- Ultracycling - die ultimative Herausforderung
- „Es liegt in meiner Natur, dass ich Dinge gerne auf die Spitze treibe."
- Allein sein und sich quälen können sind Teile des Triumphs
- Ultracycling fördert Resilienz
- Mit 400 Follower zur Ambassadorin
- Brand-Partnerschaften müssen von der Community aus gedacht werden
- Die persönliche Verbindung von Brand und Athlet macht den Unterschied
- Ultracycling boomt - große Chance für viele Brands
- Welche Learnings ergeben sich aus Jana Kesenheimers Geschichte für die Sportbranche?
Mein Antrieb beim Ultracycling besteht darin, es mir selbst zu beweisen. Es geht darum, alles aus mir rauszuholen, um am Ende im Ziel zu stehen und zu wissen, ich habe das alles ganz alleine gelöst. Deswegen haben für mich self-supported Ultra-Rennen einen ganz besonderen Reiz. Es geht darum, viele Stunden und viele Kilometer alleine zu bewältigen und alle Probleme die auftreten auch alleine zu lösen. Das ist für mich Ultracycling.
Dass ich überhaupt mit Ultracycling angefangen habe, ist Zufall. Eigentlich hatte ich mit Triathlon angefangen. Doch dann habe ich mal an einem Radmarathon teilgenommen und gemerkt, dass ich ganz gut bin, obwohl ich das noch nie gemacht habe. Ich hatte das schlechteste Material am Start, stand am Ende aber trotzdem auf dem Treppchen. Das war natürlich cool und dann bin ich irgendwann nur noch Fahrrad gefahren. Natürlich liegt es in meiner Natur, dass ich Dinge gerne ausreize oder auf die Spitze treibe. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich besonders gut bin, wenn es extrem lange wird. Seitdem werden meine Rennen von Jahr zu Jahr länger.
Wenn man gerne Fahrrad fährt, dann setzt man sich Ziele. Und diese können sehr subjektiv sein. Das erste Mal sind es vielleicht 50 Kilometer, dann kommen die 100 Kilometer dran. So war das auch bei mir. Irgendwann werden die Ziele halt größer und größer. Dieses sich quälen, gehört für mich als Teil der Zielerreichung dazu. Weil es beim Ultracycling für mich darum geht, alles aus mir herauszuholen, mache ich im Rennen daher ungern Kompromisse. Das geht einfacher, wenn man alleine unterwegs ist.
Gerade bei unsupported Ultracycling-Rennen passieren extrem viele Dinge, die man vorab nicht planen kann. Wenn man dann nachts um drei auf einem Pass steht, bei Regen, die Hände nicht mehr spürt, was bleibt einem dann anderes übrig, als eine Lösung zu finden? Auch wenn das eine Art von privilegiertem, banalen Problem ist, das man sich selber schafft, dieses trotzdem zu überwinden, das hilft einem auch im Alltag. Resilienz ist sicherlich der größte Outcome aus den Rennen, von dem man auch im täglichen Leben extrem profitiert. Man reagiert nicht so sensibel auf alles und es sorgt für einen unfassbaren Boost an Selbstvertrauen und Zuversicht. Und auch ein bisschen an Optimismus, dass die Dinge schon irgendwie glatt gehen.
Dass ich heute Ambassadorin für vier große Brands bin, habe ich auch einem Zufall zu verdanken, denn ich habe mich nie wirklich darum bemüht. Damals hatte ich einen Instagram-Account mit gerade einmal 400 Follower. Dann ist Filmemacher Stephan Wieser auf mich aufmerksam geworden und wollte unbedingt einen Film über mich machen. Lange habe ich gezögert, da ich mich gefragt habe, wer will das sehen? Letztlich habe ich mich darauf eingelassen und es ist „Three Peaks & In Between“ entstanden. Der Rad-Hersteller Specialized hat den Film damals unterstützt und mich anschließend gefragt, ob ich Ambassadorin werden will. Dann haben wir uns in Holzkirchen kennengelernt und es war sofort eine coole, persönliche Connection vorhanden. Außerdem hat das Unternehmen mir vertraut und an mich geglaubt. Seitdem bin ich eben Specialized-Ambassadorin und dann kam eins zum anderen.
Die beste Zusammenarbeit mit Brands ergibt sich für mich, wenn ich die Produkte ohnehin schon nutze oder von deren Qualität überzeugt bin. Das ist bei Specialized ebenso wie bei Evoc, Sram oder Rapha mit denen ich sehr gerne zusammenarbeite. Ich würde nie ein Rennen in einer Radhose bestreiten, die für mich nicht funktioniert. Auch der persönliche Austausch mit den Menschen, die dahinter stehen, ist mir bei einer Kooperation sehr wichtig. Mit Evoc arbeite ich gemeinsam an Prototypen, das finde ich spannend und macht auch total Sinn. Ich würde behaupten, dass nur wenige Menschen so viel auf dem Fahrrad bei unterschiedlichsten Bedingungen sitzen, wie ich das tue. Dann fallen einem eben oft Dinge auf. Und wenn ich dann eine Brand habe, die Interesse hat, dieses Problem gemeinsam mit mir zu lösen, dann ist das ein Win-Win nicht nur für mich, sondern für die ganze Community. Ich bekomme jeden Tag an die 40 Nachrichten von Menschen, die oft sehr produktspezifische Fragen haben und ich beantworte alle. Die Zeit nehme ich mir und man darf nicht unterschätzen, wie wichtig das am Ende auch für Brands ist.
