Seit März 2025 ist Christian Schneidermeier Director der European Outdoor Group (EOG), nachdem er zuvor 13 Jahre als CEO die Bergsportmarke Ortovox geleitet hat. Mit der Entscheidung, die OutDoor Messe zu pausieren, die gemeinsam mit der Messe München getroffen wurde, will er Zeit gewinnen, um die Weichen für einen Neustart richtig stellen zu können. Eine Pause eröffne mehr Chancen als Risiken, sagte er damals. Wie hat sich diese Strategie bewährt? Noch steht das Konzept für die nächste OutDoor nicht, einige wichtige Punkte sind aber schon heute klar. Dazu gehört auch, dass der Wunsch nach einer Messe oder Plattform groß ist. Wir haben mit Christian Schneidermeier über die Position der EOG und erste Tendenzen bei der Neuausrichtung der Messe gesprochen.

Schneidermeier: Die Stimmung ist nicht schlecht, könnte aber besser sein. Wir haben uns alle gewünscht, dass sie bereits im Sommer wieder besser ist, aber der von uns allen erwartete Aufschwung, der mit Sicherheit kommen wird, ist noch nicht ganz eingetreten. Es gibt Anzeichen für positive Veränderungen, wie Erfolgsmeldungen einzelner Marken, diese sind jedoch noch nicht durchgängig in der gesamten Branche zu beobachten. Insgesamt sind wir jedoch alle davon überzeugt, dass es wieder aufwärtsgehen wird. Die Frage ist nur, wann dies tatsächlich für alle spürbar sein wird.
Es ist ganz unterschiedlich, es ergibt kein einheitliches Bild. Es gibt Marken, die in einzelnen Segmenten erfolgreich sind und andere Marken, die es in denselben Segmenten nicht sind. Man kann derzeit wirklich kein einheitliches Bild zeichnen.
Das ist auch deshalb schwierig, klar zu beantworten, weil wir derzeit kein verlässliches Instrument haben, die Marktentwicklung abzubilden und zu analysieren. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck an dem Projekt Outdoor Market Intelligence Service (OMIS), das uns monatliche Sell-out Zahlen für die einzelnen Märkte liefern wird. Hierzu brauchen wir aber die Unterstützung von Marken und vor allem Händlern, die uns ihre Verkaufszahlen zur Verfügung stellen. Ab Oktober soll es für den DACH-Raum zur Verfügung stehen.
Und natürlich sind wir in unserer Branche immer vom Wetter abhängig, auch das war in den Sommern bisher nicht ideal.
Wir müssen einfach schauen, wie wir alle gemeinsam wieder in diese Energie kommen, die wir uns alle wünschen für positive Marktverhältnisse.
Meine Antwort auf diese Frage ist zweigeteilt: Einerseits gab es großes Verständnis für die gemeinsam von der Messe München und der EOG getroffene Entscheidung. Andererseits gab es aber auch gleich Stimmen, die sagten, wir brauchen doch eine Messe. Genau diese Reaktionen habe ich provozieren wollen. Und indem wir gesagt haben, dass wir diese Messe pausieren, wurde einigen Marktteilnehmern wieder bewusster, wie wertvoll eine solche Messe ist. Das ist in den letzten Jahren ein bisschen abhandengekommen. Was selbstverständlich ist, wird nicht geschätzt. Den Wert erkennt man meistens erst, wenn es auf einmal nicht mehr da ist. Und so habe ich momentan schon das Gefühl, dass der eine oder andere gemerkt hat: Wenn wir keine Messe haben, fehlt uns etwas, und daran knüpft sich der dringende Wunsch, dass es tatsächlich bei dieser einjährigen Pause bleibt.

Die Position der EOG ist da ganz klar: Wir sind ein klarer Verfechter für eine Branchen-Plattform. Ich weiß nicht, ob man es noch Messe nennen soll, aber auf alle Fälle sind wir für eine Plattform, auf der sich die Branche zeigen kann, auf der es zum Austausch kommt zwischen den Marktteilnehmenden, insbesondere zwischen Marken und Händlern. Das muss im Kern jeder Messe stehen. Dahinter stehen wir als Verband und auch ich als Person.
Wir als Verband sind natürlich der treibende Faktor hinter der Messe. Wir sehen uns als den Eigentümer der Messe. Daher versuchen wir auch, die besten Rahmenbedingungen für eine Messe zu finden, um ein ideales Umfeld für alle Marktteilnehmenden zu schaffen. Insbesondere natürlich auch für unsere Mitglieder. Denn das ist eine unserer Kernaufgaben als Verband: dass wir uns nicht nur als Stimme der Outdoor-Branche verstehen, sondern auch als Plattform für die Outdoor-Branche, um mit unseren Aktivitäten ein profitables Geschäft zu unterstützen
Da gibt es einen bunten Blumenstrauß ganz verschiedener Aspekte, die alle auf das Thema Messe einzahlen. Seit ich meine neue Rolle bei der EOG übernommen habe, ist mir erst richtig bewusst geworden, wie komplex dieses Thema tatsächlich ist. Aus Markensicht ist es manchmal relativ einfach zu sagen, wie eine Messe sein müsste. Aber das ist nur eine individuelle Perspektive, es spielen viel mehr Aspekte hinein.
Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren grundlegend verändert – angefangen mit der Corona-Zeit, die natürlich neue Geschäftsprozesse hervorgebracht hat. Aber das allein ist es sicher nicht, sondern die Branche hat sich weiterentwickelt und diversifiziert. Die Betriebs- und Verkaufsprozesse verändern sich, ebenso wie die Zeiten und Abläufe. Es ist viel Bewegung im Geschäft. Heute gibt es viele unterschiedliche Interessen innerhalb der Branche sowie zahlreiche Möglichkeiten, zusammenzukommen, sich auszutauschen und sich zu präsentieren. Ich denke, dass es mittlerweile ein Überangebot an Formaten gibt.
Natürlich wirkt sich auch die wirtschaftliche Lage darauf aus, wie groß eine Messepräsenz umgesetzt wird oder ob sie ausfällt. Auf der Handelsseite war natürlich auch ein wesentlicher Faktor, dass die Teilnahme der Marken abgenommen hat, worunter die Attraktivität für den Fachhandel litt.

