Autor:
Andrés Martin-Birner

Bike24-CEO Andrés Martin-Birner

Das Miteinander ist wichtig für die neue Mobilität

Andrés Martin-Birner gehörte vor zwei Jahrzehnten zu den Gründern von Bike24. Seit dem Börsengang 2021 ist er CEO des international wachsenden Spezialisten für alles rund ums Biken sowie Outdoorbekleidung. In der ISPO.com-Serie „Challenges of a CEO“ fordert Martin-Birner ein Miteinander statt Gegeneinander, um die Mobilität der Zukunft voranzutreiben. Und er spricht auch über Kompromisse, Kopfschmerzen, Engpässe und Leidenschaft.

Bike24-CEO Andrés Martin-Birner

Mein Name ist Andrés Martin-Birner, und ich habe vor 20 Jahren mit zwei Freunden in Dresden Bike24 gegründet. Radfahren war schon als Sportler immer meine große Leidenschaft, und genau diese Einstellung wollen wir auch mit unserem Unternehmen transportieren. Leidenschaft ist aus meiner Sicht im gesamten Sport-Business eine der wichtigsten Grundlagen für den Erfolg. Und genau dieses „Brennen“ für das Thema Bike und für unsere Kundinnen und Kunden ist international eine der wichtigsten Voraussetzungen bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem stark wachsenden Unternehmen.

Technologie von AutoStore: Modernes Logistik-Zentrum in Dresden

Kurz nach unserem Jubiläum haben wir Anfang Juli unseren ersten Service Point außerhalb von Dresden eröffnet. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden an diesem Standort Reparatur-Service, Beratung, Bike-Sizing und Pickup von bestellten Fahrrädern sowie anderen Produkten aus unserem Sortiment an. Damit verknüpfen wir Online-Handel mit Offline-Service und wollen der „Place2be“ für unsere wachsende Berliner Community sein. Auch neu in diesem Jahr: Im März starteten wir erstmals eine Omnichannel-Imagekampagne, mit der wir uns als die Biking-Marke für alle diejenigen positionieren, die beim Online-Einkauf rund ums Fahrrad weniger Kompromisse machen und dafür mehr Zeit im Sattel verbringen möchten.

Gut erkennbar: Paket mit Bike24-Banderole

„Teamgeist“ mit einem Dirigenten

Besonders wichtig für den Erfolg eines Unternehmens ist für mich auch das Thema Teamgeist. Wir haben die Firma seit ihrer Gründung 2002 lange in einem kollegialen Dreier- beziehungsweise Vierer-Team gemeinsam geführt. Durch unseren Börsengang 2021 gab es einen großen Wandel, erst seitdem bin ich CEO. Natürlich wird deshalb besonders geschaut, ob wir das weiterhin gemeinschaftlich wie bisher hinbekommen. Ich bin felsenfest überzeugt, dass man nur im Team gewinnen kann. Dabei sehe ich mich in der Rolle als dienender und coachender Dirigent. Als einen, der auch mal einen Fehler machen und das zugeben kann.

Die Geschäftsführung von Bike24

Ehrlichkeit und Offenheit nach innen und außen

Das ist auch etwas, was ich an mein gesamtes Team weitergeben will: Ehrlichkeit und Offenheit in unserer Firma und Kundinnen und Kunden gegenüber sind eine weitere wichtige Basis für den Erfolg. Die Botschaft ‚Auch bei uns läuft mal etwas schief‘ ist wichtig, um Vertrauen aufzubauen. Dann gibt es als Entschuldigung zum Beispiel einen Gutschein. Die große Zahl an treuen Kundinnen und Kunden zeigt uns, dass wir mit den Grundtugenden Leidenschaft, Teamgeist, Ehrlichkeit und Offenheit – neben unserem riesigen Angebot, der schnellen Lieferung und attraktiven Preisen – richtig liegen.

