Report 2022“: „Firmenfitness zeigt Potenziale, die es zu erschließen gilt.“ Ein ähnliches Bild zeichnet die repräsentative Studie „Fitness 2022“ der pronova BKK. Während der Corona-Pandemie haben deutsche Arbeitnehmer*innen großes Interesse an betrieblichen Online-Sportangeboten entwickelt. 41 Prozent möchten vergleichbare Angebote vom Arbeitgeber nutzen oder tun dies bereits. Bei Online-Workouts in der Mittagspause gilt das für 32 Prozent.

So betreiben Europäer Fitness: Firmenfitness auf Platz sechs
Bildcredit:
EuropeActive Consumer Survey 2022

Ähnlich ist die Situation beispielsweise in Spanien. Borja Sañudo Corrales und Jerónimo García-Fernández von der Universität Sevilla beschreiben die Situation bezüglich Firmenfitness wie folgt: Bis zu 34 Prozent der Beschäftigten arbeiteten während der Lockdowns im Homeoffice, und 30 Prozent arbeiten auch jetzt noch remote. Das Fazit der Spanier: Die Wellness-Programme der Unternehmen müssen sich an die neue Realität anpassen – beispielsweise mit Fitness-Apps und anderen Social-Media-Tools.

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