Diese Premiere unserer guten Nachrichten freut uns von Herzen: Zum ersten Mal berichten wir über einen Sportler ein zweites Mal in unserer Rubrik. Denn Basketball-Star Paul Zipser konnte etwas wichtigeres gewinnen als einen Meistertitel – nämlich sein Leben. Der FC-Bayern-Spieler wurde kurz vor dem entscheidenden – verlorenen – Finale seines Clubs wegen einer angeborenen Gefäßmissbildung am Gehirn operiert und gerettet. Die Frage, die sich viele Fans des quirligen Zipser danach stellten, ist nun bestmöglich beantwortet. Ja, er kann weiter Basketball spielen. Aber nicht nur das: Sein Verein verlängerte gerade seinen Vertrag bis zum Jahr 2024. „Grenzenlos dankbar“ sei er seinem Verein, „jetzt während der Reha gibt es sowieso keinen besseren Platz auf der Welt für mich als hier beim FC Bayern“. Wann genau er auch wieder spielen wird, ist noch offen. Aber seine Ziele sind erfrischend ehrgeizig, da ist kein Bruch durch die lebensbedrohliche Krankheit zu spüren – „endlich wieder die Meisterschaft gewinnen“ ist das, worum es dem früheren NBA-Spieler geht.
Die „echten“ Tour de France-Fahrer hatten ein Teamhotel, er nur ein Zelt. Die Stars der Tour wurden jeden Tag von Masseuren durchgeknetet, er aß Dosenfraß: Und dennoch ist Lachlan Morton schon fünf Tage vor dem Peloton mit 2000 zusätzlichen Kilometern in den Beinen in Paris angekommen. Quasi nebenher sammelte er auch noch über 400.000 Euro für den guten Zweck ein, während die besten der Radprofis der echten Tour von ihren Sponsoren mit Reichtümern überschüttet wurden. Was für eine Heldengeschichte, die wir hier feiern dürfen. Aber von Anfang an: Der aus Australien stammende Morton wurde – erwartungsgemäß – von seinem eigenen Team nicht für die diesjährige Tour nominiert. So entschied der 29-Jährige sich, auf eigene Faust den wahren Geist der Tour de France zu suchen. Er startete eine Stunde nach den gemeldeten Fahrern. Wie die Starter der ersten Tour von 1903, als die Teilnehmer bis zu 470 Kilometer pro Tag zurücklegen mussten, fuhr auch Morton extrem lange Tagesetappen. Mit Sandalen an den Füßen strampelte er 5510 Kilometer. In den sozialen Netzwerken sammelte Morton nebenbei während seiner alternativen Tour Geld für den „World Bicycle Relief“, der Menschen in Entwicklungsländern Fahrräder spendet. Immerhin – eine Flasche Champagner stand bereit, als er am 13. Juli um 5.30 Uhr die Champs-Elysées erreichte.
Diese Kopfwäsche hat sich der Welt-Schwimmverband FINA redlich verdient – und vielleicht führt es ja endlich mal zu einem Umdenken in einem Verband. Nach Protesten, Diskriminierungsvorwürfen, schlicht geballter Wut kündigte die FINA an, ihre Entscheidung für die Nicht-Zulassung spezieller Badekappen bei den Olympischen Spielen zu überdenken. Die Kappen sind besonders für dickes, lockiges Haar gedacht. Für Dreads und Afros etwa. Hersteller Soul Cap aus Großbritannien wollte die Badekappen in Übergrößen zu den Spielen bringen und damit vor allem schwarzen Schwimmern einen Dienst erweisen. Die unfassbare Ablehnung der FINA: Die für schwarze Schwimmer*innen besonders geeigneten Schwimmkappen würden „nicht der natürlichen Kopfform entsprechen“. Nun will die FINA nach weltweiten Protesten endlich mal nachdenken, ob sie sich wirklich eine Definition anmaßen sollte, was eine natürliche Kopfform ist. Wir hoffen mal, dass diese Kopfwäsche mehr als nur einen Denkprozess ausgelöst hat.
