Mit seinem Triathlon um die Welt hat Jonas Deichmann Menschen auf der ganzen Welt inspiriert. Ryzon hat den Abenteurer vor allem mit Klamotten ausgestattet. Aufgrund der unterschiedlichen Klimazonen sei das eine große Herausforderung gewesen, sagt Marketing-Manager Sven Schröllkamp. Für Sibirien habe das Produktteam eine Jacke mit Graphen entwickelt, die komplett auf Jonas Deichmann abgestimmt war. Für Ryzon ist der Extremsportler ein Glücksfall und ein Botschafter der Werte, denen sich das Unternehmen verschrieben hat. Dazu zählt nicht nur ein Bewusstsein gegenüber der Umwelt verbunden mit Nachhaltigkeitsaspekten, sondern auch das Umfeld. New Work wird gelebt mit einer 32-Stunden-Woche und ausgeglichener Work-Life-Health-Balance.
Sven Schröllkamp: Nein. Die Aufmerksamkeit, die Jonas gerade bekommt, ist unglaublich. Jonas ist, seitdem er wieder da ist, total ausgebucht. Sehr spannend. Ich stand fast täglich mit ihm in Kontakt während seiner Reise um die Welt. Und ich war damals derjenige, der ihn von uns überzeugen durfte, und mit ihm vereinbart hat, dass wir den Weg jetzt gemeinsam bestreiten und wir ihn unterstützen, so gut wir können. Als er auf seinem Weg vom Nord- zum Südkap war, hatte er gerade mal 13.500 Follower. Danach haben wir telefoniert, und er hat uns von seinem neuen Projekt von der Weltumrundung erzählt, und er meinte, das könnte groß werden.
Das ist es jetzt auch geworden…
Ja, vor allem wegen der ganzen Geschichte in Mexiko, wo er durch die Medien zu einer Art Volksheld wurde. Die Mexikaner haben ihn als Forrest Gump alemán bezeichnet. Er ist in aller Munde, trägt 24/7 unsere Klamotten und wir profitieren davon natürlich bezüglich Aufmerksamkeit. Mittlerweile hat er 129.000 Follower auf Instagram. Es ist immer noch unglaublich!
Soweit ich mich zurückerinnern kann, hat das in der Wahrnehmung unserer Marke sehr geholfen. Wir haben viele attraktive Anfragen bekommen. Mario (Konrad, CEO) gab damals sehr viele Interviews und war in Podcasts zu Gast. Wir haben die Finalteilnahme auf unserer Produktseite kommuniziert – das war unser Triathlonanzug (Myth Aero Sleeve Tri Suit), unser Top-Produkt. Ich glaube schon, dass da ein gewisser Trust bei der Zielgruppe aufgebaut wird.
Love Brand ist der passendere Begriff. Per Definition hat eine Love Brand eine Anziehungskraft auf die Zielgruppe, die sie ansprechen will. Genau das versuchen wir, indem wir unseren Standards treu bleiben, unsere Werte leben und Geschichten über die Marke erzählen.
Unsere Werte sind tief verankert. Wir bringen ein bestimmtes Bewusstsein mit, das wir nach außen kommunizieren, und auch leben. Das bedeutet, dass wir uns mit uns und unserem Umfeld vernünftig auseinandersetzen. Das zeigt sich in Projekten wie „United in Humanity“. Außerdem möchten wir umweltbewusst handeln. Allerdings ist das Wort Umwelt so groß, denn wir verstehen darunter nicht nur die eco-Umwelt, sondern auch unser Umfeld. Und wenn wir uns damit auseinandersetzen, dann auch mit Herzblut. Deshalb verpacken wir unsere Werte in Geschichten. So werden wir zur Love Brand, weil wir das kommunizieren, was wir machen, und was wir toll finden – das finden wiederum andere Menschen toll. Auch beim „Project Horizon“ geht es darum. Wir erzählen Geschichten – weg vom Leistungssport, hin zum Erleben, Adventure. Deshalb passt Jonas Deichmann auch zu 100 Prozent zu uns.
Wir haben nicht nur einen USP. Das wäre zu einfach. Es gibt bei uns drei Säulen: Technologie, Design, Bewusstsein. Das sind unsere drei Kommunikationsbausteine auf denen alles aufbaut. Das macht uns auch auf Dauer stark, dass wir uns nicht auf einen USP beschränken, sondern dass wir drei Säulen haben.
Wenn wir uns die Entwicklung der vergangenen Jahre anschauen, können wir das auf jeden Fall behaupten, ja.
