ISPO.com: Was ist aktuell das wichtigste Ziel in Bezug auf Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) bei triple2?
Matthias Dreuw: Unser Ziel ist es - und war es schon immer - nicht nur nachhaltige Produkte anzubieten, sondern triple2 zu 100 % nachhaltig aufzubauen. Das fängt bei der Produktverpackung an (bei uns kompostierbares und recyceltes Papier), geht über Merino-, Tencel- und Ocean Waste- Produkte bis hin zum Ökostrom für unseren Fairtrade-Kaffee. Aktuell sind wir bei einer Nachhaltigkeitsquote von ca. 95 %. Die letzten 5 % sind allerdings besonders schwierig zu erfüllen. Aber wir lieben diese Herausforderung!
Wie arbeitet triple2 gerade daran?
Wir arbeiten auf Produktseite nach folgendem Prinzip: Wollen wir ein bestimmtes Produkt auf den Markt bringen, überlegen wir zunächst, was dieses Produkt für Anforderungen erfüllen muss. Dann analysieren wir, wie solche oder ähnliche Produkte bisher produziert wurden. Im Anschluss stellen wir das bisherige komplett in Frage und versuchen nachhaltig zu denken. Beispiel: Gibt es das benötige Material aus einer natürlichen Quelle und erfüllt es unsere Anforderungen? Gibt es einen Produktionsprozess, der nachhaltiger ist? Wie verpacken wir das Produkt? Wo lassen wir es herstellen? Wie bekommen wir im Sourcing die kürzesten möglichen Wege hin? Aktuell arbeiten wir daran, weitere Produkte aus unserem Portfolio auf diese Weise zu ändern, um von synthetischen Materialien - grade bei wasserdichter Bekleidung weg zu kommen. Wir haben uns einen schweren Weg ausgesucht, sind aber der Überzeugung, dass sich dieser am Ende lohnen wird.
Nachhaltiger Erfolg - was gelingt triple2 schon gut?
Triple2 nachhaltig aufzubauen war schon vor Gründung unsere Motivation. Wir müssen also keine alten, eingefahrenen Strukturen aufbrechen und neu ordnen, sondern konnten triple2 von Grund auf nachhaltig aufbauen. Das macht uns in vielen Bereichen flexibel und schnell. Und ich kann guten Gewissens behaupten, dass wir grade im Bereich Fahrrad-Bekleidung hier Pionierarbeit geleistet haben und immer noch leisten. Wichtig ist, nie zufrieden zu sein, sondern immer zu versuchen noch mehr Nachhaltigkeit und noch bessere Produkte zu erschaffen. Wir sind damit in den letzten Jahres sehr erfolgreich gewesen, auch wenn der Anfang schwer war. Produkte nachhaltig zu gestalten ist dabei eher das kleinere Problem. Die Company nachhaltig aufzustellen ist uns auch gelungen. Was eine besondere Herausforderung sein wird ist: Wie können wir einen Materialkreislauf bei der Bekleidung erschaffen, der dafür sorgt, das alte, abgetragene Bekleidung zu neuer wird?
Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Wie kann sich ein Endkonsument am besten einbringen?
Augen auf beim Kauf! Viele Produkte die am Markt als nachhaltig angeboten werden, sind es vielleicht gar nicht. Außerdem gibt es viele, die nur einzelne Produkte oder Gruppen nachhaltig gestalten und sich damit einen grünen Touch verpassen. Glaubwürdig nachhaltig wird man aber nicht mit ein paar wenigen Produkten im Portfolio! Nachhaltigkeit muss man leben. Mann muss dafür brennen. Die Nachhaltigkeit muss in die DNA der Marke implementiert und konsequent über alle Bereiche umgesetzt werden. Nur so entsteht Glaubwürdigkeit. Für den Endkonsumenten heißt das vor allem: Information & Transparenz! Als Endkonsument muss ich merken, dass die Marke transparent agiert, ich sollte weiß, wer wo meine Produkte produziert und wo das Material herkommt. Dazu muss die Marke glaubwürdig vertreten, was sie tut und man muss spüren, dass Nachhaltigkeit gelebt wird. Erst dann kann ich ruhigen Gewissens kaufen. Ein paar schicke Label oder teure Zertifikate helfen dabei allerdings nicht.
Wer ist Ihr Nachhaltigkeitsvorbild?
In der Vergangenheit habe wir Vaude und Patagonia als unser Vorbild betrachtet und tun es in bestimmten Bereichen immer noch. Hier wird einfach sehr viel richtig gemacht und man spürt das das Thema bei diesen Marken ernst genommen wird. Das finden wir gut! Patagonias nachhaltige WetSuits waren sicher ein Meilenstein. Wir gehen ähnliche Wege und versuchen diesen Anspruch an Nachhaltigkeit im Bereich Fahrrad zu übertreffen. Das ist unsere tägliche Motivation und dafür arbeiten wir mit Herzblut.
- Teil 1: Antje von Dewitz: „Alle Produkte weltweit klimaneutral herstellen“
- Teil 2: David Ekelund: „Je mehr Macht desto mehr Verantwortung in Sachen Klimaschutz"
- Teil 3: Jan Tore Jensen: „Wir müssen es wagen, mit Wettbewerbern zusammenzuarbeiten“
- Teil 4: Julien Durant: „Wir benutzen Boote für den Transport“
Nachhaltigkeit ist eines der Fokusthemen der ISPO Munich Online von 1. bis 5. Februar 2021. Besonders im Rampenlicht stehen neben dem Status Quo der Branche im Sinne des verantwortlichen Handels die Themen Kooperationen und Kreationen. Experten und Entscheider der Branche diskutieren die Bedeutung der Sustainable Development Goals der UN für die Sportbranche und klären auf, welche Ziele in Zukunft für Handel und Marken eingehalten werden müssen.
Die Chancen und Möglichkeiten der zirkulären Kreislaufwirtschaft werden aufgezeigt und mit Teilnehmern der ISPO Munich in vielen interaktiven Workshops besprochen.
Außerdem fehlt natürlich nicht die Aufklärung über die unterschiedlichen Prüfsiegel, deren Inhalte, Bedeutung und Sinn.
Die Teilnehmer können sich auf ein vielseitiges, informatives und aufrüttelndes Konferenzformat freuen. Alle Infos gibt es hier.
- NachhaltigkeitNachhaltige Produktion von Sportartikeln
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