Wintersport/30.12.2017

Sicherheit beim Skitourengehen: Branchenexperten erläutern ihr Kerngeschäft

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Sicherheit hat beim Skitourengehen im Gelände höchste Priorität. Abseits präparierter Pisten warten viele Unwägbarkeiten auf den Skifahrer. Adäquate Ausrüstung, Know-How in Geländebeurteilung, Wetter- und Schneekunde, eine gute Fitness sowie eine gesunde Selbsteinschätzung sind die Mindestanforderungen, die ein jeder Tourengeher mitbringen muss. Teil 3 der Skitouren-Serie: Was wichtige Ski-Brands zu einem erhöhten Sicherheitsbewusstsein im Gelände beitragen, erläutern Branchenexperten auf ISPO.com.

Skitouren und ihr Gefahrenpotential
Größte Fehlerquelle auf Skitour ist die Selbstüberschätzung.

Der Wintersport trägt die größte Gefahr schon fast im Namen: Schnee. Der ist wichtigste Grundlage und größter Fluch zugleich. Speziell wenn man sich abseits der Pisten bewegt, sind Lawinengefahr und plötzliche Wettereinbrüche große Unwägbarkeiten. Gute Vorbereitung einer jeder Tour ist unerlässlich.

Angefangen bei der Sicherheitsausrüstung, die den neuesten Sicherheitsstandards entsprechen sollte: Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), Schaufel, Sonde sind für jeden Skitourengeher Pflicht, ein Lawinenrucksack noch Kür, obwohl zahlreiche Tests dafür sprechen, dass die Überlebenschance durch das Tragen eines Lawinenrucksacks steigen. 

Verschiedenste Faktoren spielen bei der Planung und Durchführung einer Tour eine wichtige Rolle. Die gesunde Selbsteinschätzung des Könnens und Wissens steht ganz oben auf der Liste, weil menschliches Versagen die häufigste Unfallursache ist. Jeder Tourengeher sollte wissen, was und wie viel er sich zutrauen kann.

Objektive Gefahren abwenden durch konservative Tourenplanung

Die subjektiven Gefahrenquellen sind gut beeinflussbar, weil ein gesunder Menschenverstand schon das Schlimmste abwenden kann. Schwieriger wird es bei objektiven Gefahren wie Lawinen, Nebel, Eis, Dunkelheit, Schneebeschaffenheit, Gletscherspalten sowie Stein- und Eisschlag. Eine konservative Tourenplanung, die mit einem Blick in den Wetterbericht und dem Studieren des Lawinenlageberichts einhergeht, ist extrem wichtig. 

Entsprechende Erfahrung und Know-How kann sich jeder Tourengeher durch den Besuch von Lawinenkursen, über den Austausch mit Gleichgesinnten und natürlich durch das praktische Umsetzen im Gelände aneignen.

Branchen-Insights von neun Brands

Führende Ski-Unternehmen haben die Wichtigkeit des Themas Sicherheit längst erkannt: Es gehört zu ihrem Kerngeschäft. Wie gehen die Unternehmen mit dieser Verantwortung um? Branchenexperten erläutern, wie sie das Sicherheitsbewusstsein ihrer Kunden bei Touren im Gelände noch steigern wollen:

  • Black Diamond: Stephan Hagenbusch, Vice-President of International Sales
  • Dynafit: Alexander Nehls, International Marketing Director 
  • Fischer: Franz Föttinger, CEO
  • Hagan: Walter Wiesinger, Verkaufsleiter
  • Rossignol: Hilmar Bolle, Country Manager
  • K2 Sports: Stefan Stankalla, Sales-Manager K2 Skis
  • Mammut: Valentin Strohmaier, PR
  • Ortovox: Hendrik Reschke, Head of Communication
  • ABS: Michael Vogt, Marketingleiter

Black Diamond: Oberste Priorität ist es, dem Anwender die sichersten Produkte bereitzustellen

Black Diamond Equipment ist ein Hersteller von Kletter-, Ski- und Bergsportausrüstung mit Sitz in Utah, USA. Das Unternehmen wurde 1954 gegründet und unterhält auch globale Niederlassungen in Innsbruck, Österreich, und Zhuhai, China.

