Wassersport/31.01.2017

Robby Naish: „Hydrofoiling ist der neue Trend im Wassersport“

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1976 war Robby Naish Surf-Weltmeister – mit gerade mal 13 Jahren; Ende der 80er hatte er die erste Million beisammen, heute erzielt sein Unternehmen 30 Millionen Dollar Umsatz: Naish (53) ist „Mr. Surf“ und um acht Uhr morgens zu Hause auf Hawaii schon fit für ein Gespräch über Surfen, Kiten, Stehpaddeln und Hydrofoiling als neuen Trend im Wassersport.

Mr. Surf: Robby Naish ist einer der erfolgreichsten Windsurfer aller Zeiten.
Mr. Surf: Robby Naish ist einer der erfolgreichsten Windsurfer aller Zeiten.

ISPO.com: Herr Naish, zuallererst: Wie geht es Ihnen? Letztes Jahr haben Sie sich das Becken gebrochen. Wie ist das passiert?
Robby Naish: Ich bin beim Kiten einfach ziemlich dumm gelandet. Absolut unspektakulär, kein großer Sturz. Ich bin ziemlich schnell und hart, aber eigentlich ganz normal gelandet und bin dann abgerutscht. Beim Aufprall auf dem Wasser rutschte mein hinterer Fuß aus der Schlaufe, und wenn du eine so hohe Geschwindigkeit draufhast, ist die Wasseroberfläche ganz schön hart. Mein vorderes Bein war also noch auf dem Board, aber mein hinteres Bein war praktisch im Wasser, und so bin ich sozusagen einmal in der Mitte durchgebrochen. Ich habe mir einen Beckenbruch zugezogen, eine sogenannte Open-Book-Fraktur, ganz vorne


Das klingt furchtbar...
Es war ziemlich schlimm. Vorne am Becken, direkt unterm Bauchnabel, habe ich jetzt eine Metallplatte mit vier Schrauben. Viele glauben, meine Hüfte sei kaputt, aber damit ist alles in Ordnung. Es war ein ungewöhnlicher, ein eher traumatischer Sportunfall. Wie wenn du in einen Auto- oder Motorradunfall verwickelt bist.

Wo war das eigentlich? Zuhause auf Hawaii?
Ja, auf Maui.

Robby Naish: „Meine erste richtige Verletzung“

Wie haben Sie es mit gebrochenem Becken aus dem Wasser zurück an Land geschafft?
Ich schaffte es zurück an die Stelle am Strand, von der aus ich mit dem Kite gestartet war. Ein Bruch wie dieser verursacht starke innere Blutungen. Das ist das Gefährliche daran: Du kannst ziemlich leicht verbluten. Aber ich bin schnell ins Krankenhaus gebracht worden und dann mit einem Privatflugzeug nach Honolulu.
Bis zur Genesung hat es sehr lange gedauert. Für mich war das eine ungewohnte Situation, denn es war die erste richtige Verletzung in meiner gesamten Karriere. Ich konnte monatelang nicht aufs Wasser.

Aber Sie haben bereits im November am Aloha Classic teilgenommen – nur sechs Monate nach Ihrem Unfall.
Ich habe versucht, so schnell wie möglich wieder zurückzukommen. Ich dachte, es würde neun Monate oder ein Jahr dauern, aber ich habe es ziemlich schnell geschafft.

Vorfreude auf die ISPO MUNICH 2017

Wir werden Sie auf der ISPO MUNICH 2017 wiedersehen. Wie wichtig ist ISPO für Sie als Geschäftsmann?
Ich freue mich darauf, wieder bei der ISPO MUNICH dabei zu sein. Zu Beginn meiner Karriere war ich quasi jedes Jahr auf der ISPO. Die gesamte Windsurfing-Branche war in ihren Anfangsjahren in den 80ern immer auf der ISPO vertreten. Mein Unternehmen Naish gewann ISPO BRANDNEW 2000, als wir die ersten Kites einführten. Zu diesem Zeitpunkt war der Kitesurfing-Sport noch sehr jung, daher war diese Auszeichnung eine große Ehre für uns, die unserer Marke einen echten Schub verlieh.
Das ist jedoch lange her, das Geschäft hat sich gewandelt und ich freue mich darauf zurückzukehren. Es ist gut, bei der Messe wieder dabei zu sein, da die ISPO MUNICH auf jeden Fall die berühmteste und wichtigste Sportmesse weltweit ist.

