Andre Kriwet kann auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung bei renommierten Laufschuh-Unternehmen zurückblicken. Er startete seine Karriere bei Asics, war neun Jahre bei Nike und dann neun Jahre bei Brooks, dort unter anderem Chef-Produktentwickler und Vice-President Innovation & Strategic Concepts.
Im Sommer 2018 gründete Kriwet gemeinsam mit Prof. Gert-Peter Brüggemann und Christian Arens das Laufschuh-Unternehmen True Motion mit Sitz in Münster. Mit dem revolutionären Konzept ihres ersten Schuhs, dem U-Tech Nevos, gewannen sie den ISPO Award in Gold. Der Schuh kommt im Sommer auf den Markt – mit einem ungewöhnlichen Vertriebssystem.
ISPO.com: Sie wollen den Vertrieb über die Homepage und ausgewählte Fachhändler abwickeln. Das klingt nach künstlicher Verknappung – oder welche anderen Gründe gibt es hierfür?
Andre Kriwet: Unser Ansatz ist ein ganz anderer: Keine Kategorien mehr, ein Schuh, der gleichzeitig weich und stabil und vor allem gut für das Knie ist – all diese Dinge sind neu, und wir benötigen Partner, die unsere Geschichte richtig erzählen können. Der Lauf-Fachhandel ist hierfür der ideale Ort, um den Läufern True Motion näherzubringen.
Unser Ansatz ist es eben nicht, große Marketingkampagnen zu fahren, sondern am Fuß des Läufers zu überzeugen. Das braucht ausgewählte, starke Partner und Zeit. Uns geht es nicht darum, den Markt über Nacht zu erobern, wir wollen gesund wachsen.
True Motion startet in diesem Sommer den Verkauf – und das sehr vorsichtig: mit nur einem Schuh, dem U-Tech Nevos, in jeweils zwei Farben für Männer und Frauen. 2020 soll dann ein zweiter Schuh auf den Mark kommen. Warum dieser vorsichtige Einstieg – und wie wollen Sie so zu einem der führenden Anbieter in diesem stark umkämpften Markt werden? Oder ist das gar nicht das Ziel?
Ich habe in meiner Zeit bei Nike und Brooks gelernt, dass mit 20 Prozent der Produktlinien 80 Prozent des Umsatzes generiert werden. Das Ziel muss es sein, absolute Konsumentenlieblinge zu kreieren, sogenannte Franchise-Modelle. Diese führen den Markt an.
Wir werden zwar weniger Modelle als andere Firmen haben, aber dafür stecken wir in jeden unserer Schuhe den neuesten Stand der Forschung und Entwicklung. Jedes noch so kleine Detail an unseren Schuhen wird akribisch besprochen, entwickelt und getestet.
Mag schon sein, dass diese Vorgehensweise, wie Sie es ausdrücken, „vorsichtiger“ erscheint, aber wir möchten einfach die besten Laufschuhe der Welt bauen mit echten Innovationen und 100 Prozent Fokus auf die Läufer und Läuferinnen. Und wir glauben, dass diese besondere Strategie mit Qualität statt Quantität am Ende honorieren wird.
Einer Ihrer Vorgänger als ISPO Award Preisträger, ON, ist auch zunächst nur mit dem „Cloud“ gestartet, inzwischen aber vertreibt er weltweit viele Spezial-Modelle, etwa auch im Trailrunning, und produziert zudem Laufkleidung. Könnte ON für Sie ein Vorbild sein? Wie ist Ihre langfristige Markt-Strategie?
Was ON geschafft hat, ist absolut einmalig. Glückwunsch an dieser Stelle. Unser Ansatz ist jedoch ein anderer, wir wollen funktionell biomechanische Lösungen für Läufer anbieten, gepaart mit einem faszinierend neuem Lauferlebnis. Das ist ja gerade unser Antrieb, eine eigene Laufschuhmarke zu gründen.
Wir sind in unserer Karriere sehr neugierig geblieben. Wie können wir einen Laufschuh bauen, der mehr Komfort hat, bessere Performance zeigt und gesünder ist? Diese Fragen haben uns und werden uns immer antreiben. Denn unser Ziel ist es, Läufer zu begeistern. Das ist unsere Strategie, eher inhaltlich als an Zahlen gebunden.
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