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Person schaut sich bunte Outdoor-Jacke auf der ISPO 2024 an
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04.08.2025

KI-Sales-Agenten: Wie du mit digitalen Vertriebs-Kräften startest

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Das Design von KI-Agenten ist ein junges, wachsendes Feld. Wie könntest du deine erste digitale Kraft einführen? Wir haben uns für dich umgehört, was KI-Kräfte bringen könnten, zum Beispiel im Sales. Was eine berufsbegleitende KI-Akademien dazu schult. Und welche Erfahrungen ein Anbieter von KI-Kollegen macht.

Mehr über den technische Innovation im Sportsbusiness, wie demvielfältigen Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Sportbranche, erfährst du auf der ISPO 2025. Hier kommen Start-ups, Technologieanbieter, Brands, Retailer und Entscheider*innen zusammen präsentieren ihre innovativen Lösungen. Vom 30. NOV. – 02. DEZ. in München.

Es ist die vierte Stufe der Interaktion mit der Künstlichen Intelligenz. Haben wir uns zunächst mit einem Large Language Model unterhalten, später gezielt gepromptet, es irgendwann automatisiert (über Tools wie  make.com oder n8n.com) stehen nun die ersten autonomen KI-Mitarbeiter bereit.

Und es sollen täglich mehr werden. Eine mehr als wahrscheinliche Szene aus der zukünftigen Arbeitswelt: Jede und jeder von uns wird früher oder später mit mindestens einem KI-Kollegen zusammenarbeiten. Zumindest ist das eine Schlussfolgerung, die aus der Microsoft Work Trend Index 2025-Studie folgt. Denn diese zeigt:

  • Digitale Arbeitskräfte kommen: Drei von vier deutschen Führungskräften planen, bis Ende 2026 KI-Agenten in ihr Unternehmen zu integrieren.
  • Viele werden Agenten führen: Knapp 40% der Manager*innen erwarten, dass ihre Mitarbeitenden bis 2030 KI-Agenten erstellen, delegieren und managen.
  • KI-Pioniere sind optimistischer: In Unternehmen, die KI bereits nutzen, sehen rund 70 % der Mitarbeiter ihre wirtschaftliche Situation positiv – im Vergleich zu 35 % in anderen europäischen Firmen.

Wie Automatisierungen oder Agenten helfen, zeigt ein Beispiel aus dem Bereich “Sales”: Laut einer Studie von HubSpot (2024) nutzen Sales-Kolleg*innen nur ein Drittel ihrer Zeit, um dem Kern ihrer Arbeit nachzugehen: ein Produkt zu verkaufen. Wer KI-Tools einsetzt, um Verwaltungsaufgaben abzugeben, kann zwei Stunden pro Tag sparen bzw. diese einsetzen, “um mit Kund*innen in Kontakt zu treten, Beziehungen aufzubauen, die Pipeline voranzutreiben und natürlich, um mehr Geschäfte abzuschließen”, wie die Autor*innen schreiben.

KI-Akademie-Leiter Dominic von Proeck über kulturverändernde KI-Agenten: “KI-Helga rekrutiert neue Agenten”

Dominic vermittelt Skills. Seit Ende 2023 bietet seine Online-Akademie berufsbegleitend Aus- und Fortbildung zum Umgang und zum Einsatz von KI an. Bald erweitert “Leaders of AI” sein bisheriges Angebot namens Master of Business with AI (MBAI) um ein Programm zu KI-Agenten: Wer dort AI Integration Specialist wird, soll Multiagenten-Systeme ohne eine Zeile Code in Unternehmen integrieren können. Seine Teilnehmenden kommen aus allen Branchen.

Doch auch Agenten brauchen Onboardings. Dominic von Proeck, Gründer von Leaders of AI erklärt: 

Das spannendste ist, einen Agenten so weit zu justieren, bis er ein ernsthaftes Mitglied in Deinem Team werden kann. 

Grafik Erkenntnisse: Sales Trends Report
Es gibt viele Gründe, KI-Tools in den Salesprozess zu integrieren.
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Hubspot: Sales Trend Report 2024

ISPO.com: Du hast vor kurzem vor einem Arbeitgeberforum gesprochen. Eine Essenz daraus: “Unabhängig von der Position: Wir müssen im KI-Zeitalter alle anfangen, Führungskräfte zu werden.” Warum gilt das für jeden Job, auch im Sportsretail?