Als Brand Testimonial bringt Jan natürlich einen gewissen Trust mit in die Zielgruppe. Außerdem können wir alle Produkte anhand von Jans Feedback anpassen, und noch besser machen. Da haben wir ein optimales Testobjekt. Und so entstehen nicht nur Produkte, die wir cool finden, sondern die auch vor allem funktionieren. Und das bekommen wir zurückgespielt, zuerst von einem Jan Frodeno, von anderen Profi-Athleten, die wir unterstützen, und von unserer Community direkt.
Ja, die Community, die auf Strava unterwegs ist, ist eine sehr wertvolle Zielgruppe für uns, weil die sowieso den Sport ausüben, für den wir die Produkte anbieten. Wir hatten jetzt eine Strava-Challenge mit 95.000 Teilnehmer*innen. Deren Auswertung zeigt auch genau das. Wir sind dabei eher der Motivator, indem wir ein Ziel vorgeben. Wenn die Teilnehmer*innen dieses schaffen, dann bekommen sie eine Belohnung. Diese dürfen sie dann bei der Marke einlösen. Ich finde die Strava-Plattform eine sehr charmante Lösung, um mit seiner Community in Kontakt zu treten und um nachhaltiges Community-Building zu betreiben.
Der Konflikt zwischen Funktionalität, Nachhaltigkeit und Design – das ist täglich Brot für unser Produkt- und Designteam. Wir versuchen so gut es geht, die drei Aspekte Funktionalität, Nachhaltigkeit und Design in jedem Produkt unterzubringen. Das funktioniert bei den meisten Produkten auch ganz hervorragend. Wir haben ganze Produktreihen, die sehr funktional sind, und auch noch komplett recycelt. Bei den hoch technologischen Produkten, wie unseren Tri-Suits, ist der Spagat und die Herausforderung dann doch deutlich größer.
Ja, mit Work-Life-Health-Balance sind wir meines Erachtens sehr revolutionär unterwegs. Wir haben seit Mai eine 32-Stunden-Woche etabliert. Das ist immer noch learning by doing. Es wäre gelogen, wenn wir sagen, wir haben alle seit Mai nur noch 32 Stunden gearbeitet; sich zwei Nachmittag frei zu nehmen, ist immer noch ein Prozess. Wir arbeiten daran.
Die Reduzierung der Arbeitszeit sollte im besten Fall dazu führen, dass wir mehr Zeit mit uns selber verbringen können. Viele der Kolleg*innen nutzen die gewonnene Zeit, um mehr Sport zu machen. Wir haben zum Beispiel alle die Möglichkeit, die Benefits von Urban Sports Club zu nutzen – eine Art Flatrate Sportanbieter. Viele Sportanbieter sind Teil des Angebots. Somit können wir bei vielen verschiedenen Sportanbietern trainieren, Kurse besuchen und uns fit halten.
In meinen Augen spielt auch Home-Office eine große Rolle. Derzeit soll sowieso nur derjenige ins Büro, der unbedingt muss. Es wäre uns aber auch ohne Corona freigestellt, ob wir Home-Office machen oder nicht.
Ja, als es im März 2020 mit Corona losging, und die Leute nach ein paar Wochen Lockdown gemerkt haben: Wir müssen mal aus der Wohnung raus. Plötzlich waren zum Beispiel alle Fahrräder ausverkauft. Die Nachfrage war schon extrem groß, auch bei uns. Zudem kam ja dann im Mai der Tri@home von Jan Frodeno. Da bekamen wir viel mediale Aufmerksamkeit. Das gepaart mit der „United in Humanity“-Kampagne, die wir zuvor gestartet haben, und der sowieso steigenden Nachfrage nach Ausdauersport-Produkten, das haben wir gemerkt. Wir hatten Glück, dass wir alles in Europa produzieren. Sonst hätten wir Probleme mit den Lieferketten gehabt. Wir konnten die Nachfrage zum größten Teil befriedigen.
Seit einigen Monaten kooperieren wir mit ClimatePartner. Die geben uns die Chance, unsere CO2-Emissionen zu errechnen, und dann zu überlegen, wie wir diese ausgleichen wollen. Unsere Emissionen für 2020 haben wir bereits ausgeglichen, und dürfen uns nun für das Jahr 2020 als klimaneutral bezeichnen. Aber diesbezüglich starten wir erst, wie mit anderen Dingen auch.
Ich glaube, wir sind in vielen Dingen bei Ryzon noch nicht am Ende der Fahnenstange. Alles was wir gerade anstoßen, ist eigentlich erst am Anfang. Das geht von Technologie über Innovation bis hin zu New Work. Ich denke da auch an den Neo-Öko-Megatrend, den ich ungern als Trend bezeichnen möchte, sondern eher als die Zukunft. Ein Trend hört ja immer wieder mal auf, und ich hoffe halt, dass es nicht aufhört. Und dass wir uns in eine nachhaltige Zukunft bewegen werden.