China/05.11.2019

China wird zum Testfeld für die Individualisierung in der Sportindustrie

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China wird zum Testfeld für die Individualisierung in der Sportindustrie. Das erste Schuh-Modell im Trendsport Trailrunning, das im Geschäft an den Fuß des jeweiligen Kunden angepasst werden kann, wurde in Shanghai gelauncht.

Die Individualisierung von Sportartikeln ist nicht aufzuhalten – hat allerdings auch ihre Grenzen.
Die Individualisierung von Sportartikeln ist nicht aufzuhalten – hat allerdings auch ihre Grenzen.

Neue Trends und eine neue Art der Präsentation passen perfekt zusammen – dachte sich zumindest die Tecnica Group und verlegte die Premiere ihres individualisierbaren Trailrunning-Schuhs in eine Shopping-Mall nach Shanghai. Aus einem Shop von Snow 51 wurde parallel zur ISPO Shanghai die Vorstellung des auf der OutDoor by ISPO ausgezeichneten Modells live in alle Welt gestreamt. Die Zuseher konnten sich gleich im Geschäft in einem 20-Minuten-Verfahren, bei der die Schuhe direkt am Fuß angepasst werden, ihr persönliches Exemplar machen lassen.

China: Besonders offen für neue Produkte

„So kommen wir sofort von B2B zu B2C. Kundenfreundlich und individuell. Und das direkt im Kernmarkt China, wo die Kunden besonders offen für solch neue Produkte sind“, erklärte Remigio Brunelli als China-Chef der Tecnica Group die besondere Aktion. Individualisierung ist einer der großen Trends in der Sportindustrie und der für die gesamte Branche so wichtige, gigantische China-Markt das perfekte Testfeld dafür.

Die immer größer werdende Mittelschicht im „Reich der Mitte“ mit knapp 1,4 Milliarden Einwohnern entdeckt nämlich gerade speziell in den riesigen Megacities den Wert der Natur. Dazu tragen auch die Kampagnen der chinesischen Staatsführung für eine sauberere Umwelt und die Sport-Offensive im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking bei. Über 300 Millionen Chinesen sollen neu für den Winter- und Outdoor-Sport begeistert werden

Da passt ein individualisierbarer Trailrunning-Schuh natürlich perfekt ins Thema. Zumal der durchschnittliche, chinesische Kunde noch nicht so festgelegt wie der in Europa ist und gern mit neuen Produkten experimentiert. Der Anbieter der neuen Schuhe – die es pro Geschlecht in zwei Varianten gibt und die zudem individuell auf die Fußform angepasst werden können – nutzt für die Individualisierung den Know-how-Transfer aus dem Skischuh-Bereich.

„Individualisierung wird immer wichtiger“

Dort sind individualisierbare Produkte längst zum Trend geworden. „Keine Frage, die Individualisierung kommt und wird immer wichtiger. Die Ski-Industrie muss umdenken“, weiß Christian Heise, Produktmanager Boots bei Fischer. Die Marktanteile von kleinen Ski-Firmen, die sich auf die Individualisierung von Brettern spezialisiert haben, wachsen stetig. Ob beim Skifahren oder im Trailrunning, viele Kunden wollen heutzutage das perfekte Produkt für ihre ganz persönlichen Bedürfnisse – einmalig aussehen und sich im Produkt auch noch perfekt wohlfühlen.

Customization: Hoher Preis als Bremse

Allerdings hat der Trend zur Customization von Sportartikeln auch seine Grenzen. Und die liegen vor allem beim im Vergleich hohen Preis. Der Durchschnittspreis für individuelle Skier beträgt etwa 1.000 Euro und ist damit deutlich höher als der für standardmäßige Alpin-Bretter. „Ein 3D-gedruckter Skischuh mit Innenschuh kostet sogar 1.200 Euro“, verrät Heise. Auch der nur etwa 300 Gramm schwere neue Trailrunning-Schuh ist mit Preisen im Bereich von 200 Euro inklusive Individualisierung nicht gerade billig.

Von B2B zu B2C - kundenfreundlich und individuell soll die besondere Aktion der Tecnica Group lauten.
Von B2B zu B2C - kundenfreundlich und individuell soll die besondere Aktion der Tecnica Group lauten.
Bildcredit:
Tecninca Group

Grenzen der Individualisierung in der Sport-Industrie

„Genau der Preis schränkt auch die die Ausweitung der Individualisierung in der Sportindustrie ein. Im High-End-Bereich wird es definitiv zum Standard werden, aber es wird auch künftig billige Einsteiger-Modelle ohne Customization geben“, weiß Brunelli. Er erwartet im Trailrunning-Bereich und ähnlichen Branchen in der Zukunft eine vergleichbare Entwicklung wie in der Ski-Industrie im letzten Jahrzehnt: Eine immer präzisere Customization mit zunehmend mehr Optionen. „Aber keine 100-prozentige Individualisierung. Schon aus finanziellen Gründen“, so Brunelli. 

Zumindest in China ist das Interesse an den neuen, individualisierten Produkten jedenfalls sehr groß. Brunelli: „Viele Kunden hier sind nicht so festgelegt und wollen die neuesten Innovationen testen.“ Dazu sind die modernen Shops als echte Erlebnisbereiche gestaltet. Während der neue, individualisierbare Trailrunning-Schuh vorgestellt wurde, übten sich nebenan auf dem „magischen Teppich“ Leute im Skifahren – natürlich auf Wunsch mit persönlich angepassten Skischuhen.

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