Wenn du der Angstgegner eines Schachgenies bist, was bist du dann eigentlich? Ein Schachübergenie? Ein Schachgott womöglich? Hoffentlich quält sich Jan-Krzystof Duda nicht mit so abgehobenen Fragen. Aber der 23 Jahre alte Pole hat es mit seinem erneuten Sieg gegen den 30 Jahre alten norwegischen Schachweltmeister Magnus Carlsen wirklich auf eine besondere Ebene geschafft. 2020 beendete Duda die 125 Partien dauernde Rekordserie von Carlsen ohne Niederlage in einer Schachpartie. Nun verhinderte Duda im Weltcup-Halbfinale im russischen Sotschi, dass Carlsen endlich das einzige wichtige Turnier gewinnen konnte, das er noch nicht gewonnen hat. Carlsen glaubt ja, dass er trotz der Pleite Fortschritte gemacht hat. Wir hingegen glauben, dass er schon jetzt kaum noch in den Schlaf findet, wenn er an ein hoffentlich bald kommendes Weltmeisterschaftsduell mit Duda denkt.
Hamburg, meine Perle: Wir hätten uns ja Lotto King Karl und seine Hymne erhofft, als Hamburgs Innensenator Andy Grote und Bürgermeister Peter Tschentscher Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev im Phönixsaal des Rathauses empfingen. Aber für Pathos sorgte dann Zverev an Stelle des hanseatischen Bänkelsängers. „Die Goldmedaille gehört nicht nur mir, sondern der ganzen Stadt Hamburg“, sagte der 24-Jährige. Von der manchmal etwas kühlen Distanziertheit Zverevs war da nichts mehr zu spüren. Aber vielleicht hätte Lotto King Karl doch engagiert werden sollen. Als Tschentscher sagte, „von Hamburg aus hat er seinen Weg in das Weltklasse-Tennis gemacht“ hätte der flankierend seine Liedzeile, „bist meine Stadt, bist mein Leben“ vor sich hin säuseln können. Vielleicht beim nächsten Gold…
Noch einmal mit den alten Kumpels kicken, bei einer Kiste Bier dann nach dem Abpfiff über den entscheidenden Pass zu Sieg oder Niederlage diskutieren und am Ende kaputt, aber zufrieden mit dem Fahrrad nach Hause fahren: Die Bender-Zwillinge Lars und Sven gehen nach ihrer äußerst erfolgreichen Profikarriere diesem Wochenendalltag der Hobbykicker nach. Direkt nach ihrer letzten Saison in der Bundesliga schlossen sich Lars (früher Bayer Leverkusen und 19-facher Nationalspieler) und Sven (lange Borussia Dortmund, dann auch Bayer Leverkusen, 7-facher Nationalspieler) dem TSV Brannenburg in der oberbayerischen Kreisklasse an. Mit 5:2 gewannen die Benders mit dem Club ihrer Jugend ihr Startspiel gegen den ASV Flintsbach. Doch während ihr Trainer schon von künftigen Siegen träumend erklärte, „eine einmalige Aktion war das nicht“, dürften die Benders vor allem zufrieden gegrinst haben. Nach einer Karriere mit vielen Höhen, aber auch vielen Verletzungen konnten sie einfach mal wieder mit Kumpels ihrer Jugend kicken – war das nicht das, woraus Fußball entstanden ist?
Der Tod des früheren Nationaltorwarts Robert Enke hinterließ eine große Leere. Aber seine Witwe Teresa tut alles dafür, dass dieser Tod nicht sinnlos bleibt. Nun dankte FIFA-Präsident Gianni Infantino Teresa Enke ausdrücklich, als er Montag eine neue Kampagne des Weltfußballverbands vorstellte. Mit dieser Kampagne will die FIFA auf psychische Erkrankungen aufmerksam machen und Betroffene solcher Erkrankungen ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Die Kampagne läuft global – sie wird von der Weltgesundheitsorganisation genauso wie vom südostaseeatischen Staatenbund Asean unterstützt, der frühere brasilianische Weltmeister-Kapitän Cafu ist einer der Botschafter.
Als Konkurrenten im Sport haben sie dem anderen bisher keinen Zentimeter Vorsprung gegönnt, in ihrem gesellschaftlichen Engagement sind die mehrfachen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Sebastian Vettel dagegen gemeinsam auf einer Linie. „Bin superstolz auf den Kerl“ schrieb Hamilton, nachdem Vettel beim Formel 1-Rennen in Ungarn ein T-Shirt in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „Same Love“ getragen hatte. Der 34-jährige Vettel protestierte so gegen die ungarische Politik gegenüber der LGBTQ+-Community – „toll, das zu sehen“, reagierte Hamilton. Vettel hatte für seine Aktion eine Verwarnung kassiert. Hamilton kündigte daraufhin an, beim nächsten Rennen das gleiche Shirt anzuziehen. Vielleicht bleiben die Jungs beim nächsten Rennen beim Start einfach stehen und sprühen ihre Boliden in Regenbogenfarben an – das wäre mehr als eine Geste.
Wer ist der beste Freund des Menschen? Genau. Der Hund. Es ist einfach lustig, schön, berührend, wie Radprofi Simon Geschke am Freiburger Hauptbahnhof von seiner – noch nicht ausgewachsenen – französischen Bulldogge begrüßt wurde. Die Schmuserei, das Umschubsen, die schlichte Hundeliebe hat sich Geschke auch wirklich mehr als verdient. Fast sechs Wochen war der Radprofi nicht Zuhause. Er flog direkt von der Tour de France zu den Olympischen Spielen nach Tokio. Doch dummerweise durfte der 35-Jährige dort nicht starten, weil er in eine Corona-Quarantäne musste. Wie sein Videoclip zeigt, war nicht nur Geschke froh, dass der Trip dann irgendwann endete.
Gratulation Bruno Rosetti – toll, dass du ohne Teilnahme am Finalrennen eine Medaille bei den Olympischen Spielen gewinnen konntest. Doch bitte sei nicht nur der erste, sondern bleibe der einzige Olympionike in der Sportgeschichte, dem diese Ehre zuteil wird! Rosetti war einer der Ruderer des italienischen Ruder-Vierers in Tokio. Er ruderte alle Vorläufe für die Italiener. Wegen eines positiven Coronatests durfte er nicht am Finale teilnehmen. Normalerweise wäre er damit auch von den Medaillen ausgeschlossen gewesen. Aber wegen einer Sonderregelung in der Corona-Pandemie, wonach Athleten nach einem positiven Test anders als gedopte Athleten nicht disqualifiziert werden, sondern als „nicht gestartet“ gewertet werden, bekam der 33-Jährige doch noch seine Bronzemedaille. „Ich bin sehr froh darüber. Das zahlt mir gewissermaßen etwas zurück“, sagte Rosetti. Wir wären froh, wenn bei den nächsten Olympischen Spielen 2024 in Paris die Sonderregel wieder gestrichen werden kann. Auf Nimmerwiedersehen Corona-Pandemie, nicht wahr?
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