Fitness/29.04.2016

Effektive Zitterpartie? Die Entwicklung des EMS

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Muskeln auf- und Fett abbauen per Knopfdruck? EMS-Krafttraining ist schwer angesagt und hat die Fitness-Szene im Sturm erobert. Wie aber ist das Reizstromtraining eigentlich entstanden?

EMS – Krafttraining mit Strom zur Muskel-Stimulation
Effektive Zitterpartie? Die Entwicklung des EMS

Straffer Körper, Top-Ausdauer und dicke Muskeln – mit dem Elektrostimulation-Training (EMS) ist all dies scheinbar kein Problem. Einfach auf die heimische Couch lümmeln, EMS-Gerät einschalten und den Muskeln beim Wachsen zusehen, oder?

 



Nicht ganz. Zwar konnte die Wirksamkeit der Elektrostimulation in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden – unter anderem zwischen 2002 und 2010 bei verschiedenen Versuchen an den Universitäten in Bayreuth und Nürnberg – ohne die Kombination mit Ausdauer- und Krafttraining ist das EMS aber in erster Linie zu therapeutischen Zwecken einsetzbar, wie etwa beim Rehabilitationstraining. Dennoch hat das EMS-Training in den letzten Jahren die Fitness-Szene wie im Sturm erobert – Top-Athleten wie die Klitschko-Brüder integrieren den Reizstrom in ihr Workout und die zumeist kleinen und persönlich gehaltenen EMS-Studios schießen wie Pilze aus dem Boden. Mittlerweile wird das Strom-Training in einigen Studios sogar ohne die Betreuung eines Personaltrainers angeboten, allen Risiken einer körperlichen Überlastung zum Trotz. Doch wie hat sich der Trend Reizstrom-Krafttraining eigentlich entwickelt?

Der Urvater des EMS-Krafttrainings

Als Urvater des EMS gilt der Mindener Karl-Heinz Rippe. Nach einem überaus abwechslungsreichen Werdegang, Rippe soll sich als Bäcker, Diskothekenbesitzer und Zahntechniker betätigt haben, legte er im Jahr 1986 den Grundstein für das heutige EMS-Training. Die Idee für das Reizstromtraining kam dem damals 42-Jährigen ausgerechnet beim Schwitzen in der Muckibude. Übergewicht und mehrere Herzinfarkte hatten Rippe dazu veranlasst, etwas für seine Gesundheit zu tun – das Training mit Gewichten und Laufband stellte sich jedoch als suboptimal heraus, denn bereits bei geringer Intensität stieg der Puls in gefährliche Höhen. So kam es, dass der 42-Jährige ein früheres Zahntechnik-Projekt zur Aktivierung der Gesichtsmuskeln kurzerhand zu einem Fitness-Gerät umfunktionierte. Nach zahllosen Selbstversuchen soll Rippe nicht nur einiges an Gewicht verloren haben, sondern gemäß kardiovaskulären Untersuchungen auch für die Regeneration des Herzens und einen kräftigen Muskelzuwachs gesorgt haben.

 



EMS: Die passenden Elektroden und der Weg auf den Markt

Reizstrom zur Stimulation der Muskulatur zu verwenden war in den 1990er Jahren grundsätzlich nichts Neues. In der Physiotherapie galt der Einsatz von Reizstrom als probates Mittel, um verkümmerter Muskeln zu erhalten oder neu zu aktivieren, auch im Leistungssport fanden die kontrollierten Stromstöße bereits Anwendung. Rippe legte den Fokus bei der Entwicklung seines Reizstrom-Trainers jedoch auf die Elektroden, die bisher für die ganzheitliche Stimulation der Körpermuskulatur unbrauchbar waren. Die Elektroden mussten extrem leitfähig sein, durften aber gleichzeitig nicht zu heiß werden, um Verbrennungen der Haut auszuschließen. Als ideal für den Hautkontakt erwies sich das Material Karbon, das jedoch erst einige Jahre später in verwendbarer Form erhältlich war. So entstand das erste Reizstromsystem mit großflächigen Elektroden, die speziell zur ganzheitlichen Stimulation der Muskulatur eingesetzt werden konnten, im Jahr 1998 – der „Elektrotrainer X8“.

EMS: Vom „Elektrotrainer X8“ bis zum heutigen EMS-Krafttraining

Den erhofften Erfolg konnte der „Elektrotrainer X8“ jedoch nie erreichen, das innovative Trainingssystem blieb zunächst weitgehend unbeachtet. Erst unter dem Namen „Bodytransformer“ konnte sich das Reizstrom-System im Fitness- und Gesundheitsbereich einen Platz erkämpfen, auf dem es ein Nischendasein fristete. Nach der Jahrtausendwende eröffneten dann nach und nach die ersten EMS-Studios und andere Firmen wurden auf die Trainingsmethode aufmerksam. So brachte die Firma „Physo-m“ den „Bodyformer“ heraus und das Unternehmen „miha bodytec“ konnte sich Marktanteile mit einer neu entwickelten Elektroden-Jacke sichern. Beide Unternehmen konnten sich mit ihren EMS-Geräte bis heute durchsetzen und auch EMS-Urvater Karl-Heinz Rippe ist seit 2007 mit einer neuen Version, dem „KHR“, am Start.

Allen aktuellen Systemen gemeinsam ist ein Ganzkörperanzug aus Mikrofaser, an dem die Elektroden befestigt werden.  

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