Running/17.02.2021

Marktforscher: So nachhaltig ist der Lauf-Boom in Deutschland

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Für Dietmar Brandl war das Running-Segment im Jahr der Pandemie eine „positive Ausnahme“. Nach der Krise werden die Menschen aber wieder in ihre gewohnten Sportarten zurückkehren, vermutet der Marktforscher.

Urban Running auf der Münchner Hackerbrücke: Veronika Weiss mit der Xpulsor von Adidas Sport Eyewear.
Der Lauf-Sektor ist in Deutschland 2020 weiter gewachsen.

Kaum jemand kennt die harten Zahlen des internationalen Running-Markts so gut wie Dietmar Brandl. Der Marktforscher der NPD Group Deutschland in Nürnberg hat auch das Jahr 2020 analysiert – und präsentierte auf dem Laufsymposium der ISPO Munich Online erfreuliche Fakten aus der Szene.

Laufen positive Ausnahme im Corona-Jahr

Die gute Nachricht: „Der deutsche Running-Markt wächst und ist eine positive Ausnahme im umkämpften Sportmarkt.“ Neben Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien gehörte Deutschland auch 2020 zu den „Big Five“ in Europa – mit einem Anteil von 29 Prozent. „Den Verlust aus dem ersten Lockdown im Frühjahr hat der Laufschuh-Bereich im Sommer schnell kompensieren können“, so Brandl. „Das Segment Running-Bekleidung konnte sogar um eine zweistellige Zahl wachsen.“

Während die Bereiche „Freizeit“, „Outdoor“ und „Fußball“ im Vergleich zum Vorjahr teilweise zweistellige Verluste einfuhren, legte der Running-Sektor in Deutschland 2020 um 18 Prozent zu. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass im Corona-Jahr viele mit dem Laufen anfingen, während beispielsweise Fußballtraining monatelang verboten war.

Mehr Sport – weil nichts anderes möglich war

Insgesamt machen die Menschen in Deutschland wegen der Corona-Pandemie mehr Sport als vorher, fand Marktforscher Brandl heraus: „Während vor dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 nur 24 Prozent dreimal oder öfter pro Woche Sport trieben, stieg dieser Wert in den folgenden Monaten auf 30 Prozent an. Vor dem Lockdown machten 30 Prozent gar keinen Sport, heute sind nur 21 Prozent inaktiv.

Im März und April sank der Verkauf von Laufschuhen und Laufbekleidung natürlich spürbar – weil Läufer beides nur noch online kaufen konnten. „Sobald die Ladentüren im Mai aber wieder geöffnet waren, begann sich der Laufmarkt zu erholen. Vor allem das Segment Bekleidung wuchs für den Rest des Jahres immer weiter“, erklärt Brandl. Welche Sportschuhe die Menschen im Sommer kauften, zeige aber auch, dass sie „nach dem Lockdown wieder in ihre gewohnten Sportarten zurückgingen“: Im Mai stieg der Verkauf von Fußball- und Outdoorschuhen wieder an.

Die Top Fünf der beliebtesten Laufschuhe

Im Laufschuhbereich wurde die Liste der beliebtesten Schuhe im Vergleich zum Vorjahr durcheinandergewirbelt: Der On „Cloud“ eroberte nach Platz drei 2019 ein Jahr später den Spitzenrang, gefolgt vom Brooks „Ghost“, der 2019 noch Fünfter war. Vorjahresspitzenreiter Nike „Free“ hat es 2020 nicht einmal mehr unter die Top Fünf geschafft, stattdessen rutschte der „GT 2000“ von Asics in das Ranking der beliebtesten Schuhe für Läufer:

  1. On „Cloud“
  2. Brooks „Ghost“
  3. Asics „Gel Cumulus“
  4. Adidas „Ultra Boost“
  5. Asics „GT 2000“

„Insgesamt war der Laufschuhmarkt 2020 nicht mehr so lifestylig wie 2019, als Nikes Free das Ranking anführte“, so Brandl.

Großer Gewinner der Branche: Trailrunning

Der große Gewinner der Laufbranche war 2020 das Trailrunning-Segment: Während 2019 noch 18 Prozent der Schuhe, die über die Ladentheke gingen, Trailschuhe waren, wuchs der Anteil 2020 auf 21 Prozent und ist damit so groß wie noch nie. „Im Stability-Bereich gab es ein kleines Comeback, der wuchs von 16 auf immerhin 17 Prozent“, ergänzt Brandl. Schuhe die in die Kategorie „neue Konzepte“ fallen, waren 2020 kaum noch gefragt. Ob die Corona-Krise etwas mit dem Trail-Boom zu tun hat oder Offroad-Laufen schon vorher als Trend abzeichnete, ist unklar.

Wie zu erwarten, erfuhr der Online-Handel im Corona-Jahr 2020 einen Boom: Sein Anteil stieg von 29 Prozent im Vorjahr auf 36 Prozent. Während des ersten Lockdowns im März und April 2020 lang der Marktanteil sogar bei 58 Prozent. Im Sommer dann stürmten die Läufer wieder in die Läden: 70 Prozent der Laufware wurde in Geschäften verkauft.

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