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stephan sorkin/Unsplash.com
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Sportbusiness/18.09.2023

Outdoor 4.0: KI und Virtual Reality für die Brand der Zukunft

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#TechForGood – das gilt eindeutig auch für die Textilindustrie. Ob bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, der Abbau von Überproduktion oder Abfallvermeidung, Daten sind die treibende Kraft. Wir verraten, wie die Zukunftstechnologien VR und KI Outdoorbrands aufs nächste Level heben.

Zu erkennen, was der nächste Schritt sein wird, Best Practices auszutauschen, starke Partnerschaften aufzubauen und wichtige Informationen zu schützen, wird für einige Brands überlebenswichtig werden. Vom Design bis zur Produktion, vom Marketing bis zu den Logistik- und Vertriebskanälen, durch intelligente Technologien werden sich Unternehmen mittelfristig radikal verändern. 

„58% der Führungskräfte weltweit stimmen zu, dass ihre Teams seit der Implementierung von KI-Lösungen sowohl die Effizienz als auch die Qualität von Entscheidungen verbessert haben.”MIT SLOAN Management Review, basierend auf einer globalen Branchenstudie

Von der Generierung von Inhalten, Bilderkennung, Design-Empfehlungen, Modellierung und Simulation, Messung der Produktleistung (LCA und Rückverfolgbarkeit) bis hin zur Analyse der Nutzererfahrung sind KI-Tools für die gesamte Wertschöpfungskette verfügbar. Wie können sie helfen, die Herausforderungen der Branche zu lösen?

Allgemeine künstliche Intelligenz und virtuelle Realität

Laut Open AI „bezieht sich Künstliche Intelligenz (KI) auf den Bereich der Informatik, der es zum Ziel hat, Maschinen zu erschaffen, die in der Lage sind, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Sie basiert auf Algorithmen und mathematischen Modellen, die es Maschinen ermöglichen, Daten zu analysieren, Muster zu erkennen und sich an neue Situationen anzupassen. AGI (Artificial General Intelligence) hingegen zielt darauf ab, eine vielseitige, anpassungsfähige Intelligenz zu entwickeln, die in einer Vielzahl von Bereichen hervorragende Leistungen erbringen kann. Sie ist in der Lage, neue Fähigkeiten zu erlernen, sich an ungewohnte Situationen anzupassen und komplexe Probleme auf ähnliche Weise wie ein Mensch zu lösen.” 

„Allgemeine künstliche Intelligenz ist immer noch ein sich entwickelnder Bereich. Es gibt noch kein KI-System, das die allgemeine Intelligenz und Autonomie des Menschen vollständig nachbilden kann.” – Open AI zu ChatGPT

Kurz gesagt: Künstliche Intelligenz versucht, bestimmte kognitive Fähigkeiten des Menschen nachzuahmen, damit Maschinen Aufgaben smart ausführen können. Die virtuelle Realität (VR) wird durch KI so definiert: „Eine Technologie, die eine immersive und interaktive Computersimulation schafft, in der der Benutzer in eine imaginäre oder erweiterte Umgebung eintauchen und mit ihr interagieren kann.” Meistens wird ein spezielles Headset oder ein Visualisierungsgerät verwendet, um Nutzer*innen eine multisensorische Erfahrung zu ermöglichen. Das Ziel der virtuellen Realität ist es, den Nutzer*innen Erfahrungen zu vermitteln, die real erscheinen, aber in Wirklichkeit computergeneriert sind. Während KI Entscheidungsprozesse künstlich nachbildet, stimuliert VR einen oder mehrere Sinne, um eine Wahrnehmung, einen Prozess, den Zugang oder die Ausübung einer Sportart zu verbessern. Einige Städte, die auf sportliche Aktivitäten im Freien setzen, haben diese Technologie schon aufgegriffen. Die Stadt Sallanches in den französischen Alpen nutzt für ihre Werbekampagnen für Outdoor-Aktivitäten (Paragliding, Via Corda und Wassersport) zum Beispiel Virtual Reality – eine Möglichkeit für Menschen, die keinen Zugang zu dieser Landschaft haben, in sie einzutauchen. Und das ganz ohne CO2-Impact.