Alles in Blau zum Börsengang 2021

Bratwürste und Waffeln für den Zusammenhalt

Diese DNA unseres Unternehmens intern in Pandemie-Zeiten zu transportieren, ist eine echte Herausforderung und hat mir so manchen Kopfschmerz verursacht. Wir sind in Corona-Zeiten, in den letzten zwei Jahren, extrem gewachsen. Die meisten neuen Teammitglieder kenne ich nur virtuell. Um Entscheidungen zu transportieren, muss man in den virtuellen Meetings viel erklären. Umso schöner war es, dass wir nach der weitgehenden Aufhebung der Corona-Beschränkungen sowohl bei einem kleinen Grillfest als auch anlässlich unseres 20. Geburtstags mit der Belegschaft zusammenkommen konnten. Bei der Jubiläumsfeier waren sogar viele Familien der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, so dass wir am Ende über 550 Gäste zählten.

Teamevent bei Bike24

Wie man Lieferengpässe übersteht

Corona hat uns wie die meisten Firmen durch Unterbrechungen der Lieferketten getroffen. Man konnte wegen der großen Fahrradnachfrage schon vorher nicht den Großhändler ad hoc anrufen und eine große Anzahl Bikes sofort ordern. Aber die Hafenschließungen in China, die regionalen Lockdowns oder auch der im Suezkanal steckengebliebene Riesenfrachter haben die Situation verschärft. Wir konnten das teilweise durch langfristige Planungen ausgleichen. Außerdem profitieren wir von langfristigen Partnerschaften. Die Situation, dass die meisten Hersteller und Komponentenzulieferer in unserer Branche in Asien beheimatet sind, wird sich aber nicht von heute auf morgen ändern. Es gibt zwar wieder mehr Fahrradhersteller aus Europa, aber die internationale Abhängigkeit ist groß. Deshalb ist es wichtig, flexibel zu agieren und den Kundinnen und Kunden die größtmögliche Auswahl unter diesen Voraussetzungen zu bieten.

Corona hat auch die Lieferketten bei Bike24 beeinträchtigt

Erst am Anfang der Megatrends Nachhaltigkeit und New Mobility

Trotz aller Probleme haben Corona sowie aktuell die steigenden Kosten an den Tankstellen auch dazu beigetragen, diesen Wandel hin zum nachhaltigen Verkehrsmittel Fahrrad zu beschleunigen. Viele sind aufs Rad umgestiegen. Es gibt inzwischen mehr als 80 Millionen Räder in Deutschland – also genauso viele, wie es Menschen hierzulande gibt. Ein Drittel davon nutzt sein Fahrrad regelmäßig. Aber die Megatrends hin zu mehr Nachhaltigkeit und zu einer neuen Art der Mobilität stehen erst am Anfang. In Sachen Energiequellen und Kreislaufwirtschaft muss noch sehr viel passieren. Und auch die Rahmenbedingungen fürs Fahrradfahren müssen sich national wie international verbessern: zum Beispiel durch sicherere Fahrradwege oder auch spezielle Fahrradgaragen.

Börsengang 2021: Andrés Martin-Birner (links) vor der Frankfurter Börse

Große Ziele kann man nur im Miteinander erreichen

Der Ausbau der Infrastruktur darf aber kein Gegeneinander der unterschiedlichen Verkehrsmittel sein. Auch das Auto wird weiterhin gebraucht, zum Beispiel auf dem Land. Wenn man Pop-Up-Radwege aufmacht, darf man die Interessen des Einzelhandels nicht vergessen. Nur so bekommt man eine weitreichende Akzeptanz. Große Ziele kann man nur im Miteinander erreichen.

Mitarbeiter*innen und Kund*innen eint eine Leidenschaft: Fahrradfahren
Neue Bike24-Werbebotschaft: „Weniger Kompromisse, mehr…“

Neue Sprachen, neue Zielgruppen, alte Leidenschaft

Die Kundinnen und Kunden immer in den Mittelpunkt zu stellen, ist vielleicht das wichtigste Geheimnis für ein erfolgreiches Unternehmen. Dazu gehört bei einer international wachsenden Firma wie uns auch, dass wir sie in ihrer Muttersprache ansprechen. Wir haben deshalb kürzlich auch lokalisierte Shops in Frankreich und Italien gelauncht und planen die weitere Expansion in Europa. Auch das ist ein Teil dessen, was unsere Werbekampagne mit dem Slogan „Weniger Kompromisse, mehr…“ ausdrücken soll. Unsere Kundinnen und Kunden sollen einfach mehr Zeit für ihre Leidenschaft haben. Das Radfahren.

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