Das Einzelrennen im Olympiastadion von London sollte seine letzte Krönung werden. Doch der Superstar der Olympischen Spiele 2016 von Rio, in 2017 noch mit keiner Weltjahresbestleistung aufgefallen, wurde seiner Favoritenrolle beim 100-Meter-Lauf in 9,95 Sekunden nicht gerecht.
Sowohl Gold-Medaillengewinner Justin Gatlin (9,92) als auch dessen US-Landsmann Christian Coleman (9,95) waren schneller – damit ging Nike im Wettbewerb der Schuh-Hersteller bei der WM in Führung. Usain Bolt halfen auch seine goldenen Puma-Schuhe nicht, die der Ausrüster eigens für den Abschied kreiiert hatte. Ihm blieb als Dritter nur die Hoffnung auf ein Staffel-Gold mit Jamaika zum Ende der WM – doch sein letztes Rennen endete tragisch: Als Schlussläufer von Jamaika erlitt Bolt einen Krampf und stürzte auf der letzten Zielgerade seiner Karriere.
Neun Mal Gold für Usain Bolt: das dritte Olympia-Triple
In Rio 2016 hat Usain Bolt das Triple-Triple geschafft: Bei drei Olympischen Spielen hintereinander – Peking 2008, London 2012 und jetzt Rio 2016 – gewann er jeweils Gold in den drei Disziplinen. „Ich habe gemischte Gefühle. Ich bin traurig, aber zugleich auch glücklich", sagte Bolt, der in Rio seine olympische Karriere beendete und die WM 2017 in London für den letzten Coup nutzen will.
ISPO.com stellt das Business rund um den 30-jährigen Jamaikaner vor, der als einziger Leichtathlet in der Liga der Topverdiener des Weltsports mitspielt.
1. Sportliches Einkommen
Laut „Forbes“ ist Bolt die Nummer 23 auf der Liste der bestbezahlten Sportler des Planeten. Startgelder und Prämien bringen dabei „nur“ einen kleinen Teil der Millionen ein. In der Szene spricht man davon, dass Bolt bis zu einer halben Million Dollar Startgeld bei großen Meetings fordert – und oft genug bekommt.
Die Meeting-Direktoren zahlen zähneknirschend. „Ja, Usain Bolt ist seit 2008 teurer geworden“, sagte Zürich-Boss Patrick Magyar schon vor fünf Jahren. „Es gibt aber auch keinen anderen Athleten auf der Welt, der eine solche Auswirkung auf die Zuschauerzahlen, auf die Vermarktung und auf das Medien-Interesse hat oder je hatte.“
An manchen Standorten könne es „10.000 Zuschauer ausmachen, ob er dabei ist oder nicht“.
Die Siegprämien sind dagegen gering: In der Diamond League (maximal 14 Events) kassiert der Sieger jeweils 10.000 Dollar, der Gesamtsieger der Disziplin 40.000 Dollar. Eine Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft ist 60.000 Dollar wert, ein Weltrekord beim alle zwei Jahre stattfindenden Event 100.000 Dollar.
2. Die Bolt-Sponsoren
Usain Bolt kassiert mehr als 25 Millionen Dollar von seinen Geldgebern:
Puma (Ausrüster), Gatorade (Getränke), Regupol (Tartan-Bahnen), Hublot (Uhren), Enertor (Schuhsohlen), Champion Shave (Rasierer), XM (Trading), G.H. Mumm (Sekt), Gibson (Kopfhörer), Digicel, Virgin Media, Optus, Telkom, Fastweb, Sprint (allesamt Telekommunikationsunternehmen), Kinder Joy (Süßigkeiten) und Advil (Schmerzmittel).
Der größte Anteil der Sponsoring-Einnahmen kommt von Puma (siehe unten). Damit ist Vermarktungskönig Bolt der mit Abstand bestverdienende Leichtathlet aller Zeiten.
3. Werbung mit dem schnellsten Mann der Welt
Die weltweite Bekanntheit von Usain Bolt macht sich für ihn bezahlt. Sein Management achtet bei den Partnern darauf, dass sie hundertprozentig zum Image passen: Geschwindigkeit, Gold, Coolness, Leichtigkeit.
Die Telekommunikationsunternehmen im Bolt-Portfolio werben dementsprechend mit schnellen Internet- oder Mobilfunk-Verbindungen.
4. Ausrüster Puma mit Bolt-Kollektion
Für Puma ist Usain Bolt DAS Aushängeschild. Seit er als 15 Jahre alter Highschool-Athlet sämtliche Rekorde in seinem Heimatland brach, ist der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach an Bolts Seite.
„Forever faster“ heißt der Puma-Slogan, den Usain Bolt verkörpert und in die Welt transportieren soll. Nach Bolts erstem Gold-Lauf in Rio lieferte der Puma-Runner ein perfektes Beispiel für Ambush Marketing – da haben die IOC-Anwälte wohl keine Chance.
2013 verlängerte Bolt seinen Vertrag mit Puma. Pro Saison gibt es mindestens zehn Millionen Dollar. Für den WM-Start in London kommen noch einmal zehn Millionen Dollar oben drauf.
Angebote von anderen Sport-Unternehmen habe es zahlreich gegeben, berichtete Bolt einst in einem Interview: „Ja, ja, natürlich. Aber für mich ist Puma die Nummer eins. Wir sind schon so lange zusammen, sie sind wie eine Familie für mich – und ich will nicht mit einer neuen Familie starten. Natürlich will man Geld verdienen, aber die Kameradschaft zwischen dir und deinem Unternehmen sollte auch zählen.“
Nach seinem Rücktritt soll Bolt vier Millionen Dollar pro Jahr als Botschafter für Puma kassieren. „Usain Bolt spielte eine entscheidende Rolle bei der Strategie von Puma für die Olympischen Spiele 2016 in Rio und danach. Er ist der perfekte Werbeträger für uns“, sagte Puma-Chef Björn Gulden.
Sogar „Boltmojis“ wurden vor Olympia in Zusammenarbeit mit Puma als Marketing-Gag auf den Markt geworfen. Natürlich kann man auch echte „Bolt-Klamotten“ von Puma bekommen.
Pünktlich zu Olympia 2016 ging der neue E-Store online, in dem die Fans die komplette Bolt-Kollektion erwerben können – ab 10 Euro für eine Bolt-Kaffeetasse bis 179 Euro für eine Sonnenbrille. Ein Bolt-Lauftrikot mit großem Jamaika-Aufdruck kostet 40 Euro.
5. Die Zukunftspläne von Bolt
Nach Gold über 100 und 200 Meter in Rio de Janeiro gelang ihm auch der Sieg in der 4x100-Meter-Staffel. Dann hat Usain Bolt insgesamt neun olympische Goldmedaillen gesammelt – wie Leichtathletik-Legende Carl Lewis.
Bolt will seine Karriere nach den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2017 in London beenden. „Mein ursprünglicher Plan war, meine Karriere nach den Olympischen Spielen von Rio zu beenden. Aber mein Sponsor (Puma) hat mich gebeten, noch ein Jahr weiter zu machen“, sagte Bolt.
Das Zugeständnis: Er wird nur bei einem Event starten – den 100 Metern: „Ich will als Sieger abtreten.“ Bolt wird von London natürlich als großer Werbeträger für die WM 2017 genutzt.
Fast Food bei Tracks & Records
Bolt verfolgt auch ein kulinarisches Vorhaben: Der Sprint-Star will eine Schnell-Restaurant-Kette eröffnen. Geplant sind 15 Filialen von „Usain Bolt's Tracks & Records“, die in den nächsten fünf Jahren in England eröffnet werden sollen. Das Fast Food wird traditionell jamaikanisch geprägt sein. So werden Kreationen wie mariniertes Schweinefleisch, Reis und Bohnen angeboten.
6. Soziales Engagement
Der Multimillionär hat eine eigene Stiftung, die Kinder und Jugendliche durch Bildung und kulturelle Aktivitäten ein besseres Leben ermöglichen soll. Seiner alten Schule in Jamaika gab Usain Bolt einst gut 1,5 Millionen Dollar, um die Schließung des dortigen Leichtathletik-Programms zu verhindern.
Eine weitere jährliche Charity-Aktion von Bolt, in der er am Jahresende etwa 30.000 Dollar an Bedürftige gespendet hatte, wurde von der Polizei gestoppt. „Ich trainiere auf einem Universitäts-Campus und es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Studenten, denen ich geholfen hatte, und anderen, die nichts bekommen hatten. Also hat mich die Polizei gebeten, das zu beenden“, erzählt Bolt.
Seine Hilfsbereitschaft sei oft missbraucht worden, berichtete Usain Bolt in einem Interview mit „Runners World“: „Das Problem sind immer die Erwachsenen und nicht die Kinder, deshalb helfe ich meist den Jungen. Wenn jemand zum Beispiel Bücher oder Hilfe bei der Rückzahlung eines Studenten-Kredits braucht, versuche ich zu helfen.“
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