Es war vor allem das Kindertretauto Kettcar, das die Marke Kettler einst berühmt gemacht hat. Nach sehr erfolgreichen Jahren vor allem mit Fitness-Produkten „Made in Germany“ unter Firmengründer Heinz Kettler erlebte das Unternehmen im letzten Jahrzehnt einen traurigen Niedergang. Nach drei Insolvenzanträgen seit 2015 gingen im Oktober 2019 in der Firma endgültig die Lichter aus.
Doch nun ist Kettler zurück und auf dem besten Weg, sich nach der Übernahme exklusiver Lizenzrechte in Europa durch den Schweizer Sportgerätehersteller Trisport erfolgreich neu zu erfinden.
„Wir sind ohne jeden Vertrag gestartet. Aber jetzt ist Kettler schon wieder in 22 Ländern, bei 130 Retailern und insgesamt 250 Shops im DACH-Raum zu finden“, verkündete Melanie Lauer auf der ISPO Munich Online. Sie kam vom Elektronikfachhändler Conrad und ist die neue Chefin von Kettler Sport im Trisport-Verbund.
Der Sportgerätehändler hat schon immer den meisten Umsatz mit Kettler-Produkten gemacht, jetzt werden die Waren halt auch noch selbst hergestellt. Allerdings nicht mehr in Deutschland, sondern in China, wo die alten Kettler-Maschinen hinverfrachtet wurden.
Bis auf die Produktionsmaterialien hat sich aber fast alles bei Kettler verändert. Lauer hat ein Mitarbeiter-Team aus verschiedenen Regionen der Welt rekrutiert. Die Rückkehr der Marke Kettler mit Ergometern, Laufbändern, Crosstrainern und Rudergeräten der alten Schule verlief wirtschaftlich verheißungsvoll.
Zum einen weil in der Corona-Zeit Homesport-Produkte sehr gefragt sind. Zum anderen, weil der Name Kettler immer noch einen guten Klang hat und sich viele Kunden freuen, wieder Produkte der Firma angeboten zu bekommen. „2020 haben wir die Basis gelegt, 2021 wollen wir uns konsolidieren und effizienter werden. Am wichtigsten dabei ist, dass wir in die Produktentwicklung investieren“, sagt Lauer.
Sie hat sich deshalb mit ihren Mitarbeitern gefragt, was man vom Kern der „alten“ Marke Kettler erhalten sollte und wo es neue Impulse braucht. Das Ergebnis: Die altbekannte Qualität der Produkte soll erhalten bleiben, allerdings sollen die Produkte einen ganz frischen Look bekommen. „Wir müssen darüber nachdenken, wie die Wohnung der meisten Menschen von heute aussieht. Bis 2030 werden 70 Prozent in Städten leben“, sagt Lauer.
Das bedeutet weniger Platz für mehr Leute, oft multifunktionale Räume. Traditionelle Eigentumsmodelle ändern sich gerade, die Themen Community und Shared Economy gewinnen an Bedeutung.
Auch Homesportgeräte müssen sich deshalb laut Lauer ändern. Die erste neue Produktserie der wiederbelebten Marke Kettler für 2021, die voraussichtlich im Frühjahr präsentiert werden soll, wird deshalb viele Neuerungen bringen. „Sie wird flexibel sein, wie das Zuhause von heute. Und die Produkte werden von der Natur inspiriert sein“, verrät sie. Es darf vermutet werden, dass die Palette der Geräte erweitert und multifunktionaler wird. Statt eher klobiger, männlicher Formen bevorzugt Lauer weichere Linien, statt Schwarz und Weiß weichere Farben.
„Wir befinden uns mitten in der Transformation von einem traditionellen, renommierten Anbieter von Heimsportgeräten hin zu einer modernen Marke für Wellbeing und Gesundheit“, hat Lauer gesagt. Die Traditionsmarke Kettler ist auf dem besten Weg, sich neu zu erfinden.
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