Gesundheit und ein aktiver Lebensstil liegen im Trend – nicht erst seit Ende der
COVID-19-Pandemie. Ein Nutznießer: der Sporttourismus, der weiter stark wächst. Der globale Sporttourismusmarkt wird für das Jahr 2022 auf 587,87 Milliarden USD geschätzt und soll bis 2030 eine Wachstumsrate von 17,5 % erreichen. Europa ist mit einem Umsatzanteil von 38,01 % der größte Markt für Sporttourismus weltweit. Die Angebotspalette umfasst dabei zahlreiche Aktivitäten von Sportveranstaltungen über Trainingscamps bis zu Aktivurlauben.
Sporttourist*innen lieben es, draußen aktiv zu sein und zelebrieren viele verschiedene Outdoor-Aktivitäten. Laut Jahrbuch der Sportstatistik teilen sie sich in drei Segmente auf:
- Aktivurlauber*innen, deren Hauptmotivation die Ausübung von Sport ist. Dazu zählen Hobbysportarten wie Golf, Segeln, Surfen und andere Outdoor-Sportarten sowie Sportarten mit höherer Intensität wie Radfahren oder Klettern.
- Eventtourist*innen, die Sportereignisse und -veranstaltungen besuchen
- Freizeitsportler*innen, die zum Beispiel während ihres Strandurlaubs sportliche Aktivitäten ausüben möchten.
2021 empfing Spanien insgesamt 4,8 Millionen Sporttourist*innen, wobei
- 64 % von ihnen selbst aktiv Sport betrieben und
- 36 % Veranstaltungen besuchten.
Die Einnahmen der spanischen Urlaubsregionen aus dem Sporttourismus stammten zu
- 57 % von Aktivurlaubern und zu
- 43 % von Eventtouristen.
Obwohl knapp 80 % der Reisenden aus Spanien selbst kamen, trugen die rund 20 % der ausländischen Tourist*innen zur Hälfte der Einnahmen bei – was zeigt, wie wichtig sie in qualitativer Hinsicht sind. Das war vor der Pandemie noch anders: 2019 sorgten 33 % der internationalen Sportreisenden für 68 % der gesamten Sporttourismus-Einnahmen in Spanien. Zudem gingen rund zwei Drittel auf Eventbesucher*innen zurück. Waren vor der Pandemie also Sportevents Haupttreiber des Sektors, gab es – zumindest kurzfristig – eine Tendenz hin zum einheimischen Aktivurlauber. Ob sich dies nach Ende der Pandemie bestätigt, bleibt abzuwarten.
Doch betrachtet man die allgemeinen Trends in der Tourismusbranche wie zunehmendes Umweltbewusstsein und Flugscham, die für viele Reisende mittlerweile wichtige Aspekte bei der Reiseplanung sind, könnte die Tendenz zum Sporturlaub im eigenen Land aufgrund der Klimafreundlichkeit Bestand haben.
Ein weiterer Trend: Immer mehr Menschen integrieren Sport und körperliche Aktivitäten in ihr tägliches Leben. So gaben 4 von 5 Europäern im Outdoor Consumer Report 2021 von Deloitte und OutDoor by ISPO an, im abgelaufenen Jahr eine Outdoor-Aktivität betrieben zu haben. Doch was bedeutet dies für Veranstalter und Marken? Eins ist sicher: Die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit, Sport und körperlicher Aktivität im täglichen Leben hat direkten Einfluss auf die Urlaubsgestaltung und birgt damit Chancen für die Sportbranche.
Wie wird der Sporttourismus in Zukunft aussehen und welche Faktoren werden ihn beeinflussen? Um diese Fragen zu beantworten, diskutierten führende Branchenexperten auf einem Keypanel der internationalen Tourismusmesse FITUR. Christoph Rapp von ISPO München, José Pablo Vázquez von Visit Valencia und Agustí Pérez von der Ironman Group betonten die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Individualismus. Doch wie können Unternehmen von diesen Megatrends profitieren?
Wie viele andere Bereiche des Sports bestimmt der ökologische Wandel auch den Sporttourismus. Verbraucher*innen fordern nachhaltige Lösungen von Unternehmen und sind bereit, dafür mehr zu bezahlen. Insbesondere bei Sportveranstaltungen besteht aber in Sachen Umweltschutz noch viel Verbesserungspotential. Es reicht nicht aus, Plastikbecher zu verbieten. Es bedarf vielmehr einer tieferen Sensibilisierung und Veränderungen im großen Stil. Agustí Pérez, Senior Regional Director South der Ironman-Gruppe, forderte eine vermehrte Zusammenarbeit mit den Verwaltungen und nachhaltigere Prozesse: „Sowohl auf institutioneller als auch auf organisatorischer Ebene müssen wir trotz einer Pandemie, die den Rhythmus der Entscheidungsfindung verlangsamt hat, alle Prozesse rund um die Durchführung von Veranstaltungen nachhaltig gestalten. Von Gesetzen, über die Zusammenarbeit mit den Verwaltungen bis zu den Forderungen der Athlet*innen selbst. Nur so können wirklich nachhaltige Erlebnisse geschaffen werden.“
Die Digitalisierung hat auch den Sporttourismus erfasst. Immer mehr Reisende nutzen Online-Plattformen und Apps, um ihre Reisen individuell zu planen und zu buchen. Bei Outdoor-Aktivitäten setzen Urlauber*innen vermehrt auf elektronische Geräte wie Smartphones und Smartwatches. Laut des Outdoor Consumer Reports nutzt mehr als die Hälfte der Befragten Apps, um ihre Aktivitäten zu tracken und wichtige Performance-Daten zu sammeln. Das Ziel von Veranstaltern und Sportmarken sollte es daher sein, ein nahtloses digitales Erlebnis für die Reisenden zu schaffen.
Individuelle Erfahrungen sind im Tourismus immer wichtiger geworden. Der Trend geht weg vom Massentourismus und hin zu ganzheitlichen Erlebnissen, die auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Reisenden zugeschnitten sind. Sportarten wie Skitourengehen oder Trailrunning bieten hier ideale Möglichkeiten für Naturaktivitäten abseits des Mainstreams.
Christoph Rapp, International Sales & Retail Manager bei ISPO München, betont, dass die Schaffung solcher Erlebnisse nicht nur Kund*innen zufriedenstellt, sondern auch ein riesiges Potenzial für Einnahmen birgt. Es liegt auf der Hand, dass Destinationen, insbesondere in den Alpenregionen, ihre Infrastruktur anpassen und ausbauen müssen, um auf diesen Trend zu reagieren und den Bedarf an individuellen Erlebnissen zu decken – ohne dabei die Nachhaltigkeit aus den Augen zu verlieren.
Obwohl die COVID-19-Pandemie der Sport- und Tourismusbranche einen Dämpfer verpasst hat, bleibt das Potenzial des Sporttourismus unverändert hoch. Speziell aufgrund des zunehmenden Interesses der Verbraucher*innen an Gesundheit und einem aktiven Lebensstil sollten Veranstalter und Marken die Trends im Sporttourismus proaktiv nutzen, indem sie innovative Lösungen finden, die gleichzeitig Nachhaltigkeit, Individualisierung und Digitalisierung berücksichtigen.
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