„KI könnte die Wirtschaftsleistung der Mode- und Luxusindustrie in den nächsten drei bis fünf Jahren um 150 auf 275 Milliarden Dollar steigern.”McKinsey-Bericht 2023 „Generative AI unlocking the future of fashion"

KI als Designer

KI-Tools können jetzt schon mit einigen Vorgaben automatisch visuelle Inhalte wie Bilder, Grafiken oder 3D-Modelle erzeugen. Vor allem im Produktdesign hat sich die Technologie schon etabliert. Innovative Designer*innen setzen bereits auf digitales sowie 2D- oder 3D-Zeichnen für computergestütztes Design (CAD), dessen Weltmarktführer Adobe™ bleibt. 

Einige KI-Tools verwenden Empfehlungsalgorithmen, um auf der Grundlage von persönlichen Präferenzen oder anderen Kriterien Designelemente oder visuell ansprechende Kombinationen vorzuschlagen. Das können zum Beispiel die Designsysteme Dall E™ und Ca.la™. Dall E™ wurde ebenso wie ChatGPT von OpenAI entwickelt und is KI-basiert. Ca.la™ ist die erste mobile Anwendung für die Modeindustrie, die es Unternehmen jeder Größe ermöglicht, aus der Ferne mit ihren globalen Lieferant*innen zusammenzuarbeiten. Das Tool wurde als skalierbare Plattform konzipiert, die die Automatisierung und Optimierung der Produktionskette ermöglicht. Auch der Austausch mit Kolleg*innen ist über die App möglich. Bei Dall E™ können Modedesigner*innen detaillierte Textbeschreibungen des Produkts eingeben, und das Tool generiert passende realistische und vielfältige Bilder. 

So können sie verschiedene Design-Ideen ausprobieren, sich an Konzepte annähern und ihre Kreationen visualisieren, noch bevor sie überhaupt physisch realisiert werden. Mit Dall E™ können Teams die generierten Bilder als Grundlage für die weitere Entwicklung des Produkts nutzen. Das kann helfen, neue Ideen zu erforschen und gleichzeitig Daten zu sammeln, die als Proof of Concept dienen. Für Designer*innen, Produktmanager*innen und Entwickler*innen eröffnet sich eine neue Welt!

Collabs der Zukunft mit KI

KI kann sich auch anhand von Schlüsselwörtern und Markennamen Kollaborationen ausdenken, die es eigentlich gar nicht gibt. So entstehen unerwartete Ideen. Str4ngeThing, einer der angesagtesten Instagram-Account für KI-Kunst und Design, hat sich mit seinem Konzept „The Birth of Venus” einen Namen gemacht. Der Künstler nutzt KI-basierte generative Bild- und Designtools, um konzeptionelle Werke zu schaffen, die Epochen, Marken und Stile miteinander komibinieren, wie einen von Nike™ inspirierten Damen-Trainingsanzug mit architektonischem Cape, der eine starke Anlehnung an die Renaissance hat. 

„Ich nutze künstliche Intelligenz als leistungsstarkes Werkzeug, um die Grenzen von Modedesign und Technologie zu erweitern. Mit meiner Arbeit möchte ich die Modebranche durch KI-generierte Kunst und Inspiration neu definieren.”Str4ngeThing

Vor einigen Monaten sorgte eine fiktive Zusammenarbeit zwischen Ikea™ und Patagonia™ für Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken. Sie wurde mit Midjourney™ erstellt und brachte die DNA beider Marken zusammen. So entstanden Campingausrüstung und Outdoor-Möbel, zum Beispiel ein Campingsitz, Lampen und ein Rucksack. Und ist es so undenkbar, dass beide Brands eines Tages wirklich einmal gemeinsam eine Kollektion umweltfreundlicher Outdoor-Accessoires und -Möbel entwerfen?

KI in der Produktentwicklung

KI kann auch bei Designkonzepten und Modellbau zum Einsatz kommen. Mithilfe von KI werden virtuelle Simulationen erstellt, um diese zu bewerten. So können Designer*innen verschiedene Optionen ausprobieren, Ergebnisse vorhersagen und ihre Kreationen optimieren, bevor sie in Produktion gehen. Und Modellbauer*innen können verschiedene Materialien, Volumina, Transparenzstufen und Farben testen. Einige 3D-Designprogramme, in denen KI zum Einsatz kommt, simulieren Körperhaltungen, die Menschen beim Sport einnehmen, sodass Designer*innen direkt den Fokus auf besonders wichtige und kritische Bereiche des Produkts legen können. Die Marke Schoeffel™ zum Beispiel verwendet 4D-KI-Tools, um Körper abzubilden, was das Design bestimmter Produkte wie technischer Ski- oder Fahrradunterwäsche erleichtert.

