Wintersport/06.03.2018

So stellt sich die Wintersport-Branche für die Zukunft auf

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Der schneereiche Winter hat der Branche neuen Auftrieb gegeben. Brands wie Salomon, Rossignol und Scott tendieren zunehmend dazu, sich breiter aufzustellen und dem Sportler ganzjährig die passenden Produkte zu liefern. Wie sieht die Zukunft der Wintersport-Branche aus? ISPO.com hat mit führenden Brands im Wintersport gesprochen. Acht Experten geben Einblicke in ihre Strategien und ihr Tagesgeschäft.

Wintersport Snowboarder und Skifahrer
Wintersport-Brands bleiben ihrem Kerngeschäft treu

Ein schneereicher Winter 2017/2018 hat der Branche einen guten Schub nach vorn versetzt – und sorgt für gute Verkaufszahlen.  Aber wie sehen die langfristigen Strategien der Hersteller aus? Beim Markenkern im Wintersport bleiben, oder breiter aufstellen? Diese Frage stellen sich fast alle Unternehmen. Einige bieten schon seit vielen Jahren Produkte für das ganze Jahr an, teilweise unter verschiedenen Brandnamen, teilweise unter dem gleichen.

Unsere Serie zum Ende der Saison 2017/18 auf ISPO.com betrachtet die wichtigsten Entwicklungen in der Wintersportbranche. Neben dem Rental-Trend sind das in Teil eins die großen Trends der kommenden Jahre im Wintersport, im zweiten Teil wollten wir wissen, ob Wintersport-Unternehmen ihrem Markenkern treu bleiben, oder auch Produkte für den Sommer anbieten sollten und in Teil drei sprechen Branchenexperten über den Boom im Langlaufen. In Teil vier sprechen wir über das wichtiger werdende Thema Leihski/Leihsnowboard. In Teil fünf schauen wir in die Zukunft des Snowboardens.

Hier sind die Antworten mit spannenden Insights von acht Experten aus der Branche:

  • Philipp Gieselbrecht, Produkt- und Marketingverantwortlicher bei Kästle
  • Thomas Delago, Gründer Nitro Snowboards
  • Xavier Le Guen, Vice President Salomon Winter Sports Equipment
  • Thierry Kunz, CMO Nidecker
  • Reto Aeschenbacher, Brand Manager von Scott Sports
  • Josef Holub,Gründer und Mitinhaber von goodboards
  • Andrea Wigger und Vincent Bardy aus der Marketing-Abteilung, Movement
  • Florian Estermeier, Verkaufsleiter Rossignol Deutschland

Rossignol: Zukünftig wird das Unternehmen ein Ganzjahres-Segment bedienen

Rossignol Ski Deutschland gehört zur französischen Rossignol Gruppe. Im Münchner Deutschlandbüro sitzen zehn Mitarbeiter, darunter Florian Estermeier als Verkaufsleiter Deutschland.

Florian Estermeier: „Auch Rossignol setzt auf diese Strategie und stellt sich aktuell breiter auf. In Zukunft werden wir ein Ganzjahres-Segment bedienen. Im Vordergrund stehen hier unsere Bikes und Paddle-Schläger, aber auch Textilien für Winter und Sommer in den Bereichen Sport und Urban."

Nitro: Es geht darum, trotz Wachstumsgedanke die eigene Markenidentität und -kompetenz nicht zu verlieren

Thomas Delago hat die Snowboardmarke Nitro zusammen mit Sepp Ardelt 1990 in Seattle gegründet. Firmensitz der Nitro AG ist heute die Schweiz.

Thomas Delago: „Viele Wintersportmarken versuchen sich 'breiter' aufzustellen und die Unwucht eines saisonalen Geschäftes mit Sommer- oder Ganzjahresprodukten auszugleichen. Dies gelingt manchmal, hat aber auch seine Tücken. Es geht darum, bei allen Stabilisierungs- und Wachstumsstrategien auch die eigene Markenidentität und -kompetenz nicht zu verlieren. Allzu oft hört man bei Ankündigungen, wenn zugekaufte Marken oder Geschäftsbereiche wieder abgestoßen werden den Beisatz 'sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren'. Die Konsolidierung der Snowboardbranche und ein zunehmendes Qualitätsbewusstsein der Kunden begünstigt in erster Linie Marken, die auf qualitatives, nicht quantitatives Wachstum ausgerichtet sind. Authentizität und Qualität stehen an erster Stelle. Hier liegt unser Fokus."

Movement: Diversifizierung im Outdoor Bereich und Innovation, wie auch Differenzierung im Bereich Service und Qualität

Movement ist ein junges Schweizer Unternehmen welches im Bereich Tourenski und Freeride-Ski ständig mit Innovationen aufwartet. Das Kerngeschäft von Movement ist der Bereich Freeski. Das Unternehmen beschäftigt circa 20 Personen. Andrea Wigger und Vincent Bardy sind Teil der Marketingabteilung.

Andrea Wigger und Vincent Bardy: „Unsere Strategien sind: Diversifizierung im Outdoor Bereich, Innovation, wie auch Differenzierung im Bereich Service und Qualität (Produktion und Lieferung). Dazu suchen wir die Nähe zu unseren Endkonsumenten und nutzen Tools wie zum Beispiel Touring Tracks oder unsere Movement-Skitests on Tour sowie diverse Events."