Dominic von Proeck: Wir haben eine geopolitisch angespannte Lage und gleichzeitig einen grassierenden Fachkräftemangel. Allein durch den Weggang der Babyboomer fehlen in den nächsten fünf Jahren rund sieben Millionen Arbeitskräfte in Deutschland. Wer beginnt, mit KI-Assistenten zu arbeiten, bekommt Führungsaufgaben. Ich muss Arbeitsaufträge formulieren, eine Vision entwickeln, Fehler korrigieren. Das ist immer Führung, ob im Vertrieb, in der Buchhaltung oder im Marketing.

Ihr verfolgt im eigenen Unternehmen die Philosophie: Maximal sieben Mitarbeitende, solange ihr unter zehn Millionen Euro Umsatz bleibt. Der Rest sind Agenten. Wie funktioniert das?

Unsere Zielgröße ist, dass jede Person 1,5 Millionen Euro Umsatz verantwortet. Heute arbeiten bei uns 32 KI-Kollegen. Fred hat Zugang zu meinen E-Mails; er schreibt mir erste Antwortversionen, Lea sichert internes Wissen, Jürgen ist unser Content-Marketing-Chef, Helga rekrutiert neue Agenten.

Dominic von Proeck, Gründer von Leaders of AI, im gelben Anzug vor KI-Hintergrund.
Dominic von Proeck, Gründer von Leaders of AI, zeigt Chancen sich aus KI-Sales Agenten für Sales ergeben.
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Leaders of AI

Welche Erfahrungen macht ihr mit den digitalen KI-Mitstreitern?

Wie wertschätzend und zielführend die KIs interagieren. Wir haben Agenten eingeführt, die andere KIs anleiten. Jürgen verteilt Aufgaben oder Feedback auf Augenhöhe in einer Art, die jedes Führungskräfteseminar verbessern würde. Das Zweite, was für uns neu ist: Wir haben für KI-Rekrutiererin Helga ein eigenes Assessment-Center entwickelt. Dort durchlaufen neue KI-Assistenten Tests. Die werden 1000 Mal von anderen KIs gehackt: Wie sicher sind sie, wie gut können sie eine bestimmte Aufgabe wirklich?

Leaders of AI erweitert sein Angebot demnächst um Skills zu KI-Agenten. Was kann ich nach der Ausbildung im Umgang mit Agenten, wenn ich mit Bestnote bei euch bestehe?

Wir haben festgestellt, dass Transformation von innen erfolgt. Du lernst daher erstmal selbst, Teams aus solchen KI-Assistenten aufzubauen. Du verstehst, wie Automatisierung funktioniert, wie du KI-Assistenten briefst und kannst Dienstleister besser einschätzen. Viele lernen wieder, selbst operativ zu denken. Das verändert die Perspektive.

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Ein Beispiel?

Du lernst, zum Beispiel Fred aufzusetzen und zu briefen. Er ist ein Agent, der Kundentermine vorbereitet, Gesprächsleitfäden erstellt, das CRM pflegt, Follow-ups auslöst. Das Spannendste dabei: Fred im weiteren Verlauf so weit zu justieren, bis er ein ernsthaftes Mitglied in deinem Team werden kann. Dazu helfen wie beim Menschen Feedbackgespräche. Und indem wir implizites Wissen explizit machen. Zum Beispiel über Guidelines oder klaren Prozessdefinitionen.

Als KI aufkam, sprachen viele vom Prompt-Engineers als Beruf der Zukunft. Ist dieser mittlerweile überholt?

Ja. Helga übernimmt heute 70 % der Prompt-Arbeit. Aber du musst noch verstehen, ob das, was sie tut, sinnvoll ist. Die Rolle verschiebt sich in Richtung Supervision.

Welche Business-Cases seht ihr bei Ihren Alumni gerade entstehen?

Wir sehen eine rasante Entwicklung bei Sales- und Marketing-Themen. Jemand hat einen hoch personalisierten Newsletter gebaut. Jede Empfänger, jede Empfängerin wird individuell adressiert. Statt 10.000 Menschen eine Mail zu schicken, sind es nun 10.000 unterschiedliche. Und die KI lernt, sie aktualisiert ihr Wissen über ihre Adressaten ständig weiter. Das ist der jüngste Standard.

