Promotion/16.11.2020

Corporate Responsibility Management bei Schöffel

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(Promotion) Adele Kolos arbeitet seit 2014 bei Schöffel, wo sie in den ersten drei Jahren im Lieferantenmanagement tätig war. Von dort wechselte sie ins Corporate Responsibility (CR) Management. Hier ist sie für die Entwicklung und Umsetzung der CR-Strategie verantwortlich. Im Interview mit ISPO.com spricht sie über die enge Zusammenarbeit mit der Fair Wear Foundation, die Kontrollmechanismen der CR-Standards und welchen Einfluss das Unternehmen auf existenzsichernde Löhne nehmen kann.

Adele Kolos, Senior Corporate Responsibility Management bei Schöffel

Das Thema Corporate Responsibility umfasst viele Bereiche. Was sind in ihrer Position die wichtigsten Aufgaben?
Die CR-Strategie bei Schöffel haben wir in vier Bereiche aufgeteilt: Produkt, Soziales, Umwelt und nachhaltige Dienstleistungen. Übergeordnet gilt dabei für uns: Der Mensch steht stets im Mittelpunkt. Wir arbeiten zu zweit an den unterschiedlichen CR-Themen. Das ist ein enormer Vorteil, denn in vielen Unternehmen der Textilbranche werden die CR-Aufgaben nur von einer Person allein übernommen. Meine Kollegin Johanna Winterhalder kümmert sich dabei vor allem um das Umwelt- und Schadstoffmanagement. Mein Fokus liegt auf der Kontrolle und Verbesserung sozialer Standards. Damit die Strategie erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen sich die Kollegen in allen Abteilungen für die CR-Ziele einsetzen. Dies funktioniert nur, wenn ein Grundverständnis im gesamten Unternehmen vorhanden ist. Das ist ein fortlaufender Prozess, an dem wir beide gemeinsam arbeiten.

Wie hat sich ihre Rolle als CR-Managerin von 2017 bis heute im Unternehmen verändert? 
Seit diesem Jahr sind wir mit dem CR-Management direkt an die Unternehmensleitung angegliedert. Somit haben wir mit unserer Beratung einen noch direkteren und strategischeren Einfluss, vor allem wenn es um Themen rund um das Produkt geht. Aber auch hinsichtlich Lieferkettenmanagement, CO2-Reduktion und anderen Anforderungen müssen wir den entsprechenden Weitblick haben und mögliche Risiken frühzeitig erkennen.

Können sie am Beispiel der Arbeitsbedingungen beschreiben, wie hier die Kontrolle der Fair Wear Standards funktioniert?
Lieferanten und Produzenten, mit denen wir zusammenarbeiten, durchlaufen alle einen strengen Onboarding-Prozess, in dem wir einzelne Anforderungen abfragen. Wir setzten auf langjährige Partnerschaften und sind mindestens zwei Mal im Jahr mit Mitgliedern der Unternehmensleitung persönlich bei den Produzenten vor Ort. Zur Kontrolle der Arbeitsbedingungen nutzen wir die Audits der Fair Wear. Sie ist für uns die externe und unabhängige Kontrollinstanz, die in persönlichen Gesprächen mit den Arbeitern vor Ort die Vorgaben überprüft. Zusätzlich haben wir permanent drei Mitarbeiter in Asien, die neben den Qualitätskontrollen auch die Fair Wear Standards im Blick haben und Verstöße an uns melden. Eines hat sich über die Jahre bestätigt: Je besser die Arbeitsbedingungen, desto besser ist die Qualität der gefertigten Produkte.

Die Fair Wear Standards führen zu verbesserten Arbeitsbedingungen beim Produzenten.
Bildcredit:
schoeffel.com

Wie sieht Schöffel die Entwicklungen zum geplanten Lieferkettengesetzt?
Es ist eine gute Initiative, die endlich die richtigen Signale setzt. So wie es im Moment geplant ist, zielt es auf Unternehmen ab 500 Mitarbeiter. Darunter würden wir gar nicht fallen, obwohl wir die geplanten Auflagen schon heute erfüllen. Ein entsprechendes Gesetz würde in jedem Fall für mehr Wettbewerbsgleichheit in der Textilbranche sorgen. Zudem zeigen wir als mittelständisches Unternehmen, dass man unabhängig von der Unternehmensgröße sehr wohl die Anforderungen erfüllen kann.

