“Die Art und Weise wie wir Probleme lösen, ist das Problem”, sagt Christian Schneidermeier, Präsident der European Outdoor Group (EOG). Langfristige Strategien und komplexe Zieldefinitionen helfen in einer immer volatileren, unsicheren Welt nicht mehr. Von einem Tag auf den anderen können diese obsolet sein, weil sich Rahmenbedingungen unerwartet ändern, wie etwa durch politische Umbrüche, neue gesetzliche Vorgaben oder abrupte Marktveränderungen. Damit trifft Schneidermeier einen Punkt, den viele Nachhaltigkeitsexpert*innen auf dem Summit erwähnen. Wir schauen uns fünf Punkte an, die stattdessen an Relevanz gewinnen.
“Die größte Hürde ist oftmals, die Art wie wir denken”, sagt Eva Karlsson, Gründerin der Outdoormarke Houdini und schlägt damit in dieselbe Denkrichtung wie Schneidermeier. Sie war ein Gründungsmitglied der Innerdevelopment Goals (IDGs), die auch der EOG-Präsident erwähnt. Das Framework “sei intuitiver” als die Sustainable Development Goals (SDGs), es gehe nicht so sehr um das messen von KPIs, vielmehr um einen Wandel des Mindset, der immer verinnerlicht, was das übergeordnetes Ziel ist. So seien die “Möglichkeiten in der Outdoorindustrie auch viel größer als in der Fashionindustrie”, sagt Karlsson. Denn hier gehe es um Erlebnisse und Sinn für die Kund*innen, nicht nur um Garderobe. Die Sustainable Development Goals seien auch nicht falsch, erklärt Schneidermeier, sie müssen nur von den IDGs “unterstützt werden”.
Ändert sich bei Mitarbeitenden die “innere Stimme”, kommt wertegeleitetes Handeln zum Tragen, dann kann sich auch die Kultur im Unternehmen ändern. So kommt der bekannte Satz des Management-Experten Peter Drucker “Culture eats strategy for breakfast” zum Tragen, der auf der Konferenz zu hören ist. Eva Karlsson: “Unsere gemeinsamen Werte sind fundamental für unsere Entscheidungen, damit fühlt sich das Unternehmen manchmal wie eine Familie an.”
Ruth Oberrauch aus der Oberalp-Familie und Gründerin der Marke LaMunt unterstreicht in diesem Zusammenhang nochmal, wie großartig und gleichzeitig integral die Zusammenarbeit in der Outdoorindustrie ist. Auch ein Zeichen dafür, dass die gleichen nachhaltigen Werte über Unternehmensgrenzen hinweg gelebt werden. Dass das nicht zur Beliebigkeit der Marken führen muss, beweist Oberrauch mit ihrem eigenen Unternehmen. So sei das Sustainability Team als Service Provider (vergleichbar mit HR) in der Oberalpgruppe zentral organisiert. Man habe gemeinsame Ziele/Aufgaben, aber jede Marke (u.a. Salewa, Pomoca, Dynafit, LaMunt) gehe das Projekt etwas anders an. Gleichzeitig sei es entlang der Lieferkette auch mit Mitbewerber*innen möglich kollaborativ Veränderungen zu schaffen. Oberrauch: “It is possible to scale circularity in the supply chain."
Auch Antje von Dewitz, Chefin des Familienunternehmens Vaude unterstreicht dies, “die Welt zu retten, ist Teamsport. Es gibt keine andere Industrie die so außerordentlich kollaboriert.”
Gleichzeitig plädiert von Dewitz dafür, für nachhaltige Lösungswege einzustehen – auch politisch. “Unternehmen müssen die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen verstehen, um auch Morgen relevant und resilient zu sein”, sagt sie. Dazu gehört es auch, sich im politischen Prozess einzusetzen, um geeignete Rahmenbedingungen durchzusetzen. Zudem vertrauten die Menschen den Unternehmen, daher sei es eine Pflicht Haltung zu zeigen. Das unterstreicht auch Nina Hajikhanian, General Manager EMEA bei Patagonia: “Wir haben eine Verpflichtung für das einzustehen, von dem wir denken, dass es richtig ist”. Patagonia zeigt dies etwa mit Kampagnen wie „Don’t buy this jacket“, in denen das Unternehmen Konsument*innen zu bewussterem Konsum aufruft – ein klares Statement für nachhaltiges Handeln und gegen Greenwashing.
Dazu gehören insbesondere bei Patagonia sozialer Aktivismus und die Unterstützung von Grassroots-Bewegungen. Hajikhanian sei beispielsweise sehr dankbar, dass die Outdoor-Alliance in den USA, mit der Beteiligung von mehr als 60 Marken, sich gegen den Verkauf von geschütztem, öffentlichem Land wehrt. Auch hier ist Kollaboration in der Branche ein Schlüssel für den Erfolg.
Diese fünf Insights vom Outdoor Impact Summit zeigen klar: Nachhaltigkeit ist kein starrer Plan, sondern ein dynamischer Prozess, der Flexibilität, Werteorientierung, Zusammenarbeit und politische Verantwortung erfordert. Sport- und Outdoor-Brands müssen den Wandel im Denken annehmen, interne Kulturen stärken, über Unternehmensgrenzen hinaus kooperieren und sich aktiv für nachhaltige Rahmenbedingungen einsetzen. Nur so lassen sich echte Fortschritte erzielen und der Sport für kommende Generationen zukunftsfähig gestalten.
ISPO 2025 nimmt diese Herausforderungen auf und bietet mit der Sustainability Solutions Area eine zentrale Plattform für Austausch, Inspiration und konkrete Lösungsansätze. Hier kommen die wichtigsten Akteur*innen der Branche zusammen, um gemeinsam die Zukunft des Sports nachhaltig zu gestalten.
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