Herr Winkler, bitte beschreiben Sie den aktuellen Status des Wintersports in China, vor allem im Vergleich zum Alpenraum.
China ist der mit Abstand größte Wintersport Wachstumsmarkt der Welt und birgt ungeheures Potential! Das Reich der Mitte wird in den kommenden Jahren eine Neudefinition der gewohnten Winterlandschaft erforderlich machen. Durch das ambitionierte Ziel, bis 2022 300 Millionen Chinesen an Schnee- und Eissportarten heranzuführen und durch die nachgelagerten Entwicklungsprogramme, wird China unaufhaltsam zur Wintersport-Nation aufsteigen.
Aber nicht in dem Sinne, wie wir Wintersport-Nation in Europa definieren, oder?
Nein, es ist völlig unerheblich, wie schnell die Chinesen ein gutes Level in den verschiedenen Sportarten erreichen können, ausschlaggeben wird sein, dass eine sehr große Anzahl von Chinesen Zeit und Geld für Wintersport aufbringen wird. Obwohl beispielsweise Skifahren ein Eliten- und Nischensport bleiben wird, steigt das Reich der Mitte mit geschätzten 40 Millionen Skifahrern bis 2022 zur Alpinen Macht auf. Allerdings ist China in vielerlei Hinsicht ein im Aufbau befindlicher Anfängermarkt: Beim Skifahren etwa kämpft man mit drop-out rates von 80 Prozent!
Was sind also die notwendigen nächsten Schritte?
Eine funktionierende Infrastruktur bereitzustellen wird den Chinesen vergleichsweise einfach fallen, die soften Faktoren wie Ausbildung, Service, Verhaltensregeln usw. werden - aufgrund der ungeheuerlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten – eine weit größere Herausforderungen darstellen. Natürlich ist der Alpenraum das Original, der Ursprung und die Qualität. Aber China gehört ganz klar die Zukunft. China wird uns zwingen, den Wintersport neu zu denken!
Warum ist China als neuer Markt für Wintersportunternehmen aus Europa interessant?
China ist aus dreierlei Gründen extrem interessant für Wintersportunternehmen aus Europa: Erstens ist das Wachstum in China! Zweitens ist China unter Zeitdruck, bis zur Olympiade sind es nur noch wenige Jahre! China braucht und sucht starke Partner mit jahrzehntelanger Erfahrung und mutigen Entscheidern. China ist ein Anfängermarkt im Aufbau, da kann man Vieles nochmals neu denken und auch probieren.
Was ist die Rolle von Snowhow China in der Zusammenarbeit von Europa und China?
Wir positionieren Alpine Unternehmen in China! Es nützt wenig, der Beste zu sein, wenn man in China unbekannt oder die Wahrnehmung eine ganz andere ist. Im Reich der Mitte geht es zunächst um die Marktentwicklung, nicht um das Verkaufen. Bzw. sind die smartesten Verkäufer jene, die den Chinesen die Basics des Wintersports näherbringen, sie zum Wintersport ermuntern und ermutigen.
Können Sie hier ein Beispiel nennen?
Wir bieten beispielsweise einen online Ski-Kurs für Chinesen an, welcher den primären Bedarf an Wissensvermittlung deckt, aber gleichzeitig die optimale Präsentationsplattform für unseren Partner-Brands ist. Wir haben eine sehr große online community and Chinesischen Wintersport Fans, welche wir mit Education und Lifestyle News versorgen und dabei unsere Partner positionieren. In sehr naher Zukunft – noch vor Weihnachten – wagen wir uns auch an die physische Ski-Ausbildung und eröffnen in Shanghai den größten Ski-Experience Hub der Welt. Eine Art Fitness-Studio für Ski-Begeisterte oder – wenn man so will – die Driving Range des Wintersprots! Unser Ziel ist es, die größte Ski-Schule der Welt zu werden, online und offline.
Bei Ihrem Vortrag bei „Dein Winter. Dein Sport“ ging es um die Verknüpfung von digital und analog im chinesischen Wintersport – was sind hier Ihre Ansatzpunkte?
Die Chinesen sind so online affine wie kaum ein anderes Volk dieser Welt und verbringen überdurchschnittlich viel Zeit im virtuellen Raum. Es gibt sogenannte Super-Apps, wie beispielsweise WeChat, welche eine Kombination aus What’s up, Facebook, online Account und Kreditkarte darstellen. Daher muss ich China komplett anders denken als den Alpinen Raum.
Inwiefern?
Der Zielgruppen-relevante Chinese hängt an seinem Smartphone und lebt in der Stadt, weit weg von den Bergen, er ist getrieben von Status, welchen er durch Experience in Form von Reisen und Sport zu erlangen glaubt. Diese fundamentalen Unterschiede muss ich verstehen und verinnerlichen, wenn ich in China erfolgreich sein will. Sie können nicht warten, bis der Chinese in die Berge kommt, sondern sie müssen die Berge in die Stadt holen! Nicht umsonst bieten wir online Ski-Kurse auf WeChat und Ski-Ausbildung in den Shopping Malls an.
Um so später auch Kunden für den Wintersport in Europa zu gewinnen?
Wenn die Chinesen erst auf den Geschmack gekommen sind, werden sie auch in den Schnee und später auch in den Alpenraum kommen! Darauf sollten Sie vorbereitet sein, denn nach 2022 wird das Positionierungsgame weitgehend abgeschlossen sein. Wem es in den kommenden vier Jahren nicht gelingt, den Chinesen seine Vorzüge näherzubringen, wird sich sehr schwer tun bzw. tief in die Tasche greifen müssen.
Gibt es Dinge, die der westliche Wintersport auch vom Wintersport in China lernen kann?
Wie in vielen anderen Bereichen kann auch der Wintersport von China lernen: Zum einen braucht es einen ambitionierten Masterplan, welcher auf die nachgelagerten Funktionsebenen runtergebrochen wird. Sollten Sie noch Zweifel an der Entschlossenheit der Chinesen in Sachen Wintersport haben, lesen Sie einfach die offiziellen Dokumente. Wintersport in China ist kein Wunschtraum, sondern klar definiertes Regierungsprogramm.
Also quasi: Wintersport per Gesetz!
An mehr als 5,000 Schulen wird beispielsweise Wintersport bereits in den kommenden Jahren verpflichtendes Lehrfach. Neben dem Masterplan sind die Entschlossenheit, mit der man an die Umsetzung geht und das „kreative Chaos“ mit dem Sachen ausprobiert sicherlich nennenswert.
Mehr über Snowhow China erfahren Sie auf der Homepage des Unternehmens.
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