Die Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben direkte Auswirkungen auf den Boardsportfachhandel. „Momentan läuft nur das, was man auch machen darf – bei uns also Skateboards, insbesondere Cruiser“, berichtet Ricardo Friesen vom Münchner Surf-, Skate- und Snowboardladen SantoLoco.
Ähnliche Erfahrungen hat Blue Tomato seit der Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown gemacht: „Positive Zahlen verzeichnen wir im Bereich Skateboarding. Hier decken sich viele mit neuem Equipment ein“, so Vanessa Waldenhofer, Director of Marketing & Digital des österreichischen Online-Versenders mit 50 stationären Läden in fünf Ländern.
Auch im Norden Deutschlands laufen nur die Sportarten, die man angesichts der Abstandsregeln und in der nahen Umgebung ausüben darf – an der Küste neben dem Skateboarden auch Wind- und Kitesurfen sowie Standup-Paddeln. „Das Geschäft lief nach dem 20. April mit viel Traffic an, weil die Leute Bedarf nach Neopren, Trapezen und Zubehör hatten“, blickt Malte Simon von Surf Line Kiel zurück. „Was uns aber komplett weggebrochen ist, ist das Wellenreiten, weil die Grenze nach Dänemark zu ist.“
Ähnliches gilt in München, wo SantoLoco gewöhnlich seine Hauptumsätze mit dem Wellenreiten macht. „Wenn man nicht reisen darf und die Wellen in München dicht sind, hat man da wenig Geschäft“, so Ricardo Friesen.
Zur Gesamtlage resümiert Vanessa Waldenhofer: „Da unsere Shops in den meisten Märkten erst seit wenigen Tagen wieder geöffnet sind, können wir noch nicht wirklich Aussagen über die Verkäufe treffen – aber die ersten Umsätze stimmen uns positiv.“
Ricardo Friesen stellt dagegen fest, dass es seit der Wiedereröffnung noch nicht so laufe wie früher. Man spüre Verunsicherung. Dennoch ist er zuversichtlich gestimmt: „Mir ist aufgefallen, dass uns viele Leute supporten. Viele haben gemerkt, wie wichtig Läden wie unserer sind. Es gibt eine Tendenz, dass immer mehr Kunden vom Onlineshop weggehen und Beratung im Laden schätzen.“
Den Lockdown nutzten die Münchner, ihre „To-do-Liste“ im Laden abzuarbeiten: „Beispielsweise die Werkstatt neugestalten, Umkleidekabinen streichen oder das Lager aufräumen.“ Zusätzlich optimierten sie ihren Onlineshop, weil immer mehr Leute dort bestellten.
Auf einen Onlineshop konnte man in Kiel dagegen nicht zurückgreifen. Surf Line stellte beim Lockdown daher auf „Drive-in-Shop“ um, wie Malte Simon es nennt: „Die Leute bestellten per Telefon oder E-Mail. Wir legten ihnen die Ware auf unsere Terrasse, wo sie es abholten.“ Positiv lief auch das Geschäft mit Gutscheinen: „Das wurde sehr gut angenommen und ging von 50 bis 2000 Euro, da waren wir überrascht.“
Nicht zu retten waren dagegen die Snowboardverkäufe im März. „Ein Alptraum! Die Snowboard-Nachsaison, die Osterverkäufe – das war echt schlecht“, so Simon. Glücklich war er allerdings über die Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten: „Unsere Vertriebe haben sehr kooperativ reagiert. Da war ein großes Miteinander im Boardsport.“
Auch für Blue Tomato stellte der Lockdown eine „Herausforderung“ dar. Vanessa Waldenhofer betont allerdings: „Wir konnten gut reagieren, da wir uns bereits mit diversen Szenarien beschäftigt hatten. Aber natürlich standen wir auch unvorhersehbaren Challenges gegenüber.“
Eine wichtige Rolle spielte die interne Kommunikation, um alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die nächsten Schritte auf dem Laufenden zu halten. „Das war teils herausfordernd“, so Waldenhofer. „Weil wir Standorte in fünf Ländern haben, war ein enger Austausch mit den Ländern über die aktuelle Situation in den jeweiligen Standorten essenziell.“
Im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden ging Blue Tomato „verstärkt den digitalen Weg, um uns mit ihnen auszutauschen und in Kontakt zu bleiben“, so Waldenhofer. „Den Ausfall von Aktivierungen und Events versuchten wir durch gezielte Social-Media-Kommunikation zu kompensieren, z.B. ein ‚Game of Skate‘ mit einem unserer Teamrider oder die Produktion von #stayhome-Inhalten.“
Die weiteren Planungen geschehen nun laut Waldenhofer „noch mit Vorsicht. Konkret beabsichtigt sind Aktionen rund um den ‚Go Skateboarding Day‘ am 21. Juni – wir hoffen, dass wir bis dahin wieder gemeinsam skaten dürfen.“
Hoffnung auf ein Ende der Kontaktbeschränkungen macht sich auch Malte Simon: „Dann veranstalten wir ein After-Corona-Barbecue – ähnlich wie unser Saisonopening im Sommer und Winter, ‚Saufen und Kaufen‘.“ Geschäftlich setzt er auf eine erfolgreiche Sommersaison: „Ich vermute, dass der Urlaub in unseren Gefilden boomen wird. Das wird sich auf unser Business auswirken.“ SUP werde deutlich stärker werden, ebenso das Wakeboarden, sobald die Kabellifte wieder öffnen.
In München beschränkt man sich vorerst auf den Verkauf: „Wir haben weiter Mitarbeiter in Kurzarbeit und keine Zeit, Aktionen zu planen“, so Ricardo Friesen. „Wir bleiben erstmal vorsichtig!“
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