Die Kooperation zwischen Start-ups und Mittelständlern beruht auf einem gegenseitigen Geben und Nehmen. Beide haben bereits große Erfahrungen gesammelt. Mittelständler sind meist etablierte und organisch gewachsene Firmen, die Erfahrung bei der Buchhaltung, dem Rechnungswesen oder dem Umgang mit zahlreichen Mitarbeitern haben. „Auch wenn es darum geht, eine eigene Positionierung auf dem Markt aufzubauen, ist der Erfahrungsschatz der Mittelständler für junge Start-ups Gold wert“, sagt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW).
„Start-ups hingegen verschaffen dem erfahrenen Unternehmer einen wertvollen Blick von außen auf die teils festgefahrenen Strukturen im eigenen Betrieb. Außerdem lernen sie, wie Kundenbedürfnisse schneller, flexibler und moderner befriedigt und neue Technologien sinnvoll eingesetzt werden können. Das gilt auch bei der Anwerbung junger Fachkräfte.“
Erfahrene Unternehmen wissen also, wie ein Geschäftsprozess laufen muss, das Start-up hingegen kennt neue Wege, diesen Prozess zu optimieren. So entstehen fruchtbare Synergien, die beiden Seiten helfen, Produkte und Dienstleistungen an die Herausforderungen der Digitalisierung anzupassen.
Einige große Unternehmen haben das bereits verstanden. So kooperieren laut einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie, der Deutschen Bank und des Instituts für Mittelstandsforschung bereits die Hälfte der größten Familienunternehmen in Deutschland mit Start-ups. Doch rund zwei Drittel der Mittelständler arbeiten laut einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom (noch) nicht mit Gründern zusammen.
Ministerien oder Banken bieten verschiedene Programme zur Zusammenarbeit von Unternehmen. Die Digital Hub Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie etwa, will Unternehmen und Start-ups in zwölf Regionen vernetzen. Doch das reicht dem BVMW nicht. Solche Programme seien oft einseitig, so Ohoven. „Wir haben es uns als Verband daher zum Ziel gesetzt, eine Vernetzung auf Augenhöhe zu ermöglichen. Neben dem Jungen Mittelstand – eine erfolgreiche Plattform, die innovative Nachwuchsunternehmer und etablierte Mittelständler zusammenbringt – haben wir unter anderem das Format Start-up meets Mittelstand aufgebaut. Bei dem führen wir zusammen mit Partnern Veranstaltungen in verschiedenen Regionen durch“, erzählt Ohoven.
Auch die ANWR Group, Mutterfirma des Händlerverbundes Sport 2000, hat sich Start-ups meets Mittelstand angeschlossen. Denn seit September 2018 ist das Unternehmen Partner der Innovationsplattform Retailtech Hub, die Händler, Marken und ausgewählte Start-ups zusammenbringt, um neue Technologien und digitale Geschäftsmodelle zu testen und zu pilotieren.
Dazu Gregor F. Bernhart, Director Corporate Development der ANWR Group: „Der besondere Reiz beim Retailtech Hub liegt für uns darin, dass wir auf internationalem Niveau frühzeitig innovative Produkte und Dienstleistungen erkennen und testen können. Diese ‚early stage Pilotphasen‘ erlauben uns, innovative Produkte schneller unseren Händlern anbieten zu können.
Auch können wir damit unsere Stellung als Innovationstreiber im Umfeld der stationären Facheinzelhändler weiter ausbauen. Für unsere Gruppe ist diese Partnerschaft ein mehr als konsequenter Schritt im Sinne der Konzern-Strategie ‚Inspiring Retail‘.“
Auch in der Fußball-Bundesliga erkennen einige Vereine in dem Austausch mit der Gründerszene entscheidende Zukunftschancen. Ganz vorne mit dabei der 1. FC Köln, der VfL Wolfsburg oder auch Eintracht Frankfurt. Alle drei Vereine haben sogenannte Accelerator-Programme gestartet. Diese stellen eine Win-Win-Situation dar: Die Business Youngsters benötigen bei ihrer Gründung erfahrene Geldgeber und Unterstützer, die Fußballvereine innovative Technologien z. B. in den Bereichen Trainingssteuerung, Spielanalyse oder Fan- und Stadion-Experience.
Axel Hellmann, Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG, dazu: „Wie aus allen Lebensbereichen, ist die Digitalisierung auch aus dem Sport nicht mehr wegzudenken. Als mittelständisches Unternehmen der Region bietet uns der Dialog mit Start-ups im Rahmen der Kooperation mit dem Techquartier Chancen für die eigene Unternehmensentwicklung. Gleichzeitig fördern wir Gründer bei der Umsetzung interessanter Geschäftsideen und machen so den Standort attraktiv für Start-ups. Das alles ist Teil unseres Unternehmensziels, der digitalste Bundesligist zu werden.“
Ähnlich klingt es beim 1. FC Köln. Dort engagiert man sich für die Weiterentwicklung des Sportmarkts und hat sich unter anderem zuletzt mit der Plattform Hype Sports Innovation, die Sportinnovationen weltweit verbindet und in diese investiert, zusammengeschlossen.
„Wir sind gespannt darauf, mit Hype Foundation gemeinsam die nächste Generation von Sport-Start-ups zu fördern", begründet FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle die Entscheidung. „Wir werden unser Know-how einbringen, um Ideen zu unterstützen, von denen wir als Club und die Sportbranche insgesamt profitieren können. Und wir wollen so viel wie möglich von den kreativen Unternehmern lernen, die sich Gedanken über die Zukunft des Sports machen.“
Klassisch kann eine Kooperation bei einer Vertriebspartnerschaft beginnen. „Über den gegenseitigen Wissenstransfer entwickelt sie sich dann hin zu einem finanziellen Arrangement. Immer häufiger kommt es vor, dass Mittelständler in Start-ups investieren. Es ist zudem nicht unüblich, dass Start-ups als Dienstleister für mittelständische Unternehmen arbeiten. Das ist insbesondere in Branchen mit einem Fokus auf High-Tech der Fall“, erläutert BVMW-Präsident Ohoven.
Die Schweizer Firma Intersport vertraut beispielsweise einen Teil ihres Kundenservices dem Newcomer Guuru an. Mit innovativen Technologien sorgt das Start-up als Dienstleister dafür, dass treue Kunden (sogenannte Guurus) die Beratung von Intersport-Onlinekunden übernehmen können. Ein Algorithmus findet für jede gestellte Kundenfrage innerhalb von Sekunden den passenden Guuru. Dieses Beispiel zeigt, wie junge Unternehmen mit ihrem Know-how in neuen Technologien etablierte Firmen unterstützen können, um Kundenbedürfnisse schneller, flexibler und moderner zu befriedigen.
Wenn ein traditioneller Unternehmer und der Gründer eines Start-ups eine Kooperation vereinbaren wollen, prallen häufig zwei Welten aufeinander. „Viele junge Unternehmen verfolgen das Ziel eines schnellstmöglichen Exits, also eines Unternehmensverkaufs, während Mittelständler in Generationen denken", berichtet Ohoven. Insbesondere in der Anfangszeit kämpften Start-ups mit der geringen Reputation und schwierigen finanziellen Voraussetzungen.
„Die etablierten Mittelständler haben dagegen Schwierigkeiten, sich auf die meist disruptiven Geschäfte einzustellen. Hier müssen beide Seiten Verständnis und Respekt füreinander aufbringen und versuchen, die unterschiedlichen Unternehmensphilosophien in Einklang zu bringen“, so Ohoven weiter. Es ist ein Appell, an die Zukunft zu denken.
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