Als bluesign® Systempartner muss Schöffel strenge Grenzwerte von Schadstoffen und Chemikalien in der Produktion einhalten. Wie lässt sich das kontrollieren?
Grundsätzlich gibt es für Schadstoffe und Chemikalien bei allen Textilien durch die REACH-Verordnung gesetzliche Grenzwerte. Die Grenzwerte von bluesign® sind wesentlich niedriger und die Auflagen entsprechend schärfer. Alle unsere Textilien erfüllen diese strengen Vorgaben. Die Kontrolle erfolgt durch Schadstofftests am fertigen Produkt direkt in Asien. Hier werden die Kleidungsstücke im Labor in ihre Bestandteile zerlegt und auf die Grenzwerte getestet.

Im Schöffel Sustainability Report von 2019 steht als Ziel: „Per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz: PFC, in der Kollektionen durch risikofreie Alternativen zu ersetzen.“ Was ist hier der aktuelle Status?
Wir sind in der Marke Schöffel komplett PFC frei. Lediglich für die Herstellung der Goretex-Membrane in den Highend-Jacken und Hosen wird noch PFC eingesetzt. Die DWR ist auch hier PFC-frei. Grundsätzlich besteht bei dem Thema PFC nach wie vor ein großer Bedarf die Konsumenten aufzuklären.

Inwiefern?
Wir können Jacken ohne PFC im Material und der Beschichtung produzieren, die die normalen Anforderungen an funktionelle Outdoorkleidung erfüllen. Dem Konsumenten sollte nur klar sein, dass er solche Jacken nach mehrmaligem Waschen nachimprägnieren muss. Wer dies professionell erledigen lassen will, nutzt dazu unsere Service Factory. Dann ist auch sichergestellt, dass auf die PFC-freie Jacke nicht im Nachhinein daheim eine PFC-haltige Imprägnierung aufgesprüht wird. Der größte Beitrag zur Nachhaltigkeit ist, die Kleidungsstücke möglichst lange zu tragen, gut zu pflegen und Schäden professionell zu reparieren. Auch hierbei hilft unsere Service Factory.

Adele Kolos bei einem Fabrikbesuch in Asien. Regelmäßige Besuche in den Produktionen sind die Basis für ein erfolgreiches CR-Management.
Bildcredit:
schoeffel.com

Soziale Verantwortung ist Teil der CR-Strategie. Hierzu zählen ja auch existenzsichernde Löhne für Arbeiter in den Fabriken. Welche Maßnahmen unternimmt Schöffel in dieser Hinsicht?
In vielen Ländern gibt es gesetzliche Mindestlöhne, die aber oft die Lebenshaltungskosten nicht decken. In unserem „Living Wage Projekt“ haben wir mit Partnern vor Ort die Lohnstruktur in den Fabriken analysiert und in vielen Gesprächen mit den Arbeitern, dem Management und den Betriebsräten ein existenzsicherndes Lohnniveau ermittelt. Da wir nie der einzige Kunde in einer Fabrik sind, ist auf diesem Gebiet die Zusammenarbeit mit anderen Brands der Fair Wear sehr wichtig. Die Fair Wear hat zudem ein Tool zur Produktkalkulation entwickelt, in das alle Lohn-Parameter einfließen. Wichtig für den Konsumenten ist zu verstehen, dass wir nicht die Löhne zahlen, sondern einen Preis für die Herstellung der Produkte. Deshalb ist ein stetiger Austausch mit den Mitarbeitern vor Ort, dem Management der Fabriken und den Arbeitern zu Kontrolle des Lohnniveaus essenziell. Dass wir in diesem Jahr zum sechsten Mal in Folge den Fair Wear Leader Status erhalten haben bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zumal die Anforderungen stetig steigen.

Was sind die zukünftigen Ziele und größten Herausforderungen für 2021 im Bereich CR?
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden wir in der ganzen Breite wohl erst Ende 2021 erfassen können. Gerade hinsichtlich der Kontrolle von sozialen Standards müssen wir einen enormen Mehraufwand betreiben. Ein weiteres Ziel unserer CR-Strategie ist die Reduktion des CO2-Ausstoßes auf allen Ebenen: Produktion, Lieferwegen und im Unternehmen selbst.

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