Klettern/19.12.2019

Klettern bei Olympia: So wollen auch Hersteller und Händler profitieren

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren!

Diese Funktion ist nur verfügbar, wenn eine entsprechende Zustimmung erteilt wurde. Bitte lesen Sie die Details und akzeptieren Sie den Service, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren.

Bewerten
Merken

Klettern hat es knapp 30 Jahre nach dem Demonstrationswettbewerb bei den Olympischen Winterspielen in Albertville 1992 endlich geschafft: 2021 wird die Weltelite des Klettersports in Tokio um olympisches Gold kämpfen. Ein Schub für den Sport - auch für die Hersteller und Händler?

2020 ist Klettern erstmals olympisch.
2020 ist Klettern erstmals olympisch.

Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio wird erstmals um Medaillen geklettert. Der Aufstieg zur olympischen Sportart ist eine große Chance, nicht nur für Kletterer, sondern auch für Hersteller und der Handel.

ISPO.com hat bei den Kletter- und Sportbrands Edelrid, The North Face, Millet und La Sportiva nachgefragt, was sie sich für den Klettersport in Zusammenhang mit Tokio 2021 erhoffen.

Raus aus der Streaming-Nische

Der Klettersport hat sich in den vergangenen knapp 30 Jahren stark verändert. Im Vergleich zum damaligen Format in Albertville wurden die Wettkämpfe seitdem strukturierter, professioneller und vor allem interessanter für die Zuschauer. Der Routenbau hat sich komplett verändert, weg von Ruhepunkten, hin zu spektakulären Jumps und athletischen Moves.

Mit dem Auftritt der besten Kletterer in Tokio verspricht sich die Branche noch mehr Aufmerksamkeit für ein noch breiteres Publikum, das selbst nicht den Sport ausüben muss, um die Aktionen zu verstehen und zu lieben. Die waghalsigen Sprünge und außergewöhnlichen Bewegungen vor allem beim Leadklettern und Bouldern bieten durchaus das Potenzial, zum Publikumsliebling zu avancieren.

Olympia sorgt für neue Kletter-Fans

Als Bonus kommt hinzu, das jeder selbst Bouldern und Klettern ausprobieren kann. Die Hallen stehen direkt vor der Haustür, in der Stadt. Ein klarer Vorteil für die junge Olympiadisziplin, den alle Brands gleichermaßen in den Vordergrund schieben. Dazu Sebastian Straub von Edelrid: „Olympia stellt für uns als Hersteller eine große Chance dar. Durch die gesteigerte Medienpräsenz wird Klettern zunehmend in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit rutschen. Diese gesteigerte Medienpräsenz gilt es durch intelligente Maßnahmen bestmöglich zu nutzen.“ Über diese neue Präsenz könnte der Sport beispielsweise auch für öffentlich-rechtliche Fernsehstationen interessant werden.   

Auch La Sportiva erhofft sich durch Olympia eine wachsende Zielgruppe: „Wir erwarten eine Menge Newcomer, die den Sport zum ersten Mal sehen, und damit auch viele neue Indoor-Kletterer."

Hersteller erhoffen sich durch Olympia viele Kletter-Newcomer.
Hersteller erhoffen sich durch Olympia viele Kletter-Newcomer.
Bildcredit:
T. Schermer

Leihausrüstung als Problem für den Handel

Zwar gibt es Hochrechnungen zufolge bereits jetzt zwischen 500.000 und 600.000 Kletterinnen und Kletterer in Deutschland. Allerdings könnte die Branche, und hier vor allem die Hersteller von Kletterbekleidung, noch mehr vom Boom profitieren. Im Sportfachhandel ist vom neuen Breitensport bisher noch nicht allzu viel angekommen.

Das Problem für den Handel: Viele Neueinsteiger nutzen das Leihmaterial, das die Hallen anbieten. Schuhe, Seil, Sicherungsgeräte. Getragen wird vor allem Fitnessbekleidung, die frühere „Athleten-Marken-Hobbykletterer-Bindung“ ist im Zuge der Urbanisierung des Sports verloren gegangen, könnte aber mit Olympia wieder mehr in den Fokus rücken.

Globetrotter erhofft sich durch die olympische Disziplin Klettern einen Schub für den Handel und hat angekündigt, während der Olympischen Spiele 2020 den Kletterbereich auch auf der Verkaufsfläche in den Läden besonders zu pushen.

Hallen: Neue Influencer mit Maklerfunktion?

Für den offiziellen Ausstatter der deutschen Kletter-Nationalmannschaft, Edelrid, sind Kletter- und Boulderhallen ein wichtiger Touchpoint, um als Marke mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten. „Bedürfnisse verstehen und Veränderungen in der Klettercommunity herausfiltern, zählen dabei zu den wichtigsten Aufgaben“, erklärt Sebastian Straub.

Millet ist Partner des nach wie vor weltweit größten Kletterzentrums in München/Thalkirchen. Über die Kooperation will das französische Traditionsunternehmen eine stärkere Markenwahrnehmung bei den Kletterern generieren. Der Erstkontakt über Leihequipment und Events schärfe die Aufmerksamkeit. Vor allem Neueinsteiger schätzten diesen Komfort und könnten darüber gezielt im Handel nachfragen und kaufen.

Auch für Tina Rolèn, Vice President Marketing EMEA bei The North Face sind Kletterhallen ein wichtiges Bindeglied zwischen Konsument und Marke, aber es sei auch wichtig, „die Rolle der Influencer nicht zu vernachlässigen. Sie machen den Sport zugänglicher, indem sie ihn in einem anderen Licht erscheinen lassen – jenseits des Elite-Levels.“