Outdoor/08.03.2016

Dychtau – Herausforderung im Großen Kaukasus

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren!

Diese Funktion ist nur verfügbar, wenn eine entsprechende Zustimmung erteilt wurde. Bitte lesen Sie die Details und akzeptieren Sie den Service, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren.

Bewerten
Merken

Der Dychtau zählt zwar nicht zu den Hotspots des Bergsports, hat aber dennoch einen großen Namen. Als zweithöchster Gipfel Europas gehört er zu den berühmten „Seven Second Summits“, in der die Zweitplatzierten aller Kontinente vereint sind. Den Dychtau zu besteigen ist anspruchsvoll. Es gilt als schwieriger als eine Expedition auf die europäische Nr.1, den benachbarten Elbrus.

Dychtau (Dykh-Tau), zweithöchster Gipfel Russlands und in Europa
Dychtau (Dykh-Tau), zweithöchster Gipfel Russlands und in Europa


Zieht man die Grenze zwischen Europa und Asien nördlich der Gipfel des Großen Kaukasus, geraten die beiden höchsten Alpengipfel – der Mont Blanc und die Dafourspitze – ins Hintertreffen. Denn dann stehen Europas höchste Berge in Russland, also ganz im Osten Europas und heißen Elbrus und Dychtau. Und diese Sicht ist alles andere als abwegig. Beide führenden Seven Summits-Modelle, erstellt vom 2015 verstorbenen US-Amerikaner Dick Bass und dem Italiener Reinhold Messner, folgen dieser Sicht, ebenso die meisten Bergsteiger.

Bergsteigen an den Seven Second Summits – nicht ohne Dychtau

Wer alle Seven Second Summits bezwingen will, kommt am 5.204 Meter hohen Dychtau also nicht vorbei. Bergführer Flory Kern, der den Berg gemeinsam mit dem österreichischen Triple-Summit-Bezwinger Hans Kammerlander bestiegen hat, schreibt auf seiner Webseite: „Wir haben die Länge des Dych Tau wirklich etwas unterschätzt, knapp 2000 Höhenmeter waren es vom Biwakplatz zum Gipfel. Das Gelände war immer steil und sehr ausgesetzt, kein Wunder dass dieser Berg nur von sehr wenigen Bergsteigern in Angriff genommen wird“.

Bergsport 1888 – Englisch-Schweizer Duo auf dem Gipfel

Erstmals bezwungen wurde der Dychtau 1888 vom britischen Alpinisten Alfred Frederick Mummery und seinem Schweizer Kollegen Heinrich Zurfluh. Beide Herren machten sich ohne weitere Begleitung auf den Weg zum Gipfel und erreichten ihn. Mummery erlangte auch in den Folgejahren zunehmende Berühmtheit, da er verschiedene als äußerst schwierig geltende Gipfel in Angriff nahm, oft ohne einen Bergführer. So stand er unter anderem mehrfach auf dem Mont Blanc. Sein Tod Ende August 1895 entsprach so in gewisser Weise seinem Leben: Am 24. August 1895 machte sich Mummery gemeinsam mit den Napalesen Ragobir und Goman Singh zu einer Gletscher-Querung am Nanga Parbat im Himalaya auf den Weg. Keiner der Männer wurde wieder gesehen.


Bergsteigen mit Einsamkeits-Garantie

Nach Angaben von summitpost.org wird der Dychtau in heutiger Zeit pro Jahr nur zwei- bis dreimal bestiegen. Die Seite bietet auch eine Beschreibung der Normalroute und benennt das notwendige Equipment. Gewarnt wird dabei unter anderem vor Eisfällen und Spalten am Gletscher, vor Steinschlag beim Überqueren einer Geröllhalde und einer schwierig zu kletternden Zehn-Meter-Wand auf einer Höhe von circa 5.000 Metern. Die technischen Schwierigkeiten, die hier beschrieben werden, dürften zugleich einen Teil der Begründung liefern, warum der Dychtau so selten Ziel von Besteigungen wird.

Bergsteigen im Großen Kaukasus

Der Dychtau ist wie der Elbrus Teil der Gebirgskette des Großen Kaukasus, zu der noch weitere drei 5.000er und sieben 4.000er gehören. Der gesamte Gebirgszug erstreckt sich über eine Länge von weit über 1.000 Kilometern und ist zum Teil mehr als 150 Kilometer breit. Bergsteiger finden in der Region also ausreichend Herausforderungen. Flory Kern und Hans Kammerlander hatten sich übrigens zuerst den Elbrus vorgenommen, zum einen weil sie auf die Genehmigung zur Besteigung des Dychtau warten mussten, zum anderen um sich zu akklimatisieren. Die Höhe dürfte dafür ohne weiteres genügt haben.  




ISPO.com Logo Autor: ISPO.com