Einen Moment haben wir uns gesorgt, dass Tom Daley vor lauter Freude von seiner Goldmedaille abbeißt. Aber nein, der britische Olympiasieger im Synchron-Turmspringen hatte seinen Mund nach seinem Triumph zum Glück doch unter Kontrolle. Mit tadellos erhaltenen Mundwerk sagte er nach seinem Gewinn dann Sätze, die mindestens genauso berührten wie sein vorhergehendes Duell mit Sprungpartner Matty Lee gegen die Konkurrenten aus China. „Ich fühle mich unglaublich stolz sagen zu können, ich bin ein schwuler Mann und auch ein Olympiasieger. Ich fühle mich dadurch sehr bestärkt.“ Daley blickte dabei auf sein Coming-Out im Jahr 2013 zurück und seine einsamen Gedankenspiele als Jugendlicher. „Als ich jünger war, war ich immer derjenige, der sich allein, allein und anders fühlte. Ich hatte etwas an mir, das nie so gut sein würde, wie es die Gesellschaft sein wollte, und ich hoffe, dass alle jungen LGBT-Personen da draußen das sieht, egal wie allein du dich gerade fühlst, dass du nicht allein bist und alles erreichen kannst.“ Damit ist der 27-Jährige auch unser Romantic Hero der Woche!
Bisher war er nur der Fußballstar mit den coolen Sprüchen – womöglich wird Thomas Müller nun bald der Schutzpatron der Fußpflegebranche. Das Urlaubsfoto seiner lädierten Zehen und Zehennägel könnte dem Berufsstand jedenfalls einen gehörigen Schub bringen. Nicht nur Müllers Trainer Julian Nagelsmann riet Müller, die lädierten Zehen nun einer professionellen Fußpflegerin vorzuzeigen. Womöglich wird sich nun auch mancher Fußballfan beim Duschen einmal seine Füße genauer angesehen haben und den Rat auch für sich selbst ummünzen – damit könnte Müller mit seinen Igittibah-Bildern einer ganzen Branche Auftrieb geben. Übrigens: Wer nach Thomas Müller und Fußpflege googelt, findet sogar professionelle Dienstleister mit genau diesem Namen. Dies allerdings liegt nur am Allerweltsnamen des Bayern-Stars, es hat noch keiner versucht, direkten Profit aus der viel beachteten Insta-Story zu ziehen.
Für uns ist er wie eine Mischung aus Rod Stewart, Boris Becker und Hulk – und er ist der Jubelkönig der Woche, wenn nicht gar des ganzen Jahres. Wie Trainer Dean Boxall die Goldmedaille seiner Schwimmerin Ariarne Titmus bei den Olympischen Spielen bejubelte, ist innerhalb kurzer Zeit zum weltweiten Internethit geworden. In seinem gelben T-Shirt wurde der 43-Jährige zur eigentlichen Show des Finales. Vielleicht hat der Mann schlicht nach dem Triumph ein Ventil geöffnet, das in der Vorbereitungszeit unter Überdruck stand. Denn seine von ihrem Trainer begeisterte Schwimmerin Titmus – „er bedeutet alles für mich“ – musste unter ihm arbeiten wie noch unter niemandem „Er sagt mir, wenn ich besser werde, muss er noch mehr pushen, also ist es hart“, sagte sie schon vor ein paar Jahren in einem ABC-Interview. Doch durch die harten Methoden fühlte sie sich perfekt vorbereitet, der Finallauf stand für die spätere Siegerin unter dem Motto „have fun“. Dank ihres Trainers hatten auch die Zuschauer Fun.
Wir versuchen hier gerne locker-flockig die Sportwelt zu beleuchten, aber für diesen Mann gibt es nur einen ernsten Gedanken: Nämlich den des tief empfundenen Respekts. Mit der Silbermedaille von Saeid Mollaei in Tokio schloss sich ein Kreis, der vor zwei Jahren in Tokio begann. Damals bekam der gebürtige Iraner aus dem Regime die Anweisung, im Halbfinale nicht anzutreten, um einem Finale gegen den Israeli Sagi Muki aus dem Weg zu gehen. Mollaei widersetzte sich der Weisung, fürchtete aber um sein Leben und floh nach Deutschland. Nach Tokio kehrte er als Starter der Mongolei zurück. Deren Verantwortliche jubelten trotz der Finalniederlage ihres Starters. Dem 29-jährigen Mollaei allerdings stand nicht nach ungetrübter Freude der Sinn. Er denke, dass seine weiter im Iran lebenden Eltern den Kampf gesehen haben. Er glaube aber, dass diese nicht stolz auf ihn seien, weil er nicht für den Iran die Medaille gewonnen habe.