Stephan Hagenbusch, Vice-President of International Sales: „Seit Jahren ist Black Diamond ein führender Hersteller für die Lawinensicherheitsausrüstung. Hier liegt die oberste Priorität von Black Diamond, dem Anwender die besten und sichersten Produkte für den jeweiligen Anwendungsbereich zu entwickeln und bereitzustellen. 

Genauso wichtig ist aber die richtige Anwendung der Produkte – als essentiell erachten wir dabei Ausbildungsmaterial zum Produkt sowie die Schulung der richtigen Anwendung durch geschultes Personal im Fachhandel sowie Bergführer. Dies gilt für jegliche Sicherheitsausrüstung von Black Diamond.“

Alexander Nehls, International Marketing Director, Dynafit
Alexander Nehls, International Marketing Director, Dynafit.
Bildcredit:
Dynafit

Dynafit: Bei unseren Testevents wird die richtige Ausrüstung immer proaktiv geprüft

Dynafit Sports GmbH ist eine Bergsport- und Skitourenspezialist mit Hauptsitz in München. Seit 2003 ist Dynafit Teil der Salewa Gruppe/ Oberalp Group und beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter.

Alexander Nehls, International Marketing Director: „Dynafit selbst hat kein direktes Sicherheitsequipment wie Lawinenschaufel, LVS-Gerät oder Sonde im Portfolio. Hier gibt es bereits viele Spezialanbieter mit guten Produkten. Aber natürlich leisten auch wir unseren Beitrag. 

Bei unseren Skitouren oder Testevents wird die richtige Ausrüstung immer proaktiv angesprochen und geprüft. Das notwendige Sicherheitsequipment wird bei allen unseren Aktionen erwähnt. Unsere Bindungen lösen, bei richtiger Einstellung, direkt aus, um Verletzungen zu vermeiden oder ein schnelles „Aufschwimmen“ in der Lawine zu ermöglichen. In unseren Jacken sind auch immer die Notfallnummern eingedruckt, um schnell Hilfe rufen zu können.“

Fischer: Sicherheitsstandards werden bei allen Produkten eingehalten

Die Fischer Sports GmbH stellt Artikel für den alpinen und nordischen Skisport her. Die Firmenzentrale befindet sich in Ried im Innkreis, wo das Unternehmen mehr als 450 Mitarbeiter beschäftigt.

Franz Föttinger, CEO: „Wir achten bei allen unseren Produkten darauf, die gängigen Sicherheitsstandards einzuhalten, um unsere Kunden am Berg bestmöglich zu schützen bzw. die notwendige Zuverlässigkeit der Produkte zu garantieren.“

Hagan: Es ist wichtig, Menschen für alpine Gefahren zu sensibilisieren

Der Wintersportartikelhersteller Hagan entwickelt und vertreibt Tourenski, Bindungen sowie Zubehör. Firmenstandort des Familienunternehmens ist Antiesenhofen in Oberösterreich.

Walter Wiesinger, Verkaufsleiter: „Es ist wichtig, die Menschen für die alpinen Gefahren zu sensibilisieren und vorzubereiten. Auch hier kommen unsere Camps wieder ins Spiel, wir wollen Tourengeher dabei unterstützen und ihnen das nötige Wissen durch erfahrene Bergführer theoretisch und praktisch vermitteln.“

Rossignol: Ein "Geländeführerschein" wäre angebracht

Das Unternehmen Rossignol ist ein Ski- und Snowboardspezialist mit Sitz im französischen Saint-Jean-de-Moirans. 2005 schloss sich das 1907 gegründete Unternehmen mit Quiksilver Inc. zusammen. Seinen deutschen Sitz hat Rossignol in Saarbrücken.

Hilmar Bolle, Country Manager: „Wir sehen diese Entwicklung durchaus kritisch. Die gesamte Industrie bringt den „unwissenden“ Kunden direkt an das Erlebnis Tiefschnee heran. Sie zeigt dem Kunden im Normalfall nur die schönen, gefahrlosen Facetten auf. Die Begehrlichkeit wird geweckt, die damit verbundenen Gefahren werden jedoch ausgeblendet. Ein „Geländeführerschein“ wäre hier sicherlich angebracht um die Sicherheit im freien Gelände zu gewährleisten.“

K2 Skis: Wichtig ist auch der sichere Umgang mit dem eigenen Material

K2 Sports ist ein im Jahre 1961 als K2 Inc. auf Vashon Island, nahe Seattle, USA, gegründetes Unternehmen, welches Ski, Inline-Skates, Snowboards und Mountainbikes herstellt. K2 Skis ist Gesamtanbieter für den Alpinsport- und Tourenbereich.