Scott Sports: Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb auf positive Segmente innerhalb der Branche konzentrieren

Scott Sports ist ein Schweizer Sportartikelhersteller mit US-amerikanischen Wurzeln. Wichtige Geschäftsbereichen sind Fahrrad, Wintersport, Motorsport sowie Laufsport. Gegründet im Jahr 1958, beschäftigt das Unternehmen derzeit 270 Mitarbeiter. Reto Aeschenbacher ist der Brand Manager von Scott Sports. 

Reto Aeschenbacher: „Wir sind bereits Teil einer größeren Gruppe, die Sportarten über vier Jahreszeiten hinweg umfasst. Im Wintergeschäft liegt unser Schwerpunkt daher darin, unsere Produktentwicklung, unser Marketing und unseren Vertrieb auf die Segmente innerhalb der Branche zu konzentrieren, die positiv sind. Wir haben auch andere spezialisierte Marken erworben, die nicht ausschließlich auf den Winter angewiesen sind."  

Salomon: Der Schlüssel ist es, ganzjährig eine starke Verbindung zu den Outdoor-Enthusiasten aufzubauen

Xavier Le Guen ist seit September 2017 Vice President Salomon Winter Sports Equipment. Salomon hat seinen Hauptsitz mit 400 Mitarbeitern in Annecy, ist Marktführer im Bereich Wintersport-Ausrüstung und Teil der Amer Sports Gruppe.

Xavier Le Guen: „Seit mehr als 25 Jahren ist es die Strategie von Salomon, eine 365 Tage Outdoor-Marke zu sein. Als Marktführer im Bereich Trail Running bieten unsere Sortimente Footwear, Apparel und Bags der Marke bereits im Sommer eine starke Präsenz in den Bergen. Diese Strategie ermöglicht es auch, eine große Anzahl von Verbrauchern in ihrem täglichen Leben, in der Stadt oder im Tal zu erreichen. Der Schlüssel für Salomon ist es, das ganze Jahr über eine starke Verbindung zu den Outdoor-Enthusiasten aufzubauen. Wir suchen natürlich sehr aktiv nach neuen Spielarten im Freien. Wir stellen uns unermüdlich die Frage, wie wir den Verbrauchern und unseren Handelspartnern 365 Tage lang einen Mehrwert bieten können. Dies geschieht durch interne Entwicklung, Akquisition oder Partnerschaft."

Goodboards: Produziert nicht nur Snowbards, sondern hat Auswahl um Wakeboards, Kiteboards und Ski erweitert

Goodboards ein deutsches Board-Unternehmen mit Sitz am Ammersee bei München. Das Unternehmen wurde 2010 gegründet, produziert ausschließlich in Europa und hat mehr als 50 Mitarbeiter. Josef Holub ist der Gründer und Mitinhaber von goodboards.

Josef Holub: „Wir spezialisieren uns auf Produkte aus Holz und wollen keine Komplettanbieter sein. Zuerst haben wir nur Snowboards produziert und danach die Auswahl um Wakeboards, Kiteboards und Ski erweitert. Dabei nutzen wir eine ähnliche Technologie, ähnliche Materialien und haben zwei starke Produkte für den Winter und zwei für den Sommer." 

Nidecker Gruppe: Als Familienunternehmen geht es nicht darum, nur zu wachsen, um Aktionäre zu erfreuen

Die Nidecker Gruppe wurde 1887 gegründet und zu ihr gehören Nidecker Snowboards /SUP, Yes Snowboards, Jones Snowboards, Now Bindungen und Flow Snowboards. Insgesamt arbeiten am Hauptsitz in Rolle in der Schweiz und im nordamerikanischen Sitz Truckee (Kalifornien) 50 Mitarbeiter für Nidecker. Thierry Kunz ist CMO im Vorstand von Nidecker und Markenverantwortlicher für Nidecker und Flow. Kunz war Anfang der 1990er Jahre Profi-Snowboarder.

Thierry Kunz: „Wir sind eine Gruppe, die Marken kreiert, lanciert oder erwirbt. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf das Snowboarden. Zusätzlich sind wir noch im Bereich SUP engagiert. Aber unser Ziel als Familienunternehmen ist es nicht, zu wachsen, um einige Aktionäre zu erfreuen. Wir versuchen das Beste für unsere Kunden aus unseren Produkten herauszuholen. Das ist uns wichtig."

Kästle Ski: Fokus liegt ganz klar auf dem Skibereich

Philipp Giselbrecht verantwortet bei Kästle sämtliche Marketing- und Kommunikations-Aufgaben sowie das Produktmanagement. Die Marke Kästle wurde 1924 gegründet und zählt zu den ältesten Skimarken weltweit. Sie sitzt in Hohenems, Österreich und hat 40 Mitarbeiter.

Philipp Giselbrecht: „Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Skibereich. In unserer hauseigenen Produktion produzieren wir aber auch andere Sportgeräte wie etwa die Rodelschalen für das österreichische Nationalteam der Kunstbahnrodler, welche bei Olympia zum Einsatz kommen. Bei den Rodelschalen und anderen Compositteilen können wir Erfahrungen sammeln, die dann beim Skibau zum Einsatz kommen und umgekehrt."