Wenn du in einer seit eineinhalb Jahrhunderten bestehenden Profiliga auf einmal das historische Maß aller Dinge bist, weißt du, dass es keine schlechte Saison für dich ist…Was Shohei Ohtani in der US-Baseballliga MLB gerade vollbringt, ist quasi ohne Beispiel. Zugegeben, streng genommen hätten wir den 27-jährigen Japaner auch schon vor zwei Wochen in die Good News unterbringen können oder wir könnten es vermutlich auch erst in einem Monat tun. Ständig reiht Ohtani eine neue starke Leistung an die nächste. Unser aktueller Anlass ist, dass sein Teammanager Joe Maddon nach Ohtanis jüngstem Auftritt am vergangenen Montag quasi die Entscheidung in der Konkurrenz um den Titel des Most Valuable Player als gefallen ansieht. „Leuten, die sagen, die Entscheidung ist knapp – sie ist es nicht. Sie ist es nicht. Was er macht, ist so einmalig. Es ist sogar im Vergleich mit allen anderen bis heute einmalig“, sagte Maddon nach dem jüngsten Heimsieg. Mittlerweile zählt Ohtani 35 Home Runs bis Ende Juli. Bisher gab es nur vier andere Spieler, denen 35 Home Runs gelangen – aber bis August. Schon Mitte Juli hatte Ohtani in dem Traditionssport für ein Novum gesorgt. Im Allstar-Team begann er als Pitcher für die Auswahl der American League und verwandelte dann auch noch als Batter die Würfe der Gegner von der National League mit dem Schläger zu Punkten, so etwas gab es noch nie. Die Baseball-Saison geht noch bis Anfang Oktober. Die Statistiker gehen davon aus, dass Ohtani bis dahin noch einige weitere historische Statistiken pulverisiert haben wird – vermutlich werden wir euch spätestens im Herbst darüber unterrichten können.
Sie hat einen großen Rucksack persönlicher Schicksalsschläge mit nach Tokio genommen, doch Slalomkanutin Ricarda Funk hat es mit großer Stärke zur Goldmedaille geschafft. Vor fünf Jahren starb bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ihr Trainer Stefan Henze bei einem Verkehrsunfall. Und jetzt zerstörte die Hochwasserkatastrophe in ihrem alten Heimatsort Ahrweiler das Hab und Gut vieler alter Bekannter. Auch ihre alte Trainingsstrecke ist völlig zerstört. „Es war einfach schrecklich, die ganzen Bilder zu sehen. Mein Mitgefühl nach Hause“, sagte die 29-Jährige kurz nach ihrem Triumph in Tokio. Für ihre alte Heimat fand Funk starke, aufmunternde Worte. „Ahrweiler ist stark, zusammen sind wir noch stärker. Ich drücke die Daumen, dass wir gemeinsam durchkommen.“ Und auch ihrem toten Trainer fühlt sie sich bis heute in jedem Training verbunden. „Er ist tief in meinem Herzen. Er ist immer mitgefahren“, sagte Funk. „Und er gibt mir immer noch meine Tipps“ – was für eine starke Frau.
Die letzte gute Nachricht dieser Woche ist für das Scheitern der größten Erbschleicherei des Boxsports. Schwergewichtsboxer Youness Balla wollte es im Achtelfinale bei Olympia wie Boxlegende Mike Tyson machen, der seinem Gegner Evander Holyfield in einem unvergessenen Moment der Boxgeschichte ein Stück vom Ohr abbiss. Aber so stümperhaft wie es der 22-jährige Baalla machte, wird er keinen Platz in der Boxgeschichte finden. Baala rutschte bei seinem Versuch ab, vermutlich, weil er einen Mundschutz trug. Außerdem war sein Gegner David Nyika so verschwitzt, dass der Bissversuch auch deshalb eine Rutschpartie wurde. Am Ende verlor Balla den Kampf – vielleicht guckt er sich von Tyson statt der Beißtechnik das nächste Mal lieber die Kampftechnik ab.
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