Nachhaltigkeit/17.06.2022

Weniger Wäsche waschen und damit die Umwelt schützen

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In der Outdoorbranche wird viel über nachhaltige Materialien geredet. Doch dabei wird oft die Textilpflege vergessen. Auch hier ist die Frage nach dem Umweltschutz wichtig: Für Kleidung gibt es Technologien und Materialien, die länger frisch bleiben und nicht so oft gewaschen werden müssen. Warum das eine gute Idee ist, erklärt Nachhaltigkeits-Experte Steve Richardson.

Der Nachhaltigkeits-Experte Steve Richardson will Konsumenten dazu bringen, weniger zu waschen.
Der Nachhaltigkeits-Experte Steve Richardson will Konsumenten dazu bringen, weniger zu waschen.

Der meiste Dreck entsteht während der Nutzung

Wenn in der Bekleidungs- und Outdoorbranche von Nachhaltigkeit gesprochen wird, geht es in erster Linie um Rohstoffe, um Textilchemie, um Verwertung und um die möglichst lange Lebensdauer des Produkts. All das ist wichtig, nur einen Punkt lässt die Diskussion um Nachhaltigkeit oft außen vor: Wie nachhaltig ist das Produkt während der Nutzungsphase?

„Zwei Drittel aller schädlichen Umwelteinflüsse, die im Zusammenhang mit unserer Kleidung anfallen, entstehen während der Nutzungsphase“, erklärt Steve Richardson. Er beschäftigt sich mit dem Thema Nachhaltigkeit schon viele Jahre und hat für Unternehmen wie Patagonia und Adidas nachhaltige Materialien entwickelt, für Adidas z.B. den Schuh aus recyceltem Polyester aus Ozeanmüll. Zuletzt war er für Tesla tätig. Richardson: „In dem Punkt unterscheidet sich die Bekleidung nicht von der Automobilindustrie, auch dort verursachen die Autos durch den Kraftstoffverbrauch den meisten Dreck während der Nutzung.“

Beim Energieverbrauch liegt der Wäschetrockner vor der Waschmaschine

Als Fachmann für nachhaltige Strategien und innovative Lösungsansätze in der Textilindustrie wollte er wissen, welche Umweltbelastung die Pflege von Bekleidung verursacht. „Aber über die Auswirkungen der Produktpflege gibt es nur sehr wenige Studien.“ Deshalb hat er in einem Lifecycle Assessment alle einzelnen Phasen der Produktnutzung und -pflege auf den Prüfstand gestellt.

Das Ergebnis: 65 Prozent aller Treibhausgase entstehen während der Nutzung eines Produkts, also durch Waschen, Trocknen und Bügeln. Nur 35 Prozent entfallen auf die Herstellung des Produkts. Noch schlechter sieht es mit dem Energieverbrauch aus: 73 Prozent wird in der Nutzungsphase verbraucht, nur 27 Prozent während der Herstellung. Am meisten Energie verbraucht der Wäschetrockner, gefolgt von Waschmaschine und Bügeleisen. Im Wasserverbrauch liegen beide Parteien etwa gleichauf: 54 Prozent des Wassers werden während der Nutzung verbraucht.

Weniger Waschen spart Zeit und Geld

Seine Botschaft ist daher denkbar einfach: Je weniger ein Produkt gepflegt werden muss, desto umweltfreundlicher wird es in der Gesamtbilanz.  „Wir müssen die Menschen überzeugen, dass sie ihre Gewohnheiten ändern müssen“, ist Richardson sicher. Bewerkstelligen will er das durch weitere gute Argumente, die er in seine Untersuchung mit einbezogen hat. Richardson: „Wenn wir weniger waschen verlängern wir auch die Lebensdauer unserer Kleidung und sparen Zeit und Geld.“

Waschen gehört nach Richardson zu den drei unbeliebtesten Tätigkeiten im Haushalt, neben Badputzen und Abwaschen. Pro Woche wäscht ein durchschnittlicher Haushalt in den USA etwa acht Waschladungen, die gesamte Wäschepflege verschlingt etwa 3,5 Stunden. In Frankreich sollen es sogar fast sechs Stunden pro Woche sein. Waschen und Trocknen kosten 1,34 US-Dollar pro Ladung – ohne die Geräte mitzurechnen. Im Jahr sind das 525 US-Dollar. Richardson: „Das öffnet vielen die Augen wie viel Zeit und Geld sie tatsächlich für die Wäschepflege ausgeben.“ Hinzu kommt, dass Waschen vielen Textilien tatsächlich eher schadet als nützt. Allein Fleece verlieren bei einer Wäsche pro Woche im Jahr bis zu 20 Prozent  ihres Gewichts und verschmutzen so auch noch unsere Gewässer durch Microplastik. Es spricht tatsächlich viel für Richardsons „Wash-Less“-Botschaft.

Zwei Drittel der Umweltverschmutzung durch Kleidung entsteht durch den Konsumenten, der die Kleidung nutzt
Zwei Drittel der Umweltverschmutzung durch Kleidung entsteht durch den Konsumenten, der die Kleidung nutzt
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Polygiene

Polygiene hält Kleidung länger frisch

Die Botschaft funktioniert aber natürlich nur, wenn es eine verträgliche Alternative gibt, die unseren Hygienevorstellungen nicht widerspricht. Die Polygiene-Technologie mit aktiver Geruchskontrolle ist laut Stevenson so eine Alternative, mit der inzwischen viele Brands zusammenarbeiten, wie z.B. Patagonia, Vaude oder Sympatex.

Polygiene verhindert das Wachstum von geruchsbildenden Bakterien durch niedrige Konzentrationen von Silbersalz (Silberchlorid), das antimikrobielle Eigenschaften hat. Dabei ist die Technologie nur auf den Textilien selbst aktiv und kein Nanosilber, das im Verdacht steht, durch die Haut in die Körperzellen eindringen zu können.

Merino muss wenig gewaschen werden

Wer viel Kleidung aus Merino hat, der kann sich ebenso den ein oder anderen Waschgang sparen. Hier gilt: Aushängen der Merino-Produkte über Nacht und nicht direkt in die Waschmaschine. Gerüche verlieren sich in dieser Zeit gerade bei Produkten aus Merino sehr schnell.

Waschen ist bei der Schafswolle erst nötig, wenn die Kleidung richtig verschmutzt ist. Auch das ist ein Grund, warum viele Outdoor-Sportler – gerade auf längeren Touren – Merino-Wäsche tragen.