Ich habe das Gefühl, dass viele Marken versuchen, Influencer sehr easy zu catchen und wahllos Produkte zuschicken, um sie in die Kamera zu halten. Ich bekomme häufig diese Anfragen, aber so funktioniert das bei mir nicht. Die Plattform, die wir als Ambassador bieten, ist extrem wertvoll, weil wir einfach eine sehr zielgerichtete Community haben. Um so viele Leute mit diesen Interessen durch Print oder andere Medien abzudecken, müssten diese Marken sehr viel Geld investieren. Daher will ich, dass da eine Art von Wertschätzung stattfindet, ein persönlicher Austausch und ein Interesse auch an meinen Bedürfnissen. Ich glaube, nur so funktionieren gute, beständige und nachhaltige Partnerschaften von denen am Ende alle Beteiligten profitieren. Den größten Fehler den Brands meiner Meinung nach machen, ist, dass sie Influencer lediglich als einseitige Werbeplattform nutzen. Das ist vielleicht für den Moment gut, aber es fehlt oft an Authentizität und Austausch. Wenn ich irgendein Feedback habe, dann sind meine Partner offen dafür und arbeiten daran. Im Gegenzug schicken sie mir aber auch Glückwünsche nach einem Rennen. Das ist schon sehr cool und nur so kann sich eine nachhaltige Partnerschaft aufbauen.
Man merkt, dass es immer mehr gesponserte Fahrerinnen und Fahrer gibt, gerade im Bereich Ultracycling. Sportlich ist es viel kompetitiver geworden. Beim Transcontinental Race 2025 stehen mit rund 100 Frauen so viele wie noch nie am Start. Ich bin eine davon und will wieder gewinnen. Das wird sehr besonders. Aber nicht nur das - es ist spannend zu sehen, wie viele Leute im Rennen oder jetzt auf der Bike Film Tour zu mir kommen und mir berichten, dass sie wegen mir da sind oder aufs Rad gestiegen sind. Das ist das schönste Feedback, das man kriegen kann. Für mich ist das ziemlich überwältigend, welchen Einfluss diese Filme haben. Ich glaube, das ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn viele Influencer manchmal gerne belächelt werden.
Erfolgreiche Ambassador-Modelle entstehen dort, wo echte Verbindung, langfristiges Vertrauen und gemeinsame Produktentwicklung im Fokus stehen. Für Marken bedeutet das: Weg von oberflächlichem Influencer-Marketing, hin zu echter Co-Creation mit glaubwürdigen Persönlichkeiten. Besonders in spezialisierten Sportsegmenten entstehen so hochengagierte Micro-Communities, die weit über klassische Zielgruppenbindung hinausgehen. Der Lohn: wertvolle Customer Insights direkt aus dem Einsatz – und nicht aus dem Labor. Das reduziert Streuverluste, erhöht die Markentreue und schafft relevante Reichweite – zu einem Bruchteil klassischer Werbeausgaben. Marken, die diesen Austausch aktiv gestalten, gewinnen nicht nur an Relevanz, sondern entwickeln sich organisch zum integralen Teil einer Bewegung.
Auch auf der ISPO 2025 gilt: Reine Produktplatzierungen reichen längst nicht mehr – Sport braucht authentisches Marketing. Positioniere deine Brand sichtbar und glaubwürdig im Zentrum der Sportbranche. Ob bei Talks, Netzwerk-Events, 360°-Paketen oder thematischen Flächen – die ISPO Munich ist der optimale Ort für Austausch, Partnerschaft und authentische Markenpräsenz. Sei dabei - vom 30. NOV. – 02. DEZ. in München.
Jana Kesenheimer hat erst 2020 mit Ultracycling-Radrennen begonnen und gleich mit der Teilnahme beim Three Peaks Bike Race und einem dritten Platz auf sich aufmerksam gemacht. Ein Jahr später startet sie erneut in Wien und wird bei ihrer zweiten Alpenüberquerung mit deutlichem Abstand schnellste Frau. Nur vier Männer kommen vor ihr ins Ziel nach Barcelona. Im vergangenen Jahr dann das Highlight ihrer Karriere. In Roubaix geht sie beim Transcontinental Race auf die rund 4000-Kilometer lange Reise nach Istanbul. Nach 11 Tagen, 3 Stunden und 57 Minuten gewinnt sie auch dieses Rennen - und die Herzen vieler weiterer Fans. Auf der Bike Film Tour ist der beeindruckende Dokumentarfilm dieses Rennens zu sehen. Auch das - ein Highlight. Bei der Premiere in München gab es Standing-Ovations für das Werk und Janas Leistung. Neben ihrer Karriere als Ultracyclistin ist Jana promovierte Psychologin und hat einen Full-Time-Job an der Universität Innsbruck. Dort beschäftigt sie sich vorrangig mit umweltpsychologischer Forschung.
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