Was braucht es, damit diese Art KI-Skills sich auch im Retail verbreiten?

Die Geschäftsführung muss sich zunächst klar positionieren. Wenn ihre Einstellung zu KI positiv ist, in Schritt zwei allen die Sicherheit geben: Wir entlassen nicht. Schließlich würde ich erstmal mit den Mitarbeitenden starten, die Bock auf das Thema haben, nicht unbedingt nur in der IT, sondern vor allem in Fachabteilungen. Diese Multiplikatoren bauen dann eine interne Community auf, die gemeinsam definiert: Was darf und soll eine KI bei uns und was nicht.

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Newsletter der Zukunft, Marketing und Sales mit Multi-Agenten-Systeme: Ihr veranstaltet immer wieder Hackathons, in denen ihr Menschen aller Branchen mit KI-Expert*innen zur KI-Zukunft kompetitiv experimentieren lasst.

Das Leaders Lab ist unsere Forschungsabteilung. Im Zeitalter von KI lebst du davon, dass du verschiedene Expertisen zusammenbringst, weil sich das Feld so rasant entwickelt. Daher haben wir mit Microsoft, Ernst&Young und Virtual Identity dieses Labor erfunden. Die Gefahr ist, dass es bei Prototypen bleibt. Aber: Wir selbst nutzen viele Erkenntnisse aus diesen Events.

Welche zum Beispiel?

Marketing-Jürgen entspringt dem Hackathon zu Multi-Agenten-Systemen. Dort haben wir ermittelt, dass solche Systeme vor allem Potenziale im Content-Marketing bieten: Agenten generieren in Echtzeit zielgruppenspezifische Inhalte, analysieren Stimmungen und orchestrieren kanalübergreifende Markenbotschaften. Und die Frage, die uns im Newsletter-Hackathon am meisten beschäftigt hat: Was kommt nach der Hyperpersonalisierung?

Agenten-Vermieter Niclas Barthélemy über Einsatz digitaler Sales-Kräfte: “Carl bereitet jedes Verkaufsgespräch vor”

Eine KI-Kraft pro Abteilung: So lautet die Vision von Niclas Barthélemy, Gründer von Scoreprise.ai. “Wir begleiten Unternehmen bei der Integration von KI und schaffen KI-Mitarbeiter." Ein Beispiel aus dem Sales: Das Start-up entwickelt und vermietet digitale Kollegen, die eigenständig Prozesse übernehmen: Sie recherchieren Leads, bereiten Erstgespräche vor, pflegen das CRM. Die monatliche Lizenz pro KI-Kopf: 950 Euro. Scoreprise nennt seinen KI-Sales-Profi Carl. Niclas erklärt: : “Unser KI-Carl recherchiert Leads, bereitet Erstgespräche vor, antizipiert Einwände und schlägt passende Reaktionen vor.”

Portrait von Niclas Barthélemy, Gründer von Scoreprise.ai
Niclas Barthélemy, Gründer von Scoreprise.ai, erklärt wie KI zu echten Sales Assistants werden kann.
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Scoreprise.ai

ISPO.com: Wie können zum Beispiel Retailer Carl nutzen?

Niclas Barthélemy: Er kann gezielt neue Brands recherchieren, abgestimmt auf bisherige Partner, Preisklassen und Zielgruppen. Er durchforstet Webseiten, Instagram-Profile, Handelsregister oder Marktplätze. Ein Beispiel: Für einen Sneaker-Store könnte Carl Marken suchen, die kürzlich Expansionen in Europa angekündigt haben, vielleicht via Influencer-Kampagnen im DACH-Raum. Seine Vorschläge übergibt er priorisiert an den Menschen.

Erklär uns, wie Carl vorgeht.

Carl scannt öffentlich zugängliche Datenquellen, z.B. Website-Quelltexte, Firmenregister, LinkedIn über eigens konfigurierte Scraper. Er priorisiert die Treffer nach mit dem Kunden definierten Faktoren wie Unternehmensgröße, Branche, Sprache auf der Website. Aus den Daten extrahiert Carl Ansprechpartner, zudem formuliert er individuelle Erstansprachen, antizipiert Einwände und schlägt passende Reaktionen vor inklusive einer Tonalität, die dem Kommunikationsstil der Zielperson entspricht.

Sales Assistant Carl von Scoreprise.ai
KI Sales Assistant Carl von Scoreprise.ai bietet einige Vorteile für den Retail.
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Welche Technologie steckt hinter Carl?

