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Eindrücke von Pasang Lhamu Sherpa

LISTICLE | 15.02.2023
Autor:
Sarina Scharpf

Als erste nepalesische Frau kämpfte sich Pasang Lhamu Sherpa auf den Mount Everest. Doch sie kehrte nie wieder heim. Am 22. April 2023 ist es 30 Jahre her, dass der Mount Everest ein besonderes Opfer forderte: eine Kämpferin, ein Mythos, eine Nationalheldin. Wir zeigen dir 6 eindrucksvolle Fakten über die - zu Unrecht – fast unbekannte Pasang Lhamu Sherpa.

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Ihre Nemesis: Der Mount Everest

Pasang Lhamu verfolgte ihre Bergleidenschaft seit dem Jugendalter und bezwang erfolgreich zahlreiche Berge wie den Mount Blanc, den Cho Oyu, den Yalapic oder den Pisang Himal. Doch am meisten verfallen war sie der Chomolungma, der Göttinmutter. Den von den Sherpas so genanntenEverest bestieg sie zum ersten Mal 1990, zwei weitere erfolglose Versuche folgten. Erst am 22. April 1993 gelang es ihr, über den Südsattel und die Südostgratroute den 8850 Meter hohen Gipfel zu erreichen. Doch aus Triumph wurde Tragödie, denn den Abstieg auf den Südgipfel überlebte Pasang nicht.

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Pionierin für Gleichberechtigung

“Men are considered heroic [for climbing] while women are called irresponsible.”

Schon früh wollte es Pasang Lhamu ihren männlichen Familiengliedern gleich tun und die Gipfel der Berge besteigen. Doch für Frauen war dies noch unmöglich, denn aufgrund ihrer Kultur war es ihr vorgegeben, häuslichen Pflichten nachzugehen. Allen Hindernissen zum Trotz – sie hatte keine Schulausbildung genossen und gehörte einer ethnischen sowie religiösen Minderheit – verfolgte Pasang ihren Traum und kämpfte für ihre Rechte als Frau, In einem ihrer letzten Gespräche verriet sie ihrem Bruder, Dorjee Sherpa : “If I can climb Everest – if I can complete my dream – young women can do it too."

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Ein national bekanntes Gesicht

Jedes Kind in Nepal kennt Pasang Lhamu. Nicht nur, weil ihre Geschichte wie ein Mythos über dem Land liegt, sondern auch, weil ihr Gesicht und ihr Name vieles schmückt. Von Briefmarken, über Schulen bis hin zum 117 km langen Pasanglhamu Highway von Trishuli nach Dhunche. In Kathmandu wacht ein lebensgroßes Denkmal über den Ort. Und eine besondere Ehre für die Bergliebhaberin: 1996 wurde sogar offiziell ein Berg, der 7350 hohe Pasang Lhamu Chuli (Jasemba) nach ihr benannt.

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Der Wille versetzt Berge

Der Wille versetzt Berge, oder? Im Fall von Pasang Lhamu auf jeden Fall, denn ironischerweise war die Mount Everest Bezwingerin wohl keine besonders schnelle Bergsteigerin. Bei ihrem ersten Versuch 1990 begleitete sie Marc Barard, einen französischen Bergsteiger, und seine Gruppe. Batard und die weiteren Teams waren sich sicher, dass Pasang zu langsam und nicht stark genug sei, den Gipfel zu erreichen, sodass Batard ihr bei 8.000 m empfahl umzukehren.

Das erregte skandalöse Aufmerksamkeit, denn als Pasang Lhamu zurückkehrte, reichte ihr Ehemann eine formelle Beschwerde beim Tourismusministerium ein, weil ein Ausländer einer nepalesischen Frau nicht erlaubt hat, einen nepalesischen Berg zu besteigen.

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Millionenschweres Erbe

Gemeinsam mit ihrem Mann Lhakpa Sonam gründeten sie ihr eigenes Unternehmen. Benannt nach dem Mount Thamserku, den Lhakpa Sonam bereits bestiegen hatte, riefen sie Nepals größte und erfolgreichste Expeditionsagentur ins Leben – Thamserku-Expedition. Bis heute hilft die Agentur Bergliebhabern auf die höchsten Gipfel der Welt – mit einem Umsatz von 2 Millionen jährlich. So lebt Pasang Lhamus Leidenschaft auch in anderen noch weiter.

Für Lhakpa Sonam steht 2023 ein spannendes Frühjahr bevor. Er hat bereits 6 Gipfel von 7 verschiedenen Kontinenten erklommen und plant, dieses Jahr die Liste mit dem Mount Everest zu vollenden.

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Eine Muse für Bergsteigerinnen

Nachdem Pasang Lhamu Sherpa 1993 den Gipfel des Everest erreicht hatte, inspirierte sie zahlreiche Frauen, vor allem nepalesischen Frauen, es ihr gleichzutun. Eine von ihnen ist Pasang Lhamu Sherpa Akita, die nicht nur die Liebe zum Berg mit der Nationalheldin teilt, sondern sogar nach ihr benannt wurde. Und sie macht ihrem Namen alle Ehre. Mit 19 Jahren wurde sie eine der ersten Schülerinnen des Khumbu Climbing Centers, abolvierte eine formelle Kletterausbildung und wurde die erste weibliche Bergsteigerin in Nepal. 2016 wurde sie von National Geographic zum Adventurer of the Year gekkürt.

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Sarina Scharpf
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