Sie haben gesagt, dass sich das Wassersport-Geschäft verändert hat. Wie würden Sie die Situation im Surf-, Kite- und SUP-Bereich beschreiben? Welche Entwicklungen sind zu beobachten?
Wie in jeder anderen Branche hat es der Hardware-Sektor schwer. Vom geschäftlichen Standpunkt aus könnten die Margen besser sein. Aus der Perspektive derjenigen, die Wassersport betreiben, ist alles wunderbar. Das gilt sogar für den Windsurfing-Bereich, auch wenn der heute völlig anders ist als vor Jahrzehnten.
Der Markt für Surf-Hardware stagniert im Moment, im Allgemeinen ist Surfen (Wellenreiten, Anm.d.Red.) jedoch mittlerweile sehr trendy: Kleidung, Zubehör und die Surf-Kultur verkaufen sich ziemlich gut. Im Vergleich zu vor einigen Jahren erlebt die Branche eine echte Konsolidierung. Bei einigen der führenden Marken sind definitiv Erschütterungen zu spüren. Es bleibt spannend – und es ist großartig, ein Teil davon zu sein.


Naish: „An SUP gibt es nichts auszusetzen“

Wie sieht es beim Kitesurfen aus?
Die Marktsituation ist immer noch rundum solide, auch für meine Marke. Und SUP ist gerade ganz groß. Mittlerweile ist das Stehpaddeln zum Breitensport geworden und nicht mehr nur ein Trend für aktive Menschen. Das SUP wird von vielen zur Erholung genutzt. Die Menschen kaufen ein Board, um einfach auf dem See zu paddeln, statt Rennen zu fahren oder Wellen zu reiten.
So führen wir immer mehr Menschen dem Wassersport zu – mit dem Nebeneffekt, dass sie sich dabei an der frischen Luft und in freier Natur aufhalten. An SUP gibt es nichts auszusetzen.

Denken Sie, dass Stehpaddeln seinen Höhepunkt erreicht hat oder ist die Sportart noch am Wachsen?
Der Sport wächst noch, sogar in den USA, wo er schon einige Jahre länger praktiziert wird als in Deutschland. Wenn wir uns aber die Zahlen anschauen, sehen wir, dass die Zahl der Menschen, die ein Board kaufen und aufs Wasser gehen, kontinuierlich wächst. Für Trendsetter wie Naish, die schon früh dabei waren und eher Kunden im gehobenen Sportsegment bedienen, wächst der SUP-Bereich jedoch nicht mehr. 

Der neueste Trend: Hydrofoiling

Verdienen Sie damit auch Geld?
Im Moment nicht, da wir nicht Teil des Wachstumssegments dieses Markts sind. Wir sind eher im gehobenen Sportsektor angesiedelt. Also Rennsport, Wellenreiten und der Luxus-Bereich. Als wir anfingen, gab es nicht so viel Wettbewerb. Jetzt konkurrieren jedoch Hunderte verschiedene Marken miteinander. 

Gibt es neue Trends auf dem Wasser?
Ja, durchaus. Sobald du denkst, es gibt keine neuen Trends, kommt wieder was Neues. Wakeboarden ist immer noch sehr beliebt. In Europa gibt es mehr Wakeboard-Anlagen, als man zählen kann. Und Hydrofoiling ist mittlerweile sehr populär, vor allem im Segelsport. Wenn Sie sich zum Beispiel den America‘s Cup anschauen: Alle Klassen haben ihre Boote mit Hydrofoils ausgestattet.
Hydrofoil-Kitesurfen ist mittlerweile ebenfalls sehr beliebt und auch Hydrofoil-Windsurfen wird ziemlich groß. Sogar Hydrofoil-SUP und -Wellenreiten werden in Zukunft eine – wenn auch sehr kleine – Rolle spielen.


Weitere Informationen über Robby Naish und sein Unternehmen finden Sie im Internet: www.naish.com




Autor: Thomas Becker