Mögliche Tools sind dabei kundeninterne CRM-Systeme und Sales-Tools, die Recherche via Scraper im Internet, auf LinkedIn und anderen Plattformen. Carl arbeitet agil: Er ist keine harte Automatisierung, sondern entscheidet autonom, welches Tool er für seine anstehende Aufgabe nutzen sollte. 

Wo ist Carl bereits im Einsatz?

Ein Beispiel ist die Agentur Hearthunting, die sich auf die Vermittlung von Personal für Logistikunternehmen spezialisiert hat. Carl analysiert dort regelmäßig, welche Firmen auf StepStone oder Indeed aktiv nach Fahrern suchen, ein klares Indiz für akuten Personalbedarf. Das war früher Handarbeit: Mitarbeiter*innen klickten sich durch Suchportale, um potenzielle Kund*innen zu identifizieren. Heute übernimmt Carl diese Recherche. Das spart viel Zeit. 

Wie passt ihr Carl auf neue Kund*innen an?

Wir starten mit einem Workshop zur Zielgruppenanalyse das sogenannte ICP (Ideal Customer Profile). Jede*r Kund*in erhält ein Sales Cockpit, in dem er oder sie die Aufgaben und Ergebnisse von Carl transparent nachvollziehen kann. Carl kann zum Beispiel unterschiedliche Gesprächseinstiege simulieren oder für häufige Einwände eigene „Battle Cards“ erzeugen. In der Retail-Adaption könnte das heißen: „Wie positioniere ich eine günstige neue Marke gegenüber meiner Bestandsmarke XY?“

Vorteile AI Agents von Scoreprise.ai
Die KI-Sales Assistants von Scoreprise.ai sorgen für effizientere Arbeitsprozesse.
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Wo stößt Carl an Grenzen?

Immer dort, wo interne Prozesse unklar sind. Ohne definiertes CRM-System, Rollenverteilung und Workflows kann Carl nicht wirksam agieren. Ein Beispiel: Ein*e Kund*in hatte kein System zur Nachverfolgung von Leads. Alle Recherchearbeit von Carl lief ins Leere, weil keine Verantwortlichkeit im Team zugewiesen war. Ein*e andere*r Kund*in hatte noch keine Guidelines für seine Sales-Anfragen.

Was macht ihr in solchen Fällen?

Nicht jede*r hat eine passende Infrastruktur, damit Carl mit der Arbeit beginnen kann. Auch er muss sich in das Unternehmen einfinden. Es dauert in der Regel einen Monat, bis er effektiv arbeitet. In dieser Onboarding-Phase lernt Carl nötiges Wissen und Prozesse. Zudem bieten wir ein KI-Partner-Programm an: Wir beginnen mit einer AI-Potenzialanalyse, die in eine Roadmap für für KI-Integration führt und stehen danach als “COO für AI” an der Seite des Unternehmens, um die KI-Potenziale umzusetzen.

Klar ist: Künstliche Intelligenz bietet weitreichende Chancen für die Sportbranche. ISPO 2025 bietet sowohol die optimale Gelegenheit, weitere Trends und Innovationen aus dem SportsTech-Bereich zu entdecken als auch einem internationalen Publikum zu präsentieren. Sei dabei, wenn Start-ups, Technologieanbieter, Brands, Retailer und Entscheider*innen über die Zukunft sich über die Zukunft von morgen austauschen. Vom 30. NOV. – 02. DEZ. in München.

Drei Learnings über KI-Sales Agenten für dein Sportsbusiness:

  1. KI einführen heißt KI führen: Wer mit KI-Agenten arbeitet, übernimmt automatisch Führungsverantwortung, ganz gleich, ob im Marketing, Vertrieb oder auf der Fläche. Agenten brauchen klare Ziele, Feedback und laufendes Training.
  2. KI ersetzt nicht, sondern entlastet: Vertriebsagenten analysieren Kund*innen, erstellen Gesprächsleitfäden und pflegen CRMs, damit Verkäufer*innen sich auf echten Kontakt fokussieren können.
  3. Jeder KI-Start fängt klein an: Wähle KI-interessierte Mitarbeitende, baue erste Agenten in klar definierten Prozessen und lasse sie wachsen. So entsteht Know-how, das sich skalieren lässt.“