Aktuell ist es noch ein bisschen zu früh, um in die Details zu gehen, weil wir gerade mit Hochdruck daran arbeiten, das neue Format für nächstes Jahr zusammenzustellen.
Aber wir haben natürlich ganz genau hingehört, wie die Wunschvorstellungen auf beiden Seiten aussehen. Wir haben zum Thema OutDoor-Messe auch eine Umfrage unter europäischen Fachhändlern durchgeführt, die uns wertvolle Hinweise gegeben hat.
Im Zentrum steht tatsächlich, man wird es kaum glauben, nach wie vor der persönliche Kontakt. Das heißt, die Plattform soll eine effiziente Möglichkeit schaffen, Marken und Handel auf einer persönlichen Ebene zusammenzubringen. Gefordert wird auch, dass man sich wieder stärker konzentrieren sollte auf die eigentliche Kernaufgabe, nämlich im persönlichen Gespräch auszuloten, welche Potenziale gibt es in der Zusammenarbeit zwischen Händler und Marke. Alles andere drumherum lenkt nur ab und ist störend. Wir arbeiten daher an einer Fokussierung auf ein effektives Event, möglicherweise auch reduziert auf nur zwei Tage, um den Aufwand für beide Seiten geringer zu halten.
Und natürlich muss auch der Zeitraum für die Messe passen, damit sie die Funktion erfüllen kann, einen Überblick zu geben über den ganzen Markt, und zwar rechtzeitig, bevor die konkreten Arbeitsaufträge für den Vertrieb und die Kommunikation losgehen. So eine Plattform muss als Kick-Off für die Saison gesehen werden. Das wollen wir für das nächste Jahr hinbekommen.
Persönlicher Austausch im Fokus: Entdecke den ISPO Retail Club
Der ISPO Retail Club bringt dich direkt mit der Branche zusammen, mit Networking, Know-how und exklusiven Vorteilen wie VIP-Zugang zur ISPO 2025, Whitepapers, Webinaren und gezieltem Matchmaking.
Dass das Produkt wieder mehr in den Mittelpunkt rückt. Es reicht eben nicht, mit zwei, drei Produkten auf der Messe zu erscheinen, sondern es ist notwendig, dass die Besucher*innen einen Überblick über das gesamte Portfolio bekommen können. Dabei geht es auch um Emotionalität: Wir müssen uns überlegen, wie wir das ganze Thema wieder emotionaler gestalten und präsentieren können.

Für uns ist das Thema Messe ein wichtiges Thema, und wir möchten Messen ganz allgemein als Werkzeug unterstützen, um die Geschäfte bestmöglich abwickeln zu können. Deswegen unterstützen wir natürlich auch die ISP0 2025. Um die Outdoor-Branche zu präsentieren, sind wir von der EOG mit einem Stand vertreten, und natürlich bietet auch dieses Event die Möglichkeit, den Austausch zwischen Handel und Industrie in einer konzentrierten Form hinzubekommen. Dabei unterstützen wir die Messe.
Mir ist wichtig zu sagen: Die Zukunft der Messen hängt nicht vom Veranstalter ab, sondern von der Beteiligung. Deswegen möchte ich hier gerne ein Plädoyer an die ganze Branche richten, dass wir alle gefordert sind, die Zukunft der Messen sicherzustellen, als ein wichtiges Tool, unser Geschäft vernünftig abwickeln zu können. Und es geht bei diesen Messen oder Plattformen nicht nur um den Vertrieb. Es geht auch um die Präsentation der Marken, darum, Fachkräfte zu motivieren in die Outdoorbranche zu kommen. Es geht darum, die Branche als Ganzes zu präsentieren gegenüber der Politik und der Gesellschaft. Dafür brauchen wir eine starke Messe.
Dafür ist es aber notwendig, dass wir als Branche wieder besser zusammenarbeiten und die Egoismen hintenanstellen. Es wird nicht funktionieren, wenn jeder nur an sich selber und keiner mehr an die Gemeinschaft denkt. Denn am Ende sind nicht wir untereinander die größten Konkurrenten, sondern wir als Branche konkurrieren gegen andere Branchen wie Automobil, Reisen, Veranstaltungsevents, Computerspiele - was auch immer. Das sind unsere wahren Wettbewerber. Wir sitzen alle in einem Boot, deswegen müssen wir uns bestmöglich aufstellen. Und dazu braucht es Plattformen. Daher mein Plädoyer an alle Marktteilnehmenden, sowohl auf Handelsseite als auch auf Industrieseite, dieses Tool zu unterstützen im Sinne der ganzen Branche und im Sinne des Erfolgs für jeden Einzelnen.
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