Stefan Stankalla, Sales-Manager K2 Skis: „Sicherheit spielt für uns eine sehr große Rolle. Wir legen den Tourengehern und Freeridern auch ans Herz, sich entsprechend auszurüsten, und – noch wichtiger – sich auch auszubilden. Mit BCA haben wir eine zuverlässige Marke im Portfolio, die alles zum Thema Sicherheit im Back Country anbietet. 

Wichtig ist eben aber nicht nur die Ausrüstung, sondern vor allem auch der sichere Umgang mit dem eigenen Material. Hier unterstützen wir Organisationen wie SAAC, Check your Risk, Risk´n Fun und bieten auch Kurse mit unseren Bergschulen und -führern an.“

Mammut ist eines der führenden Unternehmen im Snow Safety-Bereich

Die Mammut Sports Group AG ist ein Schweizer Hersteller von Berg- und Trekkingausrüstung mit Sitz in Seon, Schweiz. Das Unternehmen mit 465 Mitarbeitern wurde 1862 gegründet.

Valentin Strohmaier, PR: „Mammut ist eines der führenden Unternehmen im Snow Safety-Bereich. Mit dem Komplett-Angebot, das Lawinenrucksäcke, Lawinenschaufeln, Sonden und das Barryvox S LVS umfasst, bietet Mammut Tourengehern und Freeridern eine Vielzahl von Produkten, die auf Touren und Abfahrten ein höchstmögliches Maß an Sicherheit gewährleisten.“

Ortovox konzentriert sich nicht nur auf innovative Produkte, sondern auch präventive Maßnahmen

Die ORTOVOX Sportartikel GmbH hat sich auf Bergsport spezialisiert und produziert LVS-Geräte, Rucksäcke, Lawinennotfallausrüstung und Sportbekleidung aus Merinowolle und Schweizer Wolle. Das Unternehmen beschäftigt 45 Mitarbeiter und hat seinen Sitz in Taufkirchen bei München.

Hendrik Reschke, Head of Communication: „Schutz ist unser zentraler Markenkernwert bei Ortovox. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf innovative Produkte, sondern auch auf präventive Maßnahmen. 2008 haben wir die Safety Academy gegründet, ein Verbund von fast 30 Bergschulen im gesamten Alpenraum, die einheitliche und extrem hochwertige Schnee- und Lawinenkunde-Kurse anbietet.

Neben den knapp 250 kostenpflichtigen Kursen jeden Winter, bieten wir im Rahmen der Safety Nights ca. 400 kostenlose Kompaktkursplätze an, ermöglichen dem Kunden aber auch, sich durch eine digitale Lernplattform, das Safety Academy Lab, oder durch unsere kostenlose Lawinenfibel, dem Safety Academy Guide Book, daheim mit Sicherheitsaspekten zu befassen.

Neben diesen Beispielen sind Lawinennotfallprodukte seit der Gründung 1980 unsere Wurzeln, die wir Jahr für Jahr mit neuen Innovationen pflegen. Dazu gehörten zuletzt unser extrem leichter Lawinenairbag AVABAG, umfassende Schaufel- und Sondensortimente oder Erste Hilfe Päckchen und Biwaksäcke, die mit viel Liebe und Perfektion entwickelt wurden.“

ABS: Der Lawinenairbag soll für das Thema Sicherheit sensibilisieren.

Die ABS Protection GmbH entwickelt und produziert seit Mitte der 1980er Jahre Sicherheitsausrüstung für Skitourengeher, Snowboarder und Ski-Freerider. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Grafing bei München und fertigt bis heute ausschließlich in Bayern. 

Michael Vogt, Marketingleiter: „Sicherheit ist für uns oberstes Gebot. Wir arbeiten mit viel Ehrgeiz daran, mit unserem Lawinenairbag Einsteiger und Fortgeschrittene, bzw. auch ganze Gruppen für das Thema Sicherheit zu sensibilisieren. Gerade im Bereich Freeriden gehen immer mehr unerfahrene Menschen ins Gelände. Wir planen hier Lösungen, die vielfältig Support leisten, sobald eine gefährliche Situation entstehen könnte.“

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