Running/16.06.2016

Fünf Gründe, warum es bei Marathon-Läufen mehr als nur Laufen geht

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„Wenn du einen Schwachpunkt besitzt, wird ein Marathonlauf es dich ganz genau wissen lassen“, sagt Marathon-Olympiasieger Frank Shorter und benennt damit einen der wichtigsten Gründe, warum Hunderttausende weltweit an den Start gehen. Der Marathon, das sind 42,195 Kilometer an freiwilligen Strapazen. Der Marathon ist weit mehr als Laufen.

Marathon, das ist mehr als nur Laufen.
Marathon, das ist mehr als nur Laufen.

Wenn im November der Marathon in New York ansteht, befindet sich die US-Metropole im Ausnahmezustand. Rund 100.000 Anmeldungen gibt es pro Jahr, rund die Hälfte der Interessenten wird auf die Strecke gelassen. Gemeinsam spulen die Aktiven in wenigen Stunden zwei Millionen Kilometer ab. Irrsinn für so manchen Zuschauer, Lebenselixier für viele der Läufer. Wer hier oder bei einem der anderen Marathons in aller Welt startet, will mehr als Laufen. Es geht um den persönlichen Erfolg des Ankommens, um Selbstüberwindung, um ein Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmung. Fünf Gründe, warum Marathon mehr ist als ein Laufsport:


Grund Nr. 1 – das Erleben von Körper und Geist

Die Britin Paula Radcliffe hat drei Mal den New-York-Marathon gewonnen, drei Mal triumphierte sie in London. In ihrer britischen Heimat holt sie sich 2003 auch den Weltrekord: 2:15:25 h für 42,195 Kilometer. Er hat bis zum heutigen Tag Bestand (13. Juni 2016). Zum Laufen über die lange Distanz sagt die ehemalige Weltklasse-Läuferin, die 2015 ihre aktive Laufbahn beendet hat: „Ich glaube, der Marathon ist ein Ereignis, bei dem du etwas über deinen Körper und deinen Geist lernst, und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob du 2:30 oder 5:30 rennst. Das wahrhaft Mächtige ist der Geist, denn dein Körper gibt meist bei Kilometer 30 auf, und dann ist es an deinem Geist, den Rest zu schaffen.“

Grund Nr. 2 – die existentielle Erfahrung

Laufen für Körper und Geist? Für das Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen? Ja, auch. Die meisten Erklärungen, warum Menschen mit dem Marathonlauf beginnen, gehen über den reinen Aspekt des Workouts und den Wunsch nach Fitness hinaus. So sieht der Berliner Psychologe Andreas Marlovitz Parallelen zur Religion: „Beim Marathon selbst laufen wir in eine Existenzerfahrung hinein. … Ähnliche existenzielle Situationen erleben wir in unserem sehr gesicherten Leben nur bei der Geburt eines Kindes und im Zusammenhang mit dem Sterben. Während des Marathonwettkampfes rettet man sich aus dieser Situation heraus, in dem man sich auf den Applaus der Zuschauer konzentriert und der Aufmunterung von Freunden überlässt. Man sucht sich von anderen Trost, ähnlich wie in der Religion …“

Grund Nr. 3 – Laufen für das Selbstwertgefühl

Wer etwas Außergewöhnliches erreicht hat, wird mit einem Strom an Glückshormonen belohnt. Es geschafft zu haben, ist einfach ein gutes Gefühl – das kein Läufer missen möchte. Verschiedene Studien, hier ausgewertet von Dr. Dr. med. Lutz Aderhold, belegen dies für den Langstreckenlauf in besonderer Weise. So kann der Marathon dabei helfen, mit einer Steigerung des Selbstwertgefühls Lebens- und Sinnkrisen besser zu meistern. Auch der Wunsch nach Gesundheit und Fitness, nach gemeinsamen Erlebnissen und nach Anerkennung spielt eine Rolle, wobei es große Unterschiede je nach Lauferfahrung, Alter und Geschlecht der Läufer gibt.




Grund Nr. 4 – das Event

Ob New York, Boston oder Chicago, Berlin, London oder Paris – Marathons sind inzwischen Mega-Events mit zehntausenden Teilnehmern und hunderttausenden Zuschauern. Kein anderer Laufsport kann etwas Vergleichbares bieten. Es ist ein großer Reiz, als Aktiver mit dabei zu sein. Vorbereitung und Vorfreude gelten dabei nicht nur dem Laufen selbst, sondern auch der Reise. Freunde und Bekannte werden informiert, in den sozialen Netzwerken Treffen vereinbart. Der Anfänger ist schnell in der Pflicht, der erfahrene Marathonläufer Teil einer wachsenden Community.

Grund Nr. 5 – Laufen für das Renommee

„Das war ein Marathon“, ist ein vielzitierter Satz. In den seltensten Fällen geht es dabei um den Laufsport selbst. Längst steht der Begriff sinnbildlich für das Erreichen eines Ziels nach einem langen und schwierigen Weg. Er steht für Erfolg und Durchhaltevermögen.

Tatsächlich können Marathonläufer von diesem Image profitieren, auch in ihrer Außenwirkung. In einer Bewerbung anzugeben, dass man Marathon läuft, erhöht die Erfolgschancen. Motivationstrainer Andreas Butz fasst es im „Zeit“-Interview wie folgt zusammen: „Läufer entwickeln eine Reihe positiver Eigenschaften: Sportler können sich gut motivieren, haben Ausdauer, gehen an ihre Grenzen, gelten als hartnäckig, willensstark, zielstrebig, fleißig und diszipliniert. Das sind alles Fähigkeiten, die im Job wichtig sind. Daneben macht Laufen zufrieden.“

Butz zufolge lässt sich der Vorteil von Marathonläufern umgedreht auch in Zahlen ablesen: Jeder zehnte Konzernlenker (DAX und MDAX) in Deutschland laufe regelmäßig Marathon, im Schnitt der Bevölkerung dagegen nur jeder 600ste.

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