An sich sind Geburtstage zumindest im fortgeschrittenen Erwachsenenalter der traurige Hinweis darauf, dass die körperliche Leistungsfähigkeit sich weiter verflüchtigt. Ganz anders dagegen bei diesem Geburtstag. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) ist dieser Tage 70 Jahre alt geworden und strotzte wohl zu noch keinem runden Geburtstag so sehr vor Kraft. „Das sind pralle 70 Jahre, die dazu geführt haben, dass sich unsere Leistungssportler finanziell auf Augenhöhe mit den olympischen Sportlern bewegen, dass unsere Breitensportler auf viele Vereine und Hallen zurückgreifen können, dass auch die Regelsportvereine sich geöffnet haben“, freute sich DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher im Deutschlandfunk. Dem Verband wünschen wir jetzt die Erfüllung des größten Geburtstagswunschs: Dass seine Weitsprunglegende Markus Rehm vom IOC noch kurzfristig die Zulassung zu den Olympischen Spielen in Tokio erhält. 8,62 Meter sprang Rehm zuletzt weit – bei einer Zulassung dürfte er mit dieser Weite sogar von Gold träumen.
Er ist einer der ganz großen in der Formel 1, vielleicht sogar der Größte. Aber er ist vor allem mehr als ein reiner Rennfahrer – Lewis Hamilton ist ein Mann, der auch jenseits der Rennstrecke mit einer Hartnäckigkeit kämpfen kann, die Champions auszeichnet. So stellte Hamilton nach einer gut eineinhalbjährigen Arbeit einer von ihm eingesetzten Kommission einen Bericht zur Diversität im Motorsport vor. „Ich schaue auf mein junges Ich zurück und wünsche, es wäre anders. Ich möchte Teil dieses Wandels sein“, sagte der durch seine eigenen Erlebnisse mit Benachteiligungen wegen seiner Hautfarbe geprägte Fahrer. Wenn er nun etwas ändern könne, wäre es „die wertvollste Sache“ für mich. Der Hamilton-Bericht zeigt aber, dass noch sehr viel zu tun ist. In der britischen Motorsport-Industrie werden demnach schwarze Studenten bis heute strukturell ausgebremst, dazu kommen systemische Nachteile für junge Schwarze auf allen Ebenen des Bildungssystems. Aber wer, wenn nicht Lewis Hamilton sollte erfolgreich an diesen Missständen rütteln können?
Es ist nur ein britischer Viertligist, klar. Es ist nicht Arsenal oder Chelsea. Aber diese Woche ist für uns Leyton Orient aus der britischen Hauptstadt größer als die Vorzeigeclubs aus London. Denn während erst allmählich die Empörung über die rassistischen Ausfälle gegen die britischen Elfmeter-Fehlschützen im EM-Finale anschwoll, handelten die Verantwortlichen von Leyton Orient einfach. Einem sogenannten Fan, der in der Nacht zu Montag auf Twitter die dunkelhäutigen britischen Fehlschützen beleidigte, wurde noch am Montag ein dreijähriges Stadionverbot auferlegt. Das Geld für seine Dauerkarte bekam der Mann ohne Einspruchsmöglichkeit einfach zurückerstattet. Dazu gab der Verein direkt ein Statement für Diversity ab: „Der Club ist sehr stolz auf seine vielfältige Geschichte und arbeitet weiterhin mit lokalen Behörden und Gremien zusammen, um Veränderungen herbeizuführen.“
Mit Novak Djokovic im Männer-Finale von Wimbledon hatten wohl viele gerechnet. Aber mit Marija Cicak sicher nicht. Den Verantwortlichen des All England Club schien es auch ein bisschen unangenehm zu sein, dass sie erst im Jahr 2021 zum ersten Mal eine Frau auf den Schiedsrichterstuhl des Rasenturniers gesetzt haben. Den erst etwas versteckt, quasi unter ferner liefen, gaben sie vor dem Finale vergangenen Sonntag bekannt, dass die 43 Jahre alte Cicak das Spiel zwischen Djokovic und Matteo Berrettini leiten würde. „The first female Chair Umpire of the Gentlemen’s Singles Final at Wimbledon“, kündigten die Macher an. Und wir sagen: Endlich, Wimbledon! Das war praktisch jetzt wie ein Tiebreak in einem unendlich langen fünften Satz, mit dem ihr das Spiel doch noch zu euren Gunsten gedreht habt. Schließlich haben Schiedsrichterinnen im Tennis schon lange ein ganz anderes Standing als etwa im Fußball. Selbst die größten Wutanfälle verpuffen regelmäßig, wenn sich die Herren mit dem Racket in der Hand vor den souveränen Frauen auf dem Spielleiterinnenstuhl aufzuspielen versuchen.