Freeride - Ski- und Snowboard-Freiheit abseits der Piste

Freeride, das klingt nach Freiheit und extremer sportlicher Herausforderung. Zu Recht, denn kein anderer Wintersport ist aufregender und näher an der Natur. Die Abfahrt im Tiefschnee, jenseits der präparierten Pisten, zählt zu den großen Abenteuern des Winters.

Freeride

Was bedeutet Freeride?

Freeride ist keine Sportart im eigentlichen Sinne. Der Begriff beschreibt vielmehr die Ausübung eines Sports im freien Gelände, das vom Menschen weder abgesteckt noch künstlich präpariert wird.

Freeride gibt es nicht nur beim Ski- oder Snowboardfahren, sondern auch beim Mountainbiken. Aber egal ob Wintersport oder MTB: Es geht „Backcountry“ in unberührte Natur. Skipisten oder künstliche Parcours werden dagegen gemieden.

Ungeachtet dieser Definition gibt es auch im Freeride eine erhebliche Bandbreite bei der Ausübung. Im Wintersport reicht diese vom Freeride auf nicht-präparierter Piste neben dem Skilift bis hin zum Extremskifahren über steile Schneefelder in unbekanntem Terrain nach dem Helikopter-Absprung.  

Was zeichnet Freeride aus?

Freeride-Sportler nutzen bei ihrem Sport die Chance, sich den üblichen Konventionen des Massentourismus’ zu entziehen. Sie sind meist in kleinen Gruppen unterwegs und bewegen sich in der Bergwelt abseits der Touristenströme. Wichtigstes Ziel ist es, unberührte Tiefschneefelder für die Abfahrt zu erreichen.

Viele Aktive kombinieren die Abfahrt im Gelände mit dem Tourengehen. Sie sind damit schon beim Aufstieg unabhängig von den Liftanlagen.

Der Reiz beim Freeride setzt sich aus dem ungestörten Naturerlebnis in den Bergen, der sportlichen Herausforderung und dem Abenteuer zusammen, aus eigener Kraft Neues zu entdecken. Das Risiko, vorrangig durch Lawinenabgänge und Stürze, wird dabei in Kauf genommen. Mehr als das: Das Unkontrollierbare macht einen Teil des Reizes aus.   

Wie ist Freeride im Wintersport entstanden? 

Versetzt man sich rund 100 oder meistenorts auch nur 50 Jahre in der Zeit zurück, ist Freeride ohne Alternative. Zwar hat der Wintersport-Tourismus schon eingesetzt, doch Liftanlagen waren eine Seltenheit. Wer sich hier zum Skifahren in die Berge begab, war Freeride-Sportler – natürlich ohne das zu wissen.

In den 1960ern ändert sich das: Der Wintersport boomt, Skitouren sind beliebt und mit dem Snowboard schwappt in den 80ern ein neuer Trend aus den USA nach Europa. Wer cool sein will, fährt Board im Tiefschnee, abseits der präparierten Pisten – was anfangs auch gar nicht erlaubt gewesen wäre. Man ist Langweiler oder „Freerider“.

Freeride-Ausrüstung 

Die Ausstattung zum Freeriden ist umfangreich, was vor allem dem Sicherheits-Equipment geschuldet ist. Zunächst aber geht es um die Wahl der Freeride-Skier, der Schuhe, der Bindung, der Felle, der Stöcke und der Bekleidung.

Freeride-Skier sind generell relativ breit (110 mm+), um ein zu starkes Einsinken im Tiefschnee zu verhindern. Eines der wichtigstes Kriterien bei der Auswahl ist das Gewicht: Wer den Berg hochläuft, um ihn anschließend herunterzufahren, sollte Kilos sparen.

Als Grundsatz bei der Länge gilt: Körpergröße + 5 bis 15 cm. Ob es nur um Downhill oder auch um den Aufstieg geht, entscheidet auch bei den Schuhen und bei der Bindung mit. Wer den Anstieg mit einplant, benötigt elastischere Schuhe, eine Tourenbindung mit korrektem Z-Wert, Felle und Harscheisen. 

Die – oft bunte – Kleidung sollte funktional sein, also vor allem wasserdicht und atmungsaktiv. Einige zusätzliche Taschen schaden trotz Rucksack nicht.

Zur Sicherheitsausrüstung zählt neben Helm, Brille, Protektoren und Erste-Hilfe-Set eine vollständige Lawinenausrüstung: Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS), Lawinensonde und bruchsichere Lawinenschaufel. Der Umgang mit den Geräten muss zwingend regelmäßig geübt werden.       

Zu den wichtigsten Herstellern für Freeride-Skier gehören: Atomic, Armada, Amplid, Black Crows, Black Diamond, Fischer, Full Tilt, K2, Rossignol, Salomon, Scott und Völkl.

Freeride-Wettbewerbe

Wichtigstes Event für Freeride-Snowboarder und -Skifahrer ist die „Swatch Freeride World Tour“. Ausgetragen wird die Weltmeisterschaft jährlich zwischen Januar und April bei bis zu sieben (meist sechs) Veranstaltungen in den USA und in Europa. 2018 feiert die Tour ihr 10-jähriges Bestehen. 

Risiken im Freeride

Freeride ist umstritten. Neben den persönlichen Risiken, denen die Fahrer trotz bester Ausrüstung durch Lawinen und Stürze ausgesetzt sind, spielen ökologische Bedenken eine Rolle. So wird von Freeride-Gegnern geltend gemacht, dass viele Tiere, deren Lebensraum ohnehin bedroht ist, unnötig aufgeschreckt und damit in Gefahr gebracht würden. Auch die Bäume sowie die Pflanzen unter dem Schnee könnten unter den kühnen Kanten-Fahrten leiden.

Die Wintersport-Orte haben auf diese Kritik reagiert. Einerseits werden in Freeride-Hotspots wie Chamonix, Zermatt, Sölden oder Mittenwald (unpräparierte) Freeride-Zonen ausgewiesen, andererseits immer mehr Bergregionen als Schutzgebiet für Freeride-Aktivitäten gesperrt.

In Österreich gilt mit dem Forstgesetz ohnehin ein weitgehendes Verbot zum Befahren des Jungwaldes: „Das Abfahren mit Schiern im Wald ist im Bereich von Aufstiegshilfen nur auf markierten Pisten oder Schirouten gestattet.“

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