Da die Markteinführung der Apple™ Vision Pro Goggle durch den amerikanischen Tech-Giganten bevorsteht, gehen einige Outdoor-Brands noch einen Schritt weiter und positionieren sich ebenfalls auf dem Markt für technische Innovationen. Die erste Augmented-Reality-Skibrille wurde von Sirius™ auf den Markt gebracht. Das Produkt liefert Informationen, die das Skifahren bei verschiedenen Wetterbedingungen, Geschwindigkeiten, Höhen oder Höhenunterschieden unterstützen und leiten. Die Brand Athos Era™ ebnet währenddessen den Weg für einen maßgeschneiderten, 3D-gedruckten Kletterschuh, der auf Grundlage von Fuß-Scans hergestellt wird.

KI beim Pricing und für ein besseres Nutzererlebnis

Generated Pricing und Dynamic Pricing sind Ansätze zur Preisgestaltung, die auf dem Einsatz von KI beruhen. Ziel ist es, Preise zu optimieren. Dazu werden generative Modelle verwendet, um eine Vielzahl von Einflussfaktorek (Land, Zeit, Kanal etc.) zu analysieren und dafür die effektivste Preisstrategie zu finden. 

Einige Brands, darunter auch Telfar™, nutzen sie ähnlich wie bei Auktionen, um den Preis je nach Beliebtheit und Absatz zu erhöhen oder zu senken. Bei Telfar spricht man von „Gaming Pricing”, da der endgültige Preis festgelegt wird, wenn das Gegenstück verkauft ist. Dies ermöglicht es der Marke, eine Vorabschätzung vorzunehmen und den besten Preis festzulegen – wie es auch bei Hotelbuchungsseiten der Fall ist. KI-Tools können auch Nutzungsdaten und Nutzerverhalten analysieren, um Muster und Trends zu erkennen. Diese Informationen helfen Designer*innen, zu verstehen, wie die Benutzerfreundlichkeit verbessert werden kann, und datengesteuerte Entscheidungen zu treffen.

Ist KI schon soweit?

Auch in den Bereichen Design, Sourcing und Marketing bieten KI-Tools spannende Möglichkeiten für Expert*innen. Indem sie dabei helfen, die Qualität ihrer Entwürfe und strategischen Entscheidungen zu verbessern, werden diese Bereiche künftig auch von Datenmanagement und Risikoprognosen profitieren.

Wenn KI klug und unter den richtigen Bedingungen eingesetzt wird, ist sie ein Transformator, der auf riesige Datenmengen trainiert ist. Allerdings gibt es noch viele Grauzonen. Können wir ethische und moralische Regeln in die Tools einbauen? Wie gut sind sie vorbereitet? Wie hoch ist die Zuverlässigkeit? Kann sie kulturelle und zeitliche Rahmenbedingungen berücksichtigen? Was ist überhaupt „ästhetisch” oder „schön” für eine KI? 

„In unserem Rückverfolgbarkeitstool steht die KI im Dienste der Geschäftsintelligenz. Wir schlagen vor, die Einbindung der Nutzer in den Rückverfolgbarkeitsprozess zu optimieren. Durch das Vorausfüllen von Daten wird die Plattform benutzerfreundlicher, insbesondere für Lieferanten.“ – Laura Bréband, Mitbegründerin von Trace for good 

Die Grenzen von KI

Wie beim Mythos des grünen Wachstums und um einen gewissen Tech-Solutionismus zu vermeiden, muss man sich der Grenzen und möglichen Drifts oder Rebound-Effekte eines Systems bewusst sein.

Je nach Use Case, Land und Gesetzgebung werden KI- und VR-Lösungen gefördert oder gehemmt. Noch sind nicht alle Brands für solche Veränderungen bereit und passen ihre Wertschöpfungskette und ihre Verkaufsmethoden an. Für einige Produkte und Marken ist es besonders komplex, sich dorthin zu entwickeln. Der erste Schritt ist oft die Rückverfolgbarkeit 3.0 und eine moderne E-Commerce-Lösung. Künstliche Intelligenz, die bereits sehr präsent ist, wird in naher Zukunft vollständig integriert werden. In welchem ethischen Rahmen und unter welcher Gesetzgebung, muss aber noch festgelegt werden. Eins steht fest: Daten sind auf dem Vormarsch und darauf sollte man vorbereitet sein.

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