Die Gute-Laune-Lady des Weltcup-Zirkus' blickt endlich wieder positiv in die Zukunft: Nach bereits rund eineinhalb Jahren Verletzungs-Pause kehrte die US-Amerikanerin Julia Mancuso Ende Januar 2017 zumindest für die Trainings zurück. Für Rennstarts reichte es in der Saison 2016/2017 zwar noch nicht, doch die Zeichen auf ein Comeback stehen gut.
Schon vier Monate nach ihrer OP stand Mancuso wieder auf den Skiern. Wie das ging und wie sie die lange Pause überstand, erklärt sie im Interview mit ISPO.com:
ISPO.com: Frau Mancuso, wie war es, den Kolleginnen in den letzten Monaten nur zuschauen zu können?
Julia Mancuso: Es war echt verdammt hart, nur zuzuschauen – das ist so überhaupt nicht mein Ding. Ich würde viel lieber mitmachen, auch wenn ich nicht gewinnen kann. Aber ich muss einfach auf meine Gesundheit achten, und da kommen die Speed-Disziplinen einfach noch zu früh.
„Ich dachte schon, ich hätte uns beide getötet“
Vier Monate nach der OP standen Sie schon wieder auf Skiern. Wie hat das so schnell funktioniert?
Ich sage nur: Pulverschnee. Da geht alles.
Und im Mai standen Sie im Freeride-Film „Shades of Winter“ vor der Kamera...
Das war hart – und ziemlich früh für mich. Denn die Schnee-Bedingungen waren wirklich nicht einfach. Aber dadurch habe ich wieder Vertrauen in meinen Körper gewonnen. Danach konnte ich im Sommer mit dem US-Skiteam zum Training nach Neuseeland fahren und hatte dort richtig gute Trainingseinheiten.
Wo wurde „Shades of Winter“ gedreht?
In Engelberg in der Zentralschweiz, in Schweden und auf dem Mauna Kea, dem Vulkan auf Hawaii, meiner zweiten Heimat. Ich war tatsächlich zum ersten Mal zum Skifahren da oben. Sonst bin ich ja eher unten im Meer beim Wellenreiten.
Ihre größte Welle?
Cloudbreak vor Fidschi. Knapp neun Meter. Das war einschüchternd, aber zum Glück bin ich nicht gestürzt. Ich bin viel getaucht und weiß, wie ich unter Wasser reagieren muss. In einer großen Welle zu stürzen, ist nervig, aber ich weiß, dass ich einfach ruhig bleiben muss. Einen schlimmen Moment gab es allerdings schon: Als ich eine Welle falsch eingeschätzt habe und mich der Jet-Ski-Fahrer gerade noch so rausziehen konnte – und ich dachte schon, ich hätte uns jetzt beide getötet.
Ihr Video vom Lauftraining mit einem dicken Stein auf dem Meeresgrund ist ein Highlight Ihres Facebook-Accounts...
Das macht so Spaß! Auf Maui sind so viele andere Profi-Sportler, von denen man sich inspirieren lassen kann. Und das Cross-Training unter Wasser kräftigt die Lungen, was mir auch bei Skirennen hilft. Da ist oft auch kein Sauerstoff mehr in den Muskeln. Das macht Spaß, du kannst dich fordern und wirst klar im Kopf.
Julia Mancuso beim Crosstraining unter Wasser:
Die Öffentlichkeit kann an Ihrem Leben gut teilhaben – via Facebook, Instagram & Co. Diese Medien scheinen wie für Sie gemacht. Und die Sponsoren Red Bull, Stöckli, Spyder, Poc und GoPro freuen sich natürlich auch...
Ich habe wirklich viel Spaß daran. Ich mag die Herausforderung kreativ zu sein. Meine Großmutter ist Künstlerin, es gab generell viel Kunst in unserer Familie. Ich fotografiere gern, mag es, mein eigener Filmproduzent zu sein. Es ist fast so, als würde man seine eigene Marke kreieren. Ich kann der Welt zeigen, was ich will, kann meine Fans inspirieren und auch die Kids daran erinnern: 'Geht raus und habt Spaß!' Mein Facebook-Prinzip ist: rausgehen und den Spaß teilen.
Wir sehen Sie beim Bungee-Springen, an der Kletterwand, beim Baumklettern, mit Schlittschuhen, auf Rollerblades, im Hai-Käfig, auf dem Kilimandscharo, beim Klippenspringen – gibt es einen Sport, an den Sie sich nicht ran trauen? Basejumping?
Einen habe ich gemacht, von einer Brücke über einem Fluss. Das war genug. Da passiert einfach zu viel, und es gibt zu viele Eltern, die mir davon abraten. Den Thrill kann ich mir auch woanders holen. Skifahren ist gefährlich genug. Ich habe viele Dinge ausprobiert, die ich nicht so gut kann, und jetzt wo ich über 30 bin, weiß ich, dass ich nach einem Unfall länger brauche, bis ich wieder fit bin. Ich achte darauf, es nicht zu übertreiben.
Wenn Sie sich selbst beschreiben müssten: Was für ein Typ sind Sie?
Auf jeden Fall ein Freigeist. Und ich habe gerne Spaß. Ich mag die Natur, fast wie ein Hippie. Ich komme gern nach Italien und genieße das Essen. Ich bin immer für ein Abenteuer zu haben. Und ich habe jede Menge Energie.
Mancuso über den Freeride-Film Shades of Winter: „Man muss seine Leidenschaft leben“
Nochmal zu „Shades of Winter“. Regisseurin ist die österreichische Freeriderin Sandra Lahnsteiner. Woher kennen Sie sich?
Ein Freund hat uns vor zwei Jahren zusammengebracht. Sie hat mir von ihrer Idee erzählt, doch ich war ja ständig wegen der Skirennen unterwegs – dabei hätte ich so gern mitgemacht! Ich will einfach immer alles machen. Das Leben sollte nicht nur aus dem bestehen, was man tun muss oder was einem irgendwer vorschreibt. Man muss seine Leidenschaft leben! Das habe ich dann in Sandras Film gemacht. In einem reinen Frauen-Projekt noch dazu!
Ist das angenehmer, als mit Männern zu drehen?
Es ging mehr um Abenteuer, nicht um Angeberei, wie das in manchen Freesking-Filmen sonst ist. Da ist so viel Druck! Und es ist verdammt gefährlich! Ich bin in Squaw Valley aufgewachsen: Alle meine Freude sind Freeski-Profis: JT Holmes, Cody Townsend und viele andere. Bei denen geht es nur darum: Wo ist der noch größere Felsen, über den ich springen kann? Welches ist die noch krassere Linie, die ich fahren kann? Da ist mehr Angst, wenn ich mit denen zum Skifahren gehe. Als Rennläuferin muss ich in Sachen Risiko-Management einfach besser auf mich aufpassen. Bei unserer Frauen-Tour ging es mehr um die Reise und darum den Moment zu genießen.
Kurz nach den Dreharbeiten zu „Shades of Winter“ kam eine Ihrer Kolleginnen, die schwedische Freeriderin Matilda Rapaport, bei Werbeaufnahmen in den chilenischen Anden in einer Lawine ums Leben...
Viele meiner Freunde aus Squaw Valley sind beim Extremsport gestorben. Was ich sagen will, ist: Ich bin so glücklich, Leute wie Matilda gekannt und Zeit mit ihnen verbracht zu haben. Ich kannte sie schon lange: über Janette, die ältere Schwester des Slalomfahrers Mattias Hargin, den Matilda gerade erst geheiratet hatte.
Ich war oft bei der Familie in Schweden, Matilda war immer das kleine Mädchen, das ein bisschen Skirennen gefahren ist – und fünf Jahre später ist sie eine der weltbesten Big-Mountain-Freeriderinnen und wird von Red Bull gesponsort! Unsere gemeinsamen Trips werde ich nie vergessen. Sie war eine große